Nach zehn Jahren
„Buntes Miteinander wird fehlen“: Freiraum 36 schließt – Schlüsselübergabe mit Trauerflor
Das Ende einer Erfolgsgeschichte: Nach zehn Jahren ist früher als erwartet Schluss im „Freiraum 36“ in Waldkraiburg. Der Verein wird aufgelöst. Zum Abschied wurde trotzdem nochmal zusammen gefeiert.
Waldkraiburg – Ein eifriges Kommen und Gehen herrschte an diesem Nachmittag in Waldkraiburgs Aussiger Straße: Schon die lange Liste der Besucher ließ aufhorchen, die sich zum Abschiedsfest im „Freiraum 36“ einfanden. So konnte Richard Fischer, Vorsitzender des gleichnamigen Vereins und Stadtrat, neben zahlreichen Stadträten und allen ansässigen Vereinsvorständen Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht zum Tag der offenen Tür begrüßen. Verbunden mit der Vereinsauflösung vom „Freiraum 36“.
In einem Gebäude aus dem Anfang der 1970er Jahre, das die Stadt dem ehemaligen Berufsförderungszentrum Peters abgekauft hatte und schon Alterserscheinungen und maroden Brandschutz aufwies, ließen sich bereits 2014 erste Vereine nieder. Nach einer Art Asylheim mit Sprachkursen zur Integration beschloss man die Vereinsgründung.
Unterschlupf beim Freiraum 36
„Abgeschreckte Anwohner mussten besänftigt werden, Kinder der Asylbewerber wurden nach einem Aufruhr gegenüber rübergeholt, die Lucky Line Dancer haben wir bei einem Wassereinbruch in Sicherheit gebracht, auch kleinere Vereine fanden bei uns Unterschlupf – und wir ernteten große Anerkennung in der Stadt“, blickte Richard Fischer zurück.
In ihrem Grußwort war Sandra Bubendorfer-Licht voll des Lobes für den „roten Bruder Fischer“, für die oftmals mehr als 100 täglichen Veranstaltungen im „Freiraum“ und die Mitmenschlichkeit und „deshalb lade ich den Vorstand im Herbst zu einem viertägigen Berlinbesuch ein.“
Besonders die Zusammengehörigkeit spürte man an diesem Nachmittag in den Beiträgen der Mitwirkenden. Waren es die Bands „Salz“ der evangelischen Kirche oder „U1R“, die hier geprobt hatten und jetzt zur Unterhaltung aufspielten, waren es die Lucky Line Dancer oder die Hip Hoppers des TSC Weiß Blau, die unter dem Beifall der zahlreichen Besucher ihre Vorführungen zeigten.
Gespräche brachten keinen Erfolg
Vielfach hatten die Besucher beim Tag der offenen Tür die Möglichkeit, die Räumlichkeiten einiger Vereine zu besuchen, so von Kaleidoskop, von der Gruppe Stadttheater Waldkraiburg bis hin zum PC-Treff des Seniorenbeirats. Lang ist die Liste der Aktiven, von denen in den vergangenen Jahren rund 450 Personen pro Woche ein- und ausgingen, also nahezu 16.000 Menschen im Jahr.
Eifrig war der Freiraum-Vorstand bemüht, dieses gefragte Domizil zu erhalten, führte Gespräche mit der Stadtbau oder der Raiffeisenbank, um neue Räume zu mieten, leider ohne Erfolg. So mussten die Vereine selbst auf mühsame Suche gehen, was für viele inzwischen schon zum Erfolg führte.
So musste die Vorstandschaft des Vereins an diesem Nachmittag den letzten und schwersten Schritt gehen: Es folgte mit der Schlüsselübergabe „mit Trauerflor“ an Zweiten Bürgermeister Anton Kindermann die Auflösung des Vereins, von vielen im Saal mit zwei weinenden Augen verfolgt. Der Dank Fischers mit Blumen für die Vereinsvorstände schloss sich an, allen voran an Regina und Peter Zinn vom TSC, die viel für die Ausstattung des Hauses und seiner Räumlichkeiten getan hatten, sei es durch farbenfroh gestaltete Wände oder Einrichtungsgegenstände.
Bis in die letzten Minuten vor 18 Uhr herrschte reger Betrieb und vor allem ein herzliches Abschiednehmen, verbunden mit dem Versprechen, die freundschaftlichen Kontakte weiterhin zu pflegen.

