So hoch wird die Miete im 28-Millionen-Projekt sein
Stadtbau Waldkraiburg startet Großprojekt: Kosten explodieren - doch Mieten sollen moderat bleiben
Die Stadtbau Waldkraiburg saniert für 28 Millionen Euro vier Gebäude aus den 1960er Jahren. Trotz vieler Risiken an der Preisfront sollen es am Ende moderne, barrierearme, energiesparende Wohnungen sein - zu einer erstaunlich niedrigen Miete.
Von Karin Olliges
Waldkraiburg – Trotz der Ausnahmesituation beim Bau angesichts großer Preissteigerungen hat die Stadtbau Waldkraiburg mit dem ersten Bauabschnitt bei der Sanierung von vier Gebäuden im Südwesten der Stadt begonnen. Knapp 28 Millionen Euro investiert die Stadtbau in die Sanierung, nach Abschluss der Maßnahme sollen die Mietpreise im moderaten Rahmen bleiben.
143 Wohnungen in der Erzgebirgsstraße und am Münchner Platz werden nach und nach saniert. Für die betroffenen Mieter des ersten Bauabschnitts brauchte es erst einmal alternativen Wohnraum, den die Stadtbau entweder zur Verfügung stellte oder bei der Suche unterstützen half. Die letzte Mieterin zog zum 1. Mai aus ihrer Wohnung am Münchener Platz aus.
Gewaltige Logistik: Wohnungssuche für die aktuellen Mieter
„Dahinter steckt eine komplexe Logistik und viel Kommunikation seitens unserer Mitarbeiterinnen aus der Abteilung Wohnungsverwaltung. Doch uns ist wichtig, dass wir für jeden unserer Mieter eine gute Lösung finden, unterstützen bei Bedarf auch beim Umzug. Das hat bereits bei früheren Modernisierungen sehr gut funktioniert und auch dieses Mal wieder“, betont Martin Reitmeyer, Geschäftsführer der Stadtbau Waldkraiburg.
Wie die Wohnungen der 1960er Jahre zeitgemäß werden
Gebaut in den 1960er-Jahren und vor etwa 30 Jahren um ein Geschoss aufgestockt, werden die Gebäude nicht nur modernisiert, sondern vollsaniert und KfW70-ertüchtigt. Anstatt mit Gas werden die Wohnungen durch einen Anschluss an die Fernwärme zukünftig mit Geothermie geheizt. Die Gebäudehülle bekommt eine Wärmedämmung, die dem aktuellen Standard entspricht. Die alten Fenster werden durch Dreifachverglasungen ersetzt.
Die Wohnungszuschnitte sollen durch das Entfernen beziehungsweise Neueinziehen von nicht-tragenden Wänden verbessert werden, sodass die Wohnungen auch für Senioren und in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen attraktiv sind. Jeder Hauseingang bekommt einen neuen Aufzugsvorbau und einen Aufzug, der – wenn möglich – direkt auf die einzelnen Geschosse, zumindest aber auf die Zwischenpodeste führt. Die Gebäude werden nach der Sanierung, wenn auch nicht komplett barrierefrei, so doch barrierearm sein.
Außenbereiche mit Spielplatz und Hochbeeten
Die alten Betonbalkone werden durch neue großzügigere Metallbalkone ersetzt, Dachüberstände sollen zukünftig die Fassade vor Witterungseinflüssen schützen. „Neben den Gebäuden wollen wir auch die Außenanlagen neugestalten“, erklärt Karin Artinger, die zuständige Projektleiterin der Stadtbau. „Geplant sind hier zum Beispiel Hochbeete als Angebot für die Bewohner zu schaffen, den Spielplatz zu vergrößern und attraktiver zu gestalten. Zwei neue zentrale Müll- und Fahrradhäuschen sind eingeplant.“
Knapp 28 Millionen Euro sind geplant - sportlich angesichts der Preisexplosionen
Bereits im Juli des vergangenen Jahres erhielt die Stadtbau Waldkraiburg für die Sanierung aus dem Bayerischen Modernisierungsprogramm von der Regierung von Oberbayern die Zusage von Fördergeldern in Höhe von 21,1 Millionen Euro: 926 700 Euro als Zuschuss und der Rest als zinsverbilligtes Darlehen. Insgesamt rechnet die Wohnungsbaugesellschaft mit Gesamtkosten für die Modernisierungsmaßnahmen von 27,7 Millionen Euro.
„In der Kostenplanung sind wir aktuell stark gefordert“, erklärt Artinger. „Denn natürlich sind auch wir mit enormen Preissteigerungen von Baumaterialien konfrontiert. Wir erleben, dass die Firmen aktuell massiv unter Druck stehen, kaum wissen, wie sie verlässliche Angebote schreiben sollen.“ Insbesondere die Preise für Stahl, Blech und Glas haben sich in den vergangenen Monaten rapide verteuert, die ausführenden Handwerksbetriebe können teilweise nur eine tageweise Preisbindung anbieten und brauchen heute gegenüber früher mehrere Zulieferfirmen, um überhaupt die angefragten Materialmengen beziehen zu können.
Trotz aller Unsicherheiten: Mieten sollen moderat bleiben
„Wir als Stadtbau versuchen, auf die Ausnahmesituation einzugehen, und suchen nach gemeinsamen Lösungen. Beispielsweise treffen wir Vereinbarungen über Materialpreisgleitklauseln und beteiligen uns damit teilweise am Risiko für nicht kalkulierbare Marktentwicklungen“, erklärt Martin Reitmeyer.
Anders als jedoch viele andere Wohnungsbauunternehmen, die aktuell wegen der Kostenexplosion ihre Bau- und Sanierungsprojekte auf Eis legen, hält die Stadtbau an ihrem Vorhaben fest. Auch die Mietpreise sollen sich nach der Fertigstellung in einem moderaten Rahmen bewegen. Nach der Modernisierung wird die Miete voraussichtlich bei 7,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Doch die Mieter finden dann annähernd Neubaustandard vor, bei Heizkosten und Ökosteuern winken deutliche Kostenersparnisse.