Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Kunst als Wegbegleiter

Atelier wieder offen: Wie Horst Preibisch in Waldkraiburg „Zeichen hinterlassen“ hat

Horst Preibisch steht vor einer Bilderwand in seinem Atelier in Waldkraiburg.
+
Ein wahres Bildermeer: Horst Preibisch steht vor einer Wand in seinem Atelier in Waldkraiburg.

Die Kunst in die Wiege gelegt: Das Atelier von Horst Preibisch aus Waldkraiburg verrät viel über sein Leben. Welche Orte ihn inspirieren und wo seine künstlerischen Wurzeln liegen.

Waldkraiburg – Sein erstes Aquarell malte Horst Preibisch mit seinem Vater. Es zeigt den Reintalersee in Tirol, umgeben von Büschen und Bäumen in einem satten Grün. 1950 entstanden, hängt es bis heute in Preibischs Atelier. „Da hat mein Vater natürlich mehr gemacht als ich”, erzählt er mit einem Schmunzeln. Am 18. und 19. November öffnet Preibisch nach langer Pause wieder sein Atelier für Besucher.

Horst Preibischs erstes Aquarell hängt noch immer in seinem Atelier. Es zeigt den Reintaler See in Tirol, den er 1950 gemeinsam mit seinem Vater gemalt hat.

Malen, das macht Preibisch seit seiner Kindheit, hat er quasi in die Wiege gelegt bekommen. Sein Vater war Glasmal-Meister, hat nebenbei gerne mit Aquarellfarben auf Papier gemalt und Blumen mit feinsten Details gezeichnet.

Sein Wunschberuf stand für ihn immer fest

Die Familie stammt aus dem ehemaligen Sudetenland, Preibisch wächst dort auf. Sein Vater hat eine eigene Werkstatt, beschäftigt eine Handvoll Gehilfen und Lehrbuben. Sie bemalen Hohlglas wie Vasen und Teller. Die Werkstücke werden gebrannt und später von seiner Mutter und anderen Frauen im vollgepackten Buckelkorb zur Glasraffinerie zum Verkauf gebracht.

„Für mich stand immer fest, ich möchte einmal den selben Beruf lernen wie mein Vater”, sagt Preibisch. Für seine Heimatregion war die Glasmalerei typisch. Doch die Familie muss das Sudetenland verlassen, da ist Preibisch 17 Jahre alt. Er erinnert sich noch gut daran, wie es für sie mit einem Leiterwagen voll Klamotten in einem Viehwaggon an die rund 1000 Kilometer entfernte Ostsee ging. Die Familie kommt in einem Lager unter, bis der Vater eine Arbeit in Ilmenau, Thüringen, findet.

Dort bleibt die Familie nicht lange, es geht nach Kramsach in Tirol. Dort besucht Preibisch die Glasfachschule. Sein Gesellenstück, ein mit lila Farbe bemalter Teller, steht noch heute in einem Regal im Atelier.

Horst Preibisch stammt aus einer Glasmalerfamilie, in einem Regal bewahrt er einige besondere Stücke auf. Stolz zeigt er sein Gesellenstück (rechts vergrößert): Ein mit lila Farbe bemalter Glasteller.

Drei Zeichenlehrer unterrichten ihn während seiner dreijährigen Ausbildung: Einer ist ein ganz moderner Zeichner, mit dem kann Preibisch nicht viel anfangen. Als „technisch perfekt” beschreibt er seinen zweiten Lehrer. Aber „Feuer gefangen” hat er beim Dritten, der sei ein ausgezeichneter Aquarellist gewesen. „Ich hätte am liebsten nur Zeichenstunden gehabt.”

Einen Großteil hat er sich selbst beigebracht

Die Farben auf der Leinwand mit Wasser zu verwischen und verschwimmen zu lassen, das gefällt Preibisch damals wie heute. Den Aquarellen ist er treu geblieben.

Die Arbeit verschlägt ihn 1952 nach Waldkraiburg. Bei einer Glasfirma bemalt er Lampen. „Eine schöne Aufgabe”, wie er sagt. Eine davon steht heute auf einem Tischchen in seinem Atelier. 1966 geht es mit der Glasindustrie zu Ende, das Unternehmen schließt.

Lampen wie diese bemalt Horst Preibisch während seiner Zeit bei einer Waldkraiburger Glasfirma. Heute ziert sie ein Tischchen in seinem Atelier.

Preibisch findet Arbeit bei der Firma Wenzel – auch diese gibt es heute nicht mehr. Er zeichnet Entwürfe für Schultüten und Festabzeichen. Auch verschiedene Drucktechniken wendet er an. „Das war vielseitig und hat Spaß gemacht, aber ich musste auch viel lernen.” Bis zu seinem Renteneintritt vor etwa dreißig Jahren bleibt er dort.

