Aktion an Waldkraiburger Realschule
So lernen Waldkraiburger Schüler den Alltag von Menschen mit Behinderung kennen
Die fünften Klassen der Waldkraiburger Realschule erhielten einen besonderen Besuch von der Stiftung Ecksberg. Die Schüler erlebten dabei, wie Menschen mit körperlichen Einschränkungen ihren Alltag meistern.
Waldkraiburg – Wie ist es, wenn ich nicht frei heraus sagen kann, was ich fühle, was ich empfinde, was ich will, wenn ich wegen einer spastischen Lähmung meine Hand nicht mehr gebrauchen kann? Mit solchen und ähnlichen Fragen wurden die fünften Klassen der Waldkraiburger Realschule konfrontiert, als Betreuer und Bewohner der Stiftung Ecksberg sie besuchten. Gesteuert wird das Projekt von Lehrerin Barbara Roczniak.
So gab es für die Schüler einen vielsagenden Einblick in die dortige Arbeitswelt, begleitet von Patrick im Rollstuhl. Es war für sie Neuland, wie schwierig es zum Beispiel ist, Spielfiguren mit nur einer Hand oder als Blinder in ein Brett zu setzen oder gar ein Holzstück zu zersägen. „Es ist schon toll, welche Hilfsmittel dabei oft zur Verfügung stehen“, meinte ein Fünftklässler bewundernd.
Selbst aktiv werden konnten die Realschüler im Rollstuhlparcours, wo sie auch Lehrer „chauffieren“ durften. Doch sehr bald machten sie die Erfahrung, dass das Lenken gar nicht so einfach ist: „Mir tun die Arme weh, und man braucht immer einen Begleiter, wenn man selber nicht mehr laufen kann.“
Besonders die Mitmachaktion „Kommunikation“ brachte so manch überra- schende Erkenntnis, wenn man „sprachlos“ ist und sich nur pantomimisch verständigen kann. So bereitete es zum Beispiel einer Schülerin Schwierigkeiten, als sie verdeutlichen sollte: „Der Nudelsalat hat mir nicht geschmeckt“ oder „Der Fußballtrainer ist krank“.
„Als Hilfsmittel stehen Anschauungstafeln und vor allem Sprachtalker und Tabletts mit Sprachapp zur Verfügung, die dem Betroffenen Stimme verleihen“, demonstrierte Bettina Deißenböck, genau beobachtet von ihren Schützlingen Kornelia und Andreas und unterstützt von ihrem Kollegen Michael Diatka, der die Gebärdensprache perfekt beherrscht.
Ein beeindruckendes Resümee bot in jeder Klasse der abschließende Gesprächskreis, jeweils betreut von Klaus Schröer, dem Leiter des Gesamtprojekts. So staunte man nicht schlecht, dass vom Kindes- bis ins Seniorenalter in Ecksberg jeder Betreuung in einem geregelten Alltag finden kann – sei es in seinem eigenen Zimmer, in einer Wohngemeinschaft, beim gemeinsamen Kochen oder Putzen, in einer Werkstatt, bei einer Arbeitszeit von rund sechs bis sieben Stunden oder sogar bei einem Spanien-Urlaub. Denn die geleistete Arbeit wird auch bezahlt, und so spart Andreas für einen Motorroller, den er sich demnächst leisten will.
„Man kann sich in Ecksberg nicht nur ganz verschieden beschäftigen, man wird auch selbstständiger und fühlt sich als Teil vom ganz allgemeinen Leben“, war der abschließende Kommentar einer Schülerin.