Blockabfertigung, Ferien und gesperrte Ausweichrouten
Lange Wartezeiten und schwere Unfälle in Tirol: Auf Stau-Pfingsten folgt noch mehr Stau
Wer am Pfingstwochenende in den Süden wollte, brauchte oftmals starke Nerven. Vor allem in Tirol waren die Straßen gut bzw. überfüllt - es herrschte dichter Reiseverkehr. Auch schwere Unfälle waren keine Seltenheit. Allein die Tiroler Polizei beklagt 85 Verletzte. Und auch das erste Juni-Wochenende dürfte für viele Verkehrsteilnehmer wieder zur Geduldsprobe werden.
Region/Tirol - Bereits am frühen Freitagnachmittag und ab Samstagvormittag setzte auf der A12 Inntalautobahn und A13 Brennerautobahn starker Reiseverkehr in Richtung Italien ein. Auch auf der A8 und A93 machte sich die Reiselust bemerkbar, zudem sorgten die Blockabfertigung an der Grenze zu Kufstein zu Wochenendbeginn wie so häufig für Verkehrsbehinderungen. Vom intensiven Reiseverkehr waren auf österreichischer Seite auch die B179 Fernpassstraße und die B177 Seefelder Straße betroffen. Insgesamt kam es zu zahlreichen Zeitverlusten für Autofahrer.
Stau-Ausweichrouten in Tirol gesperrt
Am Samstagvormittag kam es insbesondere westlich von Innsbruck zu Verkehrsbehinderungen aufgrund des Zulaufes von der Fernpassroute bzw. über den Zirler Berg. Auch war die B182 Brennerstraße im Wipptal stark vom Reiseverkehr in Richtung Süden betroffen. Der „unberechtigte Ausweichverkehr wurde aufgrund der verordneten Abfahrverbote“ von der Straßenaufsicht des Landes Tirol mit Unterstützung der Polizei nach entsprechender Kontrolle auf die Autobahn zurückgeführt. Dies verstärkte die Situation auf der Autobahn zudem, was für lange Wartezeiten am Brenner führte. Am Samstagnachmittag entspannte sich die Situation etwas, wie eine Sprecherin des ADAC angab.
Tirol: Stau-Ausweichrouten gesperrt
In Tirol sind an allen Wochenenden bis Mitte September entlang der Inntalautobahn A12 in den Bereichen Kufstein und Innsbruck die Stau-Ausweichrouten für den Durchgangsverkehr gesperrt. Reisende von und nach Italien müssen deshalb auch bei einem Stau auf der Autobahn bleiben.
Am Pfingstsonntag herrschte dann neuerlich sehr dichter Reiseverkehr in Richtung Süden, besonders betroffen waren dabei die B179 vom Grenztunnel Füssen bis nach Nassereith, die B177 Seefelder Straße und wiederum der Zulauf von der A12 auf die A13 im Großraum Innsbruck. Zudem kam es aufgrund des schönen Wetters auf allen wesentlichen Straßenzügen Tirols zu starkem Ausflugsverkehr.
Tirol zeigt sich zufrieden
Trotz des extremen Zulaufs zeigt sich die Landespolizeidirektion Tirol insgesamt zufrieden. „Aus Sicht der Tiroler Verkehrspolizei hielten sich die Verkehrsbehinderungen trotz starken Reiseverkehrs im Großen und Ganzen in Grenzen – einen wesentlichen Beitrag dazu leisteten die Kontrolltätigkeit der Polizei, sowie die Abfahrverbote des Landes und die LKW-Dosierung in Kufstein“, heißt es in einer Stellungnahme.
Blockabfertigung auch in dieser Woche
Um den Gesamtverkehr innerhalb Tirols „bestmöglich flüssig halten zu können“, finden auch in dieser Woche wieder mehrere Lkw-Blockabfertigungen an der Grenze zu Kufstein statt. Geplant sind Dosierungsmaßnahmen am Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Montag.
Im Zuge des starken Verkehrsaufkommens zwischen Freitag und Pfingstmontag ereigneten sich zum Teil auch schwere Unfälle. Aufgrund des schönen Wetters in Verbindung mit starkem Ausflugsverkehr stieg die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. „Bei den von der Polizei zu bearbeitenden Verkehrsunfällen waren als Hauptunfallursache einmal mehr die nicht angepasste Geschwindigkeit, Vorrangverletzungen, Unachtsamkeit, Alkohol und Fahrfehler festzustellen“, so die Tiroler Polizei.
| Jahr | Unfälle mit Verletzten | Zahl der Verletzten | Zahl der getöteten Personen |
| 2023 | 76 | 85 | 0 |
| 2022 | 54 | 66 | 1 |
Am Pfingstwochenende ereigneten sich in Tirol insgesamt 15 Motorradunfälle mit 16 Verletzten. Dies bedeutet im Vergleich zum vorjährigen Zeitraum (5 Motorradunfälle mit 5 Verletzten) deutlich mehr Unfälle mit einspurigen Fahrzeugen. Jedoch war in diesem Jahr zum Vergleich zum Vorjahr (2022: 1 Toter) kein tödlicher Motorradunfall zu verzeichnen.
Lebensgefährliche Verletzungen
Der schwerste Unfall ereignete sich am 27. Mai im Gemeindegebiet von Ried im Zillertal auf der B 169 Zillertalstraße im sogenannten „Märzentunnel“, bei dem ein 22-jähriger Einheimischer mit seinem Auto aus unbekannter Ursache auf die Gegenfahrbahn geriet und dabei frontal gegen einen entgegenkommenden Wagen prallte. Der Unfallverursacher erlitt dabei lebensbedrohliche Verletzungen.
Deutscher Motorradfahrer verunfallt
Ein schwerer Motorradunfall ereignete sich ebenfalls am 27. Mai im Felbertauern-Tunnel im Gemeindegebiet von Matrei in Osttirol, bei dem ein ebenfalls 22-jähriger deutscher Motorradfahrer laut derzeitigen Ermittlungsstand eine vor der Mautstation langsam fahrende Fahrzeugkolonne übersah und in weiterer Folge gegen das letzte, noch in Schrittgeschwindigkeit fahrende, Fahrzeug prallte. Der Motorradlenker wurde unbestimmten Grades verletzt.
Über 6.000 Geschwindigkeitsdelikte allein in Tirol
Doch nicht nur wegen schweren Unfälle waren die Beamten in Tirol gefordert. Allein wegen Alkohol- und Drogendelikten am Steuer wurden 18 Führerscheine abgenommen. Zudem waren viele Verkehrsteilnehmer - über 6.000 - zum Teil deutlich zu schnell unterwegs.
Eine Übersicht der Kontrollen:
| 2023 | 2022 | |
| Alkotests | 3244 | 2527 |
| Alkoholdelikte | 74 | 76 |
| Suchtdelikte | 8 | 5 |
| Geschwindigkeitsdelikte | 6058 | 6558 |
| Führerscheinabnahmen | 37 | 28 |
ADAC befürchtet viel Verkehr im Süden
Nach dem ersten Stauwochenende zu Pfingsten müssen sich Urlauber auch am ersten Juni-Wochenende vor allem im Süden Deutschlands und in den Alpenländern auf Staus einstellen, ist sich der ADAC sicher. Demnach bestehe vor allem in Bayern erhöhte Staugefahr. Während Bayern und Baden-Württemberg in die zweite Woche der Pfingstferien starten, gehen im Saarland die Ferien zu Ende und in Rheinland-Pfalz dauern sie noch bis zur Wochenmitte an.
„In Deutschland gibt es derzeit 1270 Autobahn-Baustellen. Rund um die Baustellen ist vor allem bei starkem Verkehr eine Menge Geduld mitzubringen. Einige Baustellen machen auch Vollsperrungen erforderlich“, schreibt der ADAC.
Brenner, Tauern, Gotthard: Staus im Ausland
Im benachbarten Ausland müssen sich dem ADAC zufolge Reisende vor allem wieder auf den klassischen Urlaubsstrecken in Österreich und der Schweiz auf Staus und Zeitverluste einstellen: Betroffen sind die Tauern-, Inntal-, Rheintal- und Brennerautobahn sowie die Gotthard-Route.
Mit lebhaftem Ausflugsverkehr ist zudem auf den Zufahrtsstraßen der Ausflugsregionen im untergeordneten Straßennetz der Alpenländer zu rechnen. Dazu zählen etwa die Kärntner Seen, das Salzkammergut und der Neusiedlersee in Österreich sowie die Erholungsgebiete der Schweizer Kantone Tessin und Wallis. Aber auch auf den Fernstraßen zu den kroatischen Küsten braucht man viel Geduld.
Auf den Passstraßen in den Alpenländern enden jetzt auch immer mehr Wintersperren. Reisende sollten sich vor Fahrtantritt über die aktuelle Lage informieren. Je nach Witterung kann ein Pass auch wieder kurzfristig gesperrt werden. Wegen Bauarbeiten ist zudem der Arlbergtunnel in Österreich bis Anfang Oktober gesperrt. Autofahrende müssen über den Arlbergpass ausweichen.
mz
Rubriklistenbild: © Peter Kneffel/dpa/Symbolbild