Kredite
Dispozinsen steigen: Wie teuer ist es, das Konto zu überziehen?
Im Schnitt haben die Dispozinsen inzwischen etwa zwölf Prozent erreicht, berichtet die Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest.
Etwa jeder sechste Deutsche kann nach eigenen Angaben wegen der hohen Teuerung kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen. Das ergab eine jüngst veröffentlichte YouGov-Umfrage für die Postbank. Gerade in Zeiten der gestiegenen Preise dürften Dispokredite an Beliebtheit gewinnen. Doch nimmt man einen Dispokredit in Anspruch, muss man dafür in den allermeisten Fällen zahlen. Und laut der Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest sind die Dispozinsen zuletzt stark gestiegen. Entsprechend teuer kann es werden, wenn man das Konto überzieht.
Überziehung des Kontos – Dispozinsen im Schnitt bei 12 Prozent
Grundsätzlich gilt: Wer ein Girokonto hat, kann es mit Zustimmung der Bank in der Regel bis zu einer festgelegten Summe überziehen. Die Höhe des gewährten Kreditrahmens hängt vom Einkommen sowie von der Kreditwürdigkeit des Kunden ab. Meist sind es zwei bis drei Monatsgehälter. Abgebucht werden die Zinsen je nach Geldhaus in der Regel am Ende eines Monats oder zum Quartalsschluss.
Mehr als 15 Prozent Zinsen verlangen einige Kreditinstitute Finanztest zufolge inzwischen für Dispokredite. „Mehr als 15 Prozent, die wir bei 18 Kontomodellen gefunden haben, finde ich richtig krass“, sagte Finanztest-Expertin Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest der Deutschen Presse-Agentur. Im Schnitt liegen die Zinsen, die Geldhäuser für die geduldete Überziehung des Girokontos erheben, inzwischen bei etwa 12 Prozent (Stand 6. Oktober). Ende 2022 waren es bei 176 ausgewerteten Banken und Sparkassen im Schnitt noch 9,94 Prozent. „Viele Kreditinstitute haben zum 1. Oktober nochmal nachgelegt“, berichtete Nicodemus.
Umschuldung mittels Ratenkredit?
Mit bis zu 10 Prozent ist ein Dispozins aus Sicht von Stiftung Warentest vergleichsweise günstig. Das gilt den Angaben zufolge derzeit für knapp 20 Prozent von 460 ausgewerteten Kontomodellen. „Teuer ist alles ab 13 Prozent insbesondere für Menschen, die sehr häufig den Dispo in Anspruch nehmen“, sagt Nicodemus dpa zufolge. Insgesamt reicht die Spanne von 3,54 Prozent bis 15,57 Prozent. „Mehr als 15 Prozent, die wir bei 18 Kontomodellen gefunden haben, finde ich richtig krass.“
Aus Sicht der „Finanztest“-Expertin haben es die Verbraucher zum Teil auch selbst in der Hand: „Wer regelmäßig den Dispo nutzt, sollte sich überlegen, ob eine Umschuldung mit Hilfe eines Ratenkredites, der im Schnitt etwa die Hälfte kostet, nicht sinnvoll ist“, sagt Nicodemus laut dpa.
Sie rechnet vor: Liegt ein Disponutzer bei einem Zinssatz von 11,22 Prozent mit 1.000 Euro im Minus, steht er nach drei Monaten mit rund 1.028 Euro in der Kreide. Ein ganzes Jahr kostet ihn somit rund 112 Euro. Gleicht er sein Konto hingegen nach einem Monat aus, werden rund 9 Euro fällig.
Verbraucherzentrale: Dispo-Kredit nur für kurze Nutzung
Die Verbraucherzentrale rät, mit einem Dispokredit lediglich kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken. Werde der Dispokredit dagegen regelmäßig genutzt, um die monatlichen Lebenshaltungskosten zu finanzieren, besteht aus Sicht der Verbrauchschützer die Gefahr, in die Schuldenfalle abzurutschen. Bei Ratenkrediten lohne es sich, genau hinschauen, heißt es zudem in einer Mitteilung auf Verbraucherzentrale.de vom 22. September. „Wie hoch ist der effektive Jahreszins eines Kredits? Gibt es ein günstigeres Angebot? Vergleichsportale können hier helfen.“
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Wie viel Gehalt geht für die Miete drauf?
Ein beträchtlicher Teil des Einkommens geht bei vielen Verbrauchern inzwischen für die Miete drauf. Die monatliche Kaltmiete verschlingt in vielen Vierteln der sieben größten deutschen Städte mittlerweile mehr als ein Drittel des durchschnittlichen Einkommens, wie eine jüngst veröffentlichte Analyse des Datendienstleisters 21st Real Estate zeigt. Eigentlich sollte zur Orientierung die Faustregel gelten, dass Mieter nicht mehr als 30 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens für die Miete ausgeben sollten, wie Experten häufig betonen. Es sei allerdings etwa jeder dritte Miethaushalt bei den Wohnkosten überlastet, wie Tagesschau.de (Stand: 29. Juni) mit Blick auf Zahlen des Deutschen Mieterbundes berichtet hatte. (Mit Material der dpa)
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