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Peter Maffay wird 75 Jahre alt

Eine Geige, ein Flirt, eine Vorladung: Zum 75. Geburtstag von Peter Maffay – Erinnerungen an alte Zeiten

Zwei Waldkraiburger Wahrzeichen: Peter Maffay und die Kirche Christkönig.
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Zwei Waldkraiburger Wahrzeichen: Peter Maffay und die Kirche Christkönig.

Er ist der bekannteste Waldkraiburger: Peter Maffay. Am Freitag (30. August) wird er 75 Jahre alt. Im Juli verabschiedete er sich von der Bühne. Erinnerungen an seine Zeit in der Innstadt: Es geht es um blaue Briefe, eine heimliche Liebschaft und eine Einbestellung ins Amtsgericht.

Waldkraiburg/Mühldorf – Es war ein denkwürdiger Tag, der 20. Juli 2024. Vor 38.000 Fans spielte Peter Maffay in Leipzig das letzte Konzert seiner letzten Tournee. Gut einen Monat vor seinem 75. Geburtstag nahm er Abschied von der großen Bühne, von langen Tourneen. Die letzte hat ihn durch ganz Deutschland geführt, gut 55 Jahre nach seinem ersten Auftritt füllte er erneut Säle und Hallen, viele Konzerte waren ausverkauft.

Abschied nach 55 Bühnenjahren

Zum Abschluss gestand Maffay den Fans in Leipzig: „Ganz ehrlich: ein bisschen Schwermut macht sich breit.“

Davor hatte er fast drei Stunden lang die Hits gespielt, die seine Karriere geprägt haben: die „Sieben Brücken“ natürlich, „Und es war Sommer“ oder „Gelobtes Land“.

Diese Karriere sagte ihm wohl keiner voraus, als ihm die Großmutter zu Weihnachten 1956 eine Geige schenkte. Die ersten Töne erklangen noch in Siebenbürgen. Nach der Ausreise aus Rumänien 1963 landete Maffay mit seiner Familie in Waldkraiburg, die erste Wohnung lag in der Böhmerwald-Straße 1.

Der vielleicht bekannteste Waldkraiburger: Peter Maffay bei seinem letzten Konzert in Leipzig.

Zunächst besuchte er in Waldkraiburg die Realschule für ein halbes Jahr, bevor er ans Ruperti-Gymnasium Mühldorf wechselte.

Sein großes Ziel: Musiker werden

Die Musik, oder genauer: das Musikmachen wurde für den jungen Maffay immer wichtiger. Begonnen hat alles im Probenraum im Gasthaus „Weißer Hirsch“, allerdings hatte er da schon die Geige gegen eine Gitarre getauscht.

Mühldorfs Altbürgermeister Günther Knoblauch erinnert sich gut an diese Zeit. Er ging in Waldkraiburg zur Schule, danach landeten er und seine Schulspezln immer mal im Weißen Hirschen, um den jungen Musikern zuzuhören.

Ein ganz normaler Typ

„Er war immer schon ein ganz normaler Typ“, sagt Knoblauch und erzählt eine Anekdote, die sich am Mühldorfer Bahnhof ereignet hat. Damals, irgendwann Mitte der 1960er Jahre, traf Knoblauch dort Peter Maffay, der damals noch keinen Künstlernamen trug und Makkey hieß. Und der erzählte Knoblauch ohne Umschweife, dass er gerade einen blauen Brief bekommen habe. „Er war sehr selbstbewusst, aber immer offen, ein ehrlicher Typ.“

Fakt ist: Dem blauen Brief folgte Maffays zweimalige Nichtversetzung, der Abgang vom Gymnasium Mühldorf und der Wechsel in einen Lehrberuf. Abgeschlossen hat er die Lehre nie, denn in diesem Jahr, 1968, nahm seine Karriere endlich Fahrt auf.

Erst Schlager, dann Rock

Mühldorfs Ex-Bürgermeister weiß auch, dass Maffays Karriere um ein Haar im Schlager geendet hätte, als er zusammen mit seiner ehemaligen Schulkameradin Margaret Kraus das Folk-Duo „Peter & Margit“ gründete. In diesem Duo sang Maffay endlich auch.

Was danach kam, ist bekannt: 1970 die erste Single „Du“, ein typisch deutscher Schlager, der erste Auftritt in der ZDF-Hitparade, der Wandel zum Deutschrocker und das Erfolgs-Album „Steppenwolf“.

Pate für Waldkraiburger Gymnasium

In der Region machte er sich in den vergangenen Jahren zwar rar, ganz weg war er aber nie. Zuletzt kam er 2019 nach Waldkraiburg und übernahm die Patenschaft für das Projekt des Gymnasiums „Schule gegen Rassismus“. Bei seiner Rede damals wunderte sich Maffay darüber, dass er als eher unzuverlässiger Schüler Pate an einer Schule werden soll (hier geht‘s zum Video von Peter Maffays Rede am Gymnasium Waldkraiburg). „Ich dachte zunächst, die haben sich vertan.“ Seine Zeugnisse seien nie so überzeugend gewesen, dass er als Schulvorbild herhalten könne. Als er dann festgestellt habe, dass nicht über Noten und schon gar nicht über Fehlzeiten debattiert werden sollte, sondern über Haltung und Toleranz, sei er gerne gekommen.

Waldkraiburgs ehemaliger Bürgermeister Siegfried Klika erinnert sich daran, dass der Kontakt zu Maffay ganz verloren war und erst um die Jahrtausendwende wieder aufgebaut werden musste. Und so kam es schließlich 2009 zu zwei öffentlichen Proben für die „Peter Maffay Tour 09“ ins Haus der Kultur. Fünf Jahre später spielte Maffay im Schlosspark Tüßling.

Die Rückkehr: Der damalige Waldkraiburger Bürgermeister Siegfried Klika präsentiert zusammen mit Peter Maffay das Plakat für zwei Auftritte.

Für Waldkraiburgs Ex-Bürgermeister steht Maffay stellvertretend für die Stadt. Die ursprüngliche Heimat verlassen, in einer neuen Heimat groß werden und oft belächelt bei einem ungewöhnlichen Ziel: sein Leben der Musik zu widmen. „Er war unheimlich ehrgeizig, er hat an sich geglaubt und sehr konsequent an seiner Liebhaberei gearbeitet“, sagt Klika.

Das hat auch Ruth Zahn erlebt. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Christl gehörte sie zum „Kleeblatt“, dessen männliche Blätter Fritz Graupner von den Dukes und eben Peter Maffay waren. 18 und 17 waren die beiden Burschen damals, 16 die Mühldorfer Mädels und auf ihrem Zündapp-Roller ein „echter Hingucker“, erinnert sich Ruth. „Wir sind der Musik immer hinterher gereist.“

Dabei kamen sich die vier näher, man traf sich heimlich in Mühldorf vor dem damaligen Gefängnis, dem heutigen Lodronhaus. „Es war immer wunderbar“, sagt Ruth Zahn.

Weil dort zu dieser Zeit ein Waldkraiburger einsaß, gerieten die beiden Waldkraiburger Jugendlichen und ihre Mühldorfer Freundinnen in Verdacht, dem Herrn Zigaretten ins Gefängnis zu schmuggeln. Sie mussten sich im Amtsgericht melden. „Wir fielen aus allen Wolken“, berichtet Zahn über den damaligen Schrecken. Sie konnten den Fall schnell aufklären, erhielten aber den Auftrag, ihren Eltern die jugendlichen Eskapaden zu beichten.

Die, sagt Zahn heute, hätten sehr gelassen reagiert. „Es waren strenge, aber tolle Eltern.“ Das habe auch für Maffays Elternhaus gegolten.

Über die Jahre ging die Verbindung verloren, heute haben die Zwillinge keinen Kontakt mehr zu Maffay. Überhaupt ist es schwieriger geworden, an den Musiker heranzukommen. Auf eine Interviewanfrage zum Geburtstag antwortet seine Agentur nicht.

Ein schnelles Selfie im Halbdunkel eines Flughafens: Günther Knoblauch und Peter Maffay.

Günther Knoblauch hat ihn vor ein paar Jahren zufällig am Flughafen in Berlin getroffen. Maffay nahm sich Zeit für ein Selfie mit dem ehemaligen Bürgermeister. Knoblauch gibt aber zu, dass er sich nicht ganz sicher ist, ob Maffay genau wusste, mit wem er es zu tun hatte.

Am heutigen Freitag, 30. August, wird Peter Maffay 75 Jahre alt.

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