„Gewaltige Pläne“: Neubau soll neue Maßstäbe setzen
Für das Sonderpädagogische Förderzentrum Waldkraiburg eröffnen sich ungeahnte Perspektiven
Bis 2027 sind es zwar noch fünf Jahre. Dennoch freuen sich Schulleiter Burkhard Schröder sowie die Konrektoren Brigitte Krückl und Alexander Perschl vom Sonderpädagogischen Förderzentrum (SFZ) Waldkraiburg schon jetzt auf den geplanten Neubau in Waldwinkel.
Waldkraiburg – „Dort eröffnen sich für uns ganz neue Perspektiven, die wir uns jetzt noch nicht vorstellen können“, ist Krückl überzeugt.
„Aktuell werden die Wertgutachten erstellt und die Erbpachtverträge verhandelt“, sagt Christian Kunde, Leiter des Berufsbildungs- und Jugendwerks der Salesianer Don Boscos in Waldwinkel und wohl im Juli im Kreistag präsentiert. Die Pläne für Waldwinkel sind gewaltig. „Wir werden den gesamten Bildungscampus neu strukturieren“, so Kunde. „Wir werden hier Inklusion leben und haben die Chance, den Ort als das zu erhalten, was er ist“: eine Heimat für förderungsbedürftige Kinder und Jugendliche.
Genau das schien schon fraglich. Die Salesianer hatten schon mal deutlich bessere Zeiten erlebt. Lebten, lernten und arbeiteten hier einst bis zu 450 Jugendliche, sind es aktuell nur noch 200 bis 250. Grund, sich über die Zukunft des Standortes Gedanken zu machen. Daher die Idee, das zergliederte SFZ in Waldwinkel anzusiedeln und zu bündeln.
Hoher Aufwand durch Zergliederung
„Wir haben Waldkraiburg und in Lohkirchen, Haag, Starkheim und Aschau Außenstellen“, schildert SFZ-Schulleiter Schröder.
Alles wird von Waldkraiburg aus verwaltet: die Stundenpläne, der Einsatz der Lehrkräfte, die Aufteilung der Klassen, die Pläne für die Buslinien. Das allein erzeugt schon einen hohen Aufwand; der steigt noch mal, wenn Lehrer erkranken und Ersatz organisiert werden muss. Um homogene Klassen zu bilden, müssen Kinder immer wieder mal den Schulort wechseln und die Lehrer verbringen viel Zeit auf der Straße.
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Zusätzlich leidet das Waldkraiburger Haus unter einem extremen Raummangel. Schulleiter Schröder: „Wir nutzen schon das letzte Zimmer.“ Mögliche Gruppenräume dienen als Materiallager; Klassenräume sind so klein, dass dort höchstens 15 Schüler unterrichtet werden können; weniger als sich das Kultusministerium vorstellt. „Wenn wir die Vorgaben einhalten, wird es im Unterricht stressig und unzumutbar“, schildert Konrektor Alexander Perschl. „Wenn wir die Vorgaben nicht einhalten, werden uns Lehrerstunden gestrichen.“
Ganztagsbetreuung ist nicht möglich
Und noch etwas ist derzeit nicht möglich: eine Ganztagsbetreuung. „Wir sind in Bayern das einzige Förderzentrum, dass keine Ganztagsbetreuung hat“, so Schulleiter Schröder. Es fehlt einfach der Platz.
Hier soll der Neubau in Waldwinkel Abhilfe schaffen. Die Standorte Waldkraiburg, Aschau und Starkheim werden unter einem Dach vereint und nur die Außenstellen Lohkirchen und Haag bleiben erhalten.
Dazu wird ein Großteil der Gebäude in Waldwinkel abgerissen und für - derzeit geschätzte - 41 Millionen Euro durch einen Neubau ersetzt. Das umfasse, so das Landratsamt, eine schulvorbereitende Einrichtung mit drei Gruppen, Stütz- und Förderklassen, je 25 Klassen- und Gruppenräume, Fachräume sowie Raumgruppen für Lehrer, Verwaltung und den allgemeinen Bereich, einen Pausenhof, Sporthallen und Außensportflächen.
Dabei können Synergien mit den Salesianern genutzt werden: die Mensa und das Hallenbad zum Beispiel oder die Lehrwerkstätten wie die Schreinerei und die Küche, die die Mensa beliefert. „Wir haben viele gemeinsame Inhalte. Das ergänzt sich ganz gut“, so Christian Kunde.
Neue Heimat – neue Herausforderungen
Die rund 360 Schüler des SFZ werden ab 2027 in Waldwinkel eine neue Heimat finden. „Es kann dann auch ein gemeinsames Schulgefühl entstehen“, sagt Konrektor Perschl.
Natürlich wissen die drei SFZ-Schulleiter auch um die Nachteile: das Kleinräumige, das den Schülern auch Sicherheit gibt, fällt ebenso weg wie die zentrale Lage im Herzen Waldkraiburgs. Schröder: „Eigentlich gehören wir mitten in die Gesellschaft.“ Auf der anderen Seite: Waldwinkel bietet einen geschützten Rahmen. Bis dahin sind es aber – Stand jetzt – noch fünf Jahre.