Im Landkreis ist Preibisch inzwischen bekannt

Malen ist in irgendeiner Art und Weise immer sein Beruf, aber auch Hobby. Im Laufe der Jahre findet sich in Waldkraiburg eine Gruppe kreativer Köpfe zusammen, mit der Preibisch von Zeit zu Zeit Ausstellungen organisiert. Auch im Kunstverein Inn-Salzach ist er viele Jahre Mitglied.

„Horst Preibisch ist in Waldkraiburg ein bekannter Künstler, der wirklich Zeichen hinterlassen hat“, sagt Gabriele Röpke, Vorsitzende des Vereins. Er sei ein sehr guter Aquarellist und ein Vorbild für andere Mitglieder. „Gerade das Aquarellmalen ist große Kunst, weil man nichts mehr ausbessern kann“, erklärt Röpke.

Preibisch selbst wundert sich öfter mal, wenn er jemanden sagen hört: „Das ist ein Preibisch.” Für ihn ist das ein Erfolg. „Es ist nicht einfach, einen eigenen Stil zu finden.”

Hinter der undurchsichtigen Tür wartet ein Bildermeer, das von warmen Licht angestrahlt wird: Horst Preibisch öffnet die Tür seines Ateliers am Münchner Platz 5 in Waldkraiburg. Seit mehr als dreißig Jahren ist er hier kreativ.

Die Natur und Reisen inspirieren Preibisch

An der roten Wand seines Ateliers hängen zahlreiche Bilder, die Landschaften, Blumen oder Tiere zeigen. Oder wie er sagen würde: „Naturalistische und realistische Bilder”. Moderne Kunst findet man bei ihm nicht. Dafür hat er sich in der letzten Zeit an der Acrylmalerei ausprobiert. Das gefällt ihm, vor allem weil es dem Aquarellmalen ähnelt.

Inspiration findet er bei seinen Reisen, die ihn in ferne Länder und Kontinente führten. Oft hat er den Zeichenblock dabei, kommt unterwegs aber dann doch nicht zum Malen. „Bei Gruppenreisen ist einfach wenig Zeit und mein Englisch ist nicht so gut, dass ich alleine aufbrechen würde.” Hawaii, Las Vegas, Indien, Russland und immer wieder Ägypten sind nur eine kleine Auswahl seiner Abenteuer.

Im Ruhestand zieht es ihn in die Berge

In seinem Atelier hängt eine Weltkarte auf der er – ausgehend von Waldkraiburg – mit roten Linien markiert, wo er bereits war. Gerne würde er noch Australien sehen oder durch Schottland reisen.

Auf der Weltkarte im Hintergrund führen rote Linien zu den Orten, die Horst Preibisch bereist hat. An der Wand darüber hängen Bilder, zu denen ihn diese Reisen inspiriert haben.

2003 kauft er eine Hütte am Walchsee in Tirol, wo er regelmäßig ist. Große Reisen unternimmt er ab da kaum noch. Dafür genießt er es, nur wenige Meter bis zur Badestelle zu haben, fährt im Winter Ski – bis letzten Winter. Schweren Herzens verkauft das Ehepaar die Hütte.

An seine Abenteur erinnert er sich gut und gerne

„Meine Frau ist gesundheitlich nicht mehr so fit und bei so einer Hütte ist immer viel zu tun, da ist das nicht mehr so interessant.” Aber ab gehe ihm das schon. Große Wanderungen schafft zwar auch er nicht mehr, aber mit dem E-Bike zu einer Alm hochfahren, das geht noch.

Auf dem oberen Bild ist die Hütte in den Bergen zu sehen, in der Horst Preibisch zwischen 2003 und 2023 viele schöne Stunden verbracht hat. Heute vermisst er die umliegende Natur, das Baden am See.

An die vielen Abenteuer, die er im Laufe seines Lebens erlebt hat, kann er sich gut erinnern. „Das ist mehr wert als vieles andere”, sagt Preibisch. Auch sein Atelier am Münchner Platz 5 erzählt davon. Seit 1989 ist er dort kreativ, bestimmt tausend Bilder sind in dieser Zeit zusammengekommen.

Die Kinder und Enkel wünschen sich Motive

Auch in seiner Wohnung hängen einige Werke, seine Frau wechselt immer mal wieder durch. Ähnlich ist es bei seinen zwei Töchtern und fünf Enkeln. Manchmal beauftragen letztere ihren Opa mit einem speziellen Motiv. Preibisch tut, was er kann, um diese Wünsche zu erfüllen. Am meisten zu schaffen macht ihm inzwischen sein Gehör. „Aber Augen und Hände machen zum Glück noch mit, das ist das Wichtigste!”

Nach einer längeren Pause lädt Horst Preibisch wieder zu einem Wochenende der offenen Tür in sein Atelier am Münchner Platz 5 in Waldkraiburg ein. Er freut sich über Besucherinnen und Besucher am Samstag, 18. November, und Sonntag, 19. November, jeweils von 10 bis 18 Uhr.

Kommentare