Warum sich Mut bezahlt macht
Alleine reisen – diese positiven Effekte kann das Solo-Abenteuer haben
Seid Ihr schon mal alleine verreist? Ein Solo-Trip kann einen vor Herausforderungen stellen, dafür wird man aber auch mit positiven Effekten belohnt.
Ihr wolltet schon immer an ein ganz bestimmtes Reiseziel – doch keiner Eurer Freunde hat die Zeit, sich Euch anzuschließen? Vielleicht ist das für Euch die Gelegenheit, das alleine Reisen auszuprobieren. Viele Menschen kostet es zunächst Überwindung, alleine an einen fremden Ort zu reisen, doch man wird mit vielen positiven Effekten belohnt.
Freiheit und interkultureller Austausch
Alleine Reisen hat einen starken Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung, weiß die Psychologin Sarah Lisa Bredero. Sie berät über ihre Online-Praxis Expats, Digitale Nomaden und auch Reisende - ihr Spezialgebiet ist interkulturelle Kommunikation. An erster Stelle stehe bei vielen Alleinreisenden die Freiheit: ist man ohne einen Reisepartner unterwegs, kann man frei entscheiden, worauf man Lust hat und was man machen möchte – eine Gelegenheit, sich mit seinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen auseinander zu setzen, und sie sich selbst zu erfüllen.
Doch wer alleine reist, der bleibt selten ganz allein: Oft lernt man als Solo-Traveller sogar leichter Menschen kennen, als wenn man zu zweit oder gar in einer Gruppe unterwegs ist. Hat man einen Reisepartner an der Seite, gibt es weniger Gründe, auf neue Menschen zuzugehen – alleine hat man, wenn man sich gerne austauschen möchte, fast keine andere Wahl, als jemanden anzusprechen.
Aber nicht nur der Kontakt zu anderen Reisenden fällt leichter, sondern auch die Begegnungen mit Einheimischen und der dortigen Kultur. Ist man alleine unterwegs, fallen einem andere Menschen nicht nur mehr auf, man ist selbst auch einladender für eine Kontaktaufnahme, als zum Beispiel eine große Reisegruppe. Bredero betont, dass es aber natürlich auf noch mehr ankommt, zum Beispiel auf die eigene Körpersprache: „Wenn man die ganze Zeit nur mit gesenktem Kopf durch den Tag läuft, wird man eher nicht angesprochen. Aber wenn man eine offene Körpersprache hat, andere Menschen auch mal anlächelt, aufmerksam durch die Gegend guckt und nicht nur aufs Smartphone - dann treten andere viel schneller mit einem in Kontakt.“
Negative Situationen alleine überwinden – und daraus gestärkt hervorgehen
Trotzdem ist man als Alleinreisender natürlich primär auf sich selbst angewiesen – wird man zum Beispiel krank, hat man keinen Partner an der Seite, der sich um einen kümmert. Fällt eine gebuchte Flugverbindung aus und strandet man an einem fremden Flughafen, ist man auch in dieser Situation auf sich selbst gestellt. Doch selbst aus diesen Schwierigkeiten kann man gestärkt hervorgehen. So hat man als Alleinreisender die Möglichkeit, eine Überzeugung von Selbstwirksamkeit aufzubauen. Selbstwirksamkeit bedeutet, dass man davon überzeugt ist, aufgrund eigener Stärken und Kompetenzen auch schwierige Situationen meistern zu können. Nimmt man sich als selbstwirksam wahr, hat das positive Einflüsse auf zahlreiche Bereiche der Psyche und des Lebens. So konnten Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die sich als selbstwirksam wahrnehmen, oftmals erfolgreicher sind und von einer stärkeren Resilienz gegenüber Rückschlägen profitieren.
Noch einmal kurz zusammengefasst: Alleine reisen lässt einen im besten Fall...
- Sich frei fühlen und ganz auf seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse eingehen,
- Leichter mit anderen Reisenden und Einheimischen in Kontakt treten und
- Sich ein Gefühl der Selbstwirksamkeit aufbauen, von dem man auch abseits der Reisen profitiert.
So wird Euer Solo-Trip zum Erfolg
Trotzdem stellt einen das alleine Reisen auch vor besondere Herausforderungen – es bedarf also ein wenig zusätzlicher Planung, damit Euer Solo-Trip ein richtig gutes Erlebnis wird. Diese Fragen solltet Ihr Euch vor Eurer Reise stellen:
- Was möchte ich erleben? Lieber Entspannung am Strand und in einem luxuriösen Hotel, oder Abenteuer-Urlaub und Hostel? Bevor man eine Reise alleine antritt, sollte man sich im Klaren darüber sein, was man von dem Trip erwartet – und die Reise dann entsprechend gestalten.
- Welche Kultur erwartet mich? Andere Länder, andere Sitten: Um sich in einer ungewohnten Kultur sicher zu fühlen, sollte man sich davor mit den Gepflogenheiten auseinandersetzen. Was zieht man an, wie begrüßt man sich, was sind Eigenheiten? Auch das Lernen einiger wichtiger Begriffe und Sätze in der Landessprache kann von Vorteil sein.
- Wer sind meine Ansprechpartner? Auch wenn man alleine verreist, kann man via Telefon auf die daheimgebliebenen Kontakte zurückgreifen – und das kann in schwierigen Situationen unterstützend sein. Freunde und Familie kann man außerdem von seinem genaueren Reiseplan informieren. So weiß immer jemand, wo man gerade sein sollte. Viele Smartphones bieten es mittlerweile an, seinen Standort mit anderen Menschen zu teilen. Auch das kann einem auf Solo-Trips Sicherheit geben. Zusätzlich sollte man sich aber auch vor Reiseantritt informieren, an welche Stellen man sich im Reiseland in Notfällen wenden kann, also zum Beispiel Botschaften oder internationale Krankenhäuser.
Alleine reisen erfordert also etwas mehr Planung als Reisen zu zweit oder in der Gruppe – dafür wird man aber auch mit einer positiven Persönlichkeitsentwicklung und besonders intensiven Eindrücken belohnt. Trotzdem betont Bredero, dass Solo-Trips nicht zwingend für jeden etwas sind: Spüre man starke Bedenken und fühle sich sehr unwohl bei dem Gedanken, alleine zu verreisen, sollte man zunächst Abstand von dem Vorhaben nehmen und sich mit seinen Zweifeln auseinandersetzen.
fso mit Material der dpa