Investition trotz angespannter Haushaltslage
„Wir platzen aus allen Nähten“: Raum-Not am Gymnasium Waldkraiburg – so reagiert der Landkreis
Mehr Schüler, mehr Klassen: Die räumliche Situation am Waldkraiburger Gymnasium ist angespannt, mit dem G9 braucht es zusätzlichen Platz. Wie der Landkreis Mühldorf diesen nun schaffen will.
Waldkraiburg – „Wir platzen aus allen Nähten.“ Die Aussage von Schulleiter Thomas Fraundorfner schildert mit wenigen Worten die räumlich angespannte Situation am Gymnasium Waldkraiburg. Damit übertreibt er nicht: In 28 Klassen unterrichtete das Gymnasium noch im Schuljahr 2019/2020, im aktuellen Schuljahr sind es schon 33. Bis zum Schuljahr 2025/2026 rechnet Fraundorfner mit weiteren fünf Klassen.
Zusätzliche Unterrichtsräume sind also dringender denn je. „Bei uns sind alle Räume belegt, auch die im Keller. Fachräume werden stundenweise für anderen Unterricht genutzt“, erklärt Fraundorfner. Es sei zwar eng, aber es gehe grade noch so. Aber spätestens, wenn die ersten Schüler des neuen G9 in die Q13 kommen, wird es richtig eng. Zu eng. „Wir brauchen neue Klassenzimmer, ansonsten ist der Platzbedarf nicht zu decken.“
Abschnittsweise Sanierung anstatt Generalsanierung
Um so wichtiger das Signal vom Landkreis, trotz des hohen Defizits beim „InnKlinikum“ weiter an den Anbau-Plänen am Gymnasium Waldkraiburg festzuhalten. „Es gibt Themen, die trotz der angespannten Haushaltslage wichtig sind und das ist die Investition in die Bildung unserer Jugend, in unsere Zukunft“, sagt Landrat Max Heimerl. Doch die Pläne müssen kleiner ausfallen: Die ursprünglich angedachte Generalsanierung samt Erweiterung für geschätzte 37 Millionen Euro musste wegen der angespannten finanziellen Haushaltslage gestrichen werden. Stattdessen kommt ein Anbau samt abschnittsweiser Sanierung des 50 Jahre alten Altbaus.
Dazu hat der Landkreis erste Details bekannt gegeben. Im künftigen Erweiterungsbau soll Platz sein für acht Klassenzimmer und zwei offene Gruppenräume. Dazu wird die ehemalige Hausmeisterwohnung abgerissen, um „Platz für die innovative Gestaltung“ zu schaffen, wie das Landratsamt mitteilt. Nordöstlich der bestehenden Turnhalle ist das zweigeschossige Gebäude geplant, das zum Teil unterkellert ist und in Holzständerbauweise errichtet wird.
Im Anbau sind offene Lernbereiche, natürliche Belichtung durch Oberlichter im Obergeschoss, großzügige Fenster für Licht und Lüftung in den Klassenzimmern und Wandnischen für Technik und Kommunikation vorgesehen. Die Teilunterkellerung sorgt für eine mögliche spätere Anbindung einer Tiefgarage, in der auch das zentrale Lüftungsgerät und weitere Technik untergebracht wird.
Nachhaltige Materialien
Die Rettungswege sind baulich unabhängig und führen über ein Treppenhaus sowie eine außenliegende Fluchttreppe. Auf dem Gründach lasse sich später eine PV-Anlage integrieren, ohne erheblichen Mehraufwand kann der KfW 40 Standard erreicht werden.
Beim Bau setzt der Landkreis auf nachhaltige Materialien, darunter Holztafelwände mit belüfteter Holzfassadenschalung sowie Holzelementdecken mit akustisch wirksamen Oberflächen. Fraundorfner ist von den Entwürfen überzeugt: „Der Anbau wird ein Lebensraum. Ansonsten wäre es nur ein Gebäude, das man gar nicht so schätzen würde.“ Schule müsse ein Ort des Wohlfühlens sein. Auch kleinere geplante Maßnahmen im Bestand würden dazu beitragen, dass sich die Schüler wohler fühlen. „Nur so gelingt Lernen“, sagt Fraundorfner.
Dafür nimmt der Landkreis einiges Geld in die Hand: Rund 5,1 Millionen Euro soll der Anbau kosten, Förderungen sind beantragt. Der Bauantrag ist bereits eingereicht und aktuell erfolgt die Ausführungsplanung. Bis September 2025 soll der Anbau fertig sein. Dazu müsse noch dieses Jahr die Gebäudehülle fertig werden. Bislang sei die Maßnahme im Zeitplan, erklärt das Landratsamt.
Schulleiter Thomas Fraundorfner bedauert zwar, dass die Generalsanierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht umgesetzt wird, hat aber Verständnis für den „Sparwillen“ des Landkreises. „Krankenhaus, Straßen – all das muss unterhalten werden. Aber wir sind als Schule vom Landkreis nicht vergessen worden.“ Die Sanierung sei verschoben, der Anbau bringt die „Klassenzimmer, die das Gymnasium braucht“. „Die Alternative wären Container gewesen. Der Anbau wird ein zweckmäßiger, schöner Bau zum Wohlfühlen“, freut sich Fraundorfner.


