Urwald-Mammutbaum, Traubenkirsche & Co.
Exoten im Waldkraiburger Stadtwald: So ist es um Klimawandel und Artenschutz bestellt
Der Wald ist Lebensraum. Er ist Naherholungsgebiet und dient zur Entspannung, zum Sport und hat eine Reihe weiterer Funktionen, wie die Produktion des nachwachsenden Rohstoffes Holz. Er bietet Raum für viele Tier- und Pflanzenarten, wird aber gleichzeitig bedroht vom Klimawandel. Wie es um den Stadtwald in Waldkraiburg steht, darüber gab ein Waldspaziergang Aufschluss.
Waldkraiburg – Einen informativen Waldspaziergang machte eine Gruppe von 30 Leuten mit Förster Andreas Schlegel und Markus Wolfert, beide vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Töging. Gemeinsam mit der Stadt Waldkraiburg luden sie ein, Wissenswertes rund um das Thema Wald zu erfahren.
Exoten im Stadtwald
Der zweieinhalbstündige Spaziergang begann an der Tropschallee, nahe dem Eisstadion, führte bis zur Schilcherlinie und endete bei der Feuerwehr. Die Gruppe sah verschiedene Waldarten, die unterschiedlichen Waldbesitzern gehören, Staatswald, oder Stadtwald, Nadelbäume oder Mischwald.
Schlegel zeigte auf, wie sich die Wohnbebauung in den Wald vorgearbeitet hat. Er erklärte, wie viele verschiedene Baumarten im Wald wachsen, natürliche und angepflanzte.
Ein Urwald-Mammutbaum aus China war nur ein Exot unter vielen. Die amerikanische, spät blühende Traubenkirsche, ein anderes Beispiel, wurde aus Gärten hereingetragen. Sie verträgt Trockenheit und verbreitet sich schnell. Die meisten der Bäume im Eichelgarten sind jedoch heimische Baumarten. Ahorn, den die Bienen mögen, weil er schön blüht, Eichen, die vielen Tieren Lebensraum bieten, und Buchen, die eigentlich vermehrt an diesem Ort wachsen würden.
Totholz bedeutet Leben
Schlegel und Wolfert erklärten den Begriff „Biotopbäume“. Es sind Nischen, die entstehen und die für Insekten und andere Tierarten wertvoll sind. Ein Totholzstamm, ein gefällter Baum am Rand des Weges, wies Fraßgänge von Käfern und Auswürfe von Ameisen auf. Abgestorbene Bäume, die noch stehen und Höhlen aufweisen, sind wichtig für Specht, Fledermaus und Pilz. Eine Eiche, in die der Blitz eingeschlagen hat und die längs runter eine Narbe trug, könnte ein Sommerquartier für den Kleinabendsegler, eine Fledermausart sein. „Ein wichtiger Biotopbaum, der stehen gelassen werden sollte“, erklärte der Förster. Ein weiterer Biotopbaum, abseits vom Weg und mitten im Wald, trug eine Mulde in der Astgabel, in der sich Wasser sammelte. „In Zeiten der Trockenheit wichtig für die Vögel und Lebensraum für viele Arten,“ erklärte Schlegel weiter. Auch Baumbewuchs mit Moos, Flechten oder Efeu sei ein Zeichen für einen Biotopbaum.
Den Umgang mit dem Eschensterben zeigte der Förster an einem Stamm ohne Krone. Eschentriebsterben-Pilzbefall war die Ursache. Bei Befall stirbt der Baum innerhalb von einem Jahr ab und muss gefällt werden. Der Baum könnte dann Totholz werden. Weißbuche, Ahorn, Kirsche wuchsen nach. So entstand Schichtwald.
Tolerante Mischbestände
Um den Wald für den Klimawandel fit zu machen, gibt es bayernweit ein groß angelegtes Waldumbauprogramm. Gefährdete Nadelholzreinbestände werden in Klima tolerante Mischbestände umgewandelt. Die Entnahme einer Bodenprobe mit einem Eisenstab zeigte, wie trocken der Boden ist. Die Geschichte des Eichelgartens begann in der Eiszeit.
„Über Jahrtausende hat das Klima sich geändert, allerdings nie so stark wie jetzt,“ sagte Schlegel. In seinem Vortrag zeigte er damit auf, wie die Stadt Waldkraiburg sich die Erhöhung der Biodiversität im Ökosystem Wald durch die Förderung von Biotopbäumen und Totholz vorgenommen hat. Auch wurden für Waldbesitzer Informationen zu Fördermöglichkeiten zur Verfügung gestellt.