Schockierende Studie aus den Niederlanden
18 Milliarden Nutztiere landeten 2019 auf dem Müll statt auf dem Teller
Ein Team aus Wissenschaftlern der Universität Leiden in den Niederlanden hat eine Studie veröffentlicht, deren Ergebnis sprachlos macht: 2019 sind weltweit 18 Milliarden Nutztiere getötet worden, nur um dann auf dem Müll statt auf dem Teller zu landen.
Eine schier unvorstellbare Zahl: 18 Milliarden Nutztiere sind laut einer Studie aus den Niederlanden im Jahr 2019 getötet und entsorgt worden: Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Puten und Hühner, die wichtigsten Nutztierarten in der Fleischproduktion, wurden geschlachtet und gingen dann im großen Stil auf dem Weg der Lebensmittelversorgungskette verloren. Die im Fachblatt «Sustainable Production and Consumption» publizierten Zahlen sind enorm. 52,4 Millionen Tonnen knochenfreies, essbares Fleisch, oder anders: Ein Sechstel der weltweiten Fleischproduktion für den Müll. Während, laut Welthungerhilfe, ein Drittel der Weltbevölkerung mit Unterernährung zu kämpfen hat.
Juliane Klaura und ihr Team von der Universität Leiden verwendeten für die Studie bewusst Zahlen aus dem Jahr 2019, um pandemiebedingte Auswirkungen auf Produktion und Konsum ausschließen zu können. Das Ergebnis machte deutlich, dass die Gründe für die Verschwendung je nach Region unterschiedlich sind. „In Entwicklungsländern entstehen Verluste meist schon am Anfang des Prozesses, etwa weil Nutztiere bei der Zucht an Krankheiten sterben oder weil Fleisch bei Lagerung oder Transport verdirbt“, erklärt Juliane Klaura in einer Meldung der Universität Leiden.
Nicht die Erzeuger, sondern die Verbraucher in der Verantwortung
Anders stellt sich die Situation in Industrieländern dar. Auch dort geht sehr viel Fleisch verloren, jedoch sind es seltener die Erzeuger, sondern die Konsumenten selbst, die das Fleisch verschwenden, so Klaura weiter. Supermärkte legen demnach zu große Vorräte an Fleisch an, von denen vieles wieder vernichtet werden muss. Restaurants servieren zu üppige Portionen und Verbraucher werfen Fleisch in den Müll, sobald dessen Verfallsdatum überschritten wird.
„Die Vereinigten Staaten schneiden besonders schlecht ab, ebenso wie Südafrika und Brasilien.“ Laut der Studie, die Juliane Klaura und ihr Team erstellt haben vergeudet ein US-Amerikaner im Schnitt 7 Tierleben pro Jahr. Für Südafrika kommt die Studie sogar auf 8, in Brasilien auf 5 Tierleben im Jahr. Indien wiederum verschwendet vergleichsweise wenig Fleisch, hier kommt die Studie auf ein halbes Tierleben pro Jahr und Einwohner.
Tierschutz und Klimaschutz gehört zusammen
Bei der Studie ist es den Autoren wichtig zu betonen, dass es bei einer Reduktion der Fleischverschwendung nicht nur um das Wohlergehen der Tiere selbst geht, sondern auch um die gewaltigen Auswirkungen auf das Klima. Fast 15 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen ist, laut Daten der UN, auf die Tierhaltung zurückzuführen. Wenn es also gelänge, so die Studie weiter, die Fleischverluste zu minimieren, müssten deutlich weniger Tiere gehalten werden, was unmittelbar zu einer Senkung der Treibhausgas-Emissionen führen würde.
Einen allgemeingültigen Ansatz, die Fleischverschwendung zu reduzieren, kann es keinen geben: „In den Entwicklungsländern geht es eher darum, Bedingungen für die Tiere und die Lagerung sowie den Transport von Fleisch zu verbessern. In den westlichen Ländern wird eine Verhaltensänderung den Unterschied ausmachen.“ sagt Klaura.
18 Milliarden entsorgte Nutztiere, aufgeschlüsselt nach Tierarten:
74,1 Millionen Rinder (0,4 %)
188 Millionen Ziegen (1,1 %)
195,7 Millionen Schafe (1,1 %)
288,8 Millionen Schweine (1,7 %)
402,3 Millionen Puten (2,2 %)
16.800 Millionen Hühner (93,6 %)
Wie schwierig das ist, darüber sind sich Juliane Klaura und ihr Team bewusst: „Die Menschen regen sich leicht auf, wenn es darum geht, ihre Ernährung umzustellen.“ Derartige Debatten werden immer schnell emotional, weiß Klaura und verweist dabei auf die Situation in ihrem Heimatland Deutschland. Es führt zu dem Gefühl, man wolle den Menschen etwas wegnehmen. Gerade diese Emotionalität macht es der Politik schwer, rationale Lösungen zu finden. Klaura äußert jedoch Hoffnung: Es kann hilfreich sein, klarzustellen, dass Milliarden der jedes Jahr getöteten Tiere nicht einmal gegessen werden. Dies könnte ein wichtiger erster Schritt in Richtung positiver Maßnahmen sein.
fl