Kolumne von Markus Honervogt
Waldkraiburger Wochenschau: Peter Maffay (75) und die „Stadt der Hoffnung“
Peter Maffay ist 75 Jahre alt. Unser Autor Markus Honervogt hat zum Geburtstag des Musikers ein fünf Jahre altes Video von Maffays letztem Besuch in Waldkraiburg wiederentdeckt. Ein Video, das Hoffnung weckt.
Der Schalk sitzt Peter Maffay ganz schön im Nacken. Wie er mit einem spitzbübischen Lächeln über seine Schulzeit spricht, seine Leistungen als Schüler und sein Ansehen an der Bildungseinrichtung, das ist einfach sehens- und hörenswert.
Maffay nennt Waldkraiburg Stadt der Hoffnung
Gesagt hat er das im Gymnasium Waldkraiburg vor fünf Jahren als Festredner anlässlich der Auszeichnung der „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. „Ich dachte, die haben sich vertan“, sagt er. „Meine Zeugnisse waren nicht so überzeugend. Wenn man solche Zeugnisse hat, erübrigt sich eine solche Einladung.“
Als er dann festgestellt habe, dass es nicht um Noten gehe und schon gar nicht über Fehlstunden debattiert werden solle, sondern über Haltung und Zivilcourage, da sei er gerne gekommen. Man sieht dem Musiker an, wie ihn dieser Gedanke freut: Er, der Stundenschwänzer und Empfänger von blauen Briefen, wird zum Paten einer Schule.
Für die Schülerinnen und Schüler passt das offensichtlich ganz gut. Wer sie auf dem Video neben Maffay beobachtet, bemerkt ihre Freude, als der Musiker über seine Schulzeit spricht.
Maffay ist da schon 70, die jungen Frauen im Video kaum 18. Zwischen der rebellischen Zeit der 1960er Jahre und dem Leben der jungen Leute, die heute die Schulbank drücken, liegen Generationen und Lebenseinstellungen. Ob sie seine Musik kennen und mögen, ist zumindest nicht so ganz sicher.
Die geeignetsten Voraussetzungen also auf Trennendes hinzuweisen, auf Dinge, die am anderen gar nicht gehen, eine ideale Grundlage für Unverständnis oder Wut. Also genau für das, was viele in diesen Tagen lauthals verkünden: das Gegeneinander einer gespaltenen Gesellschaft.
Gemeinsamkeit gegen Spaltung setzen
Maffay dreht den Spieß um, schaut auf Waldkraiburg und nennt sie „Stadt der Hoffnung und des Neuanfangs“. Ein wahrlich großer Titel, wie ihn nur ein Musiker verleihen kann, dessen Texte oft die ganz großen Bögen spannen.
In diesem Fall aber entspringt die Theatralik Maffays eigener Erfahrung von Toleranz und Offenheit, nachdem er als Jugendlicher und der durch Staatsterror erzwungenen Ausreise aus Siebenbürgen in Waldkraiburg Fuß fasste. Nicht als fleißiger Vorzeigeschüler, sondern als Rockrebell, der auch mal aneckte. Ausgeschlossen hat ihn das nicht.
Gemeinsamkeit, das war die Botschaft Maffays in Waldkraiburg: den Riss kitten, die Risse kitten, die durch die Gesellschaft gehen.
