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Austausch über Schul-Programme

Nach Besuch in Waldkraiburg: Hausaufgaben für Agrar-Ministerin Michaela Kaniber

Die „Milli-Bauern“ Birgit Lanzinger (links) und ihr Mann Matthias (rechts) zeigten ihren Laufstall der Stadträtin Stephanie Pollmann, Ministerin Michaela Kaniber, Kreisobmann Ulrich Niederschweiberer und der Stadträtin Charlotte Konrad.
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Die „Milli-Bauern“ Birgit Lanzinger (links) und ihr Mann Matthias (rechts) zeigten ihren Laufstall der Stadträtin Stephanie Pollmann, Ministerin Michaela Kaniber, Kreisobmann Ulrich Niederschweiberer und der Stadträtin Charlotte Konrad.

Hausaufgaben abschaffen? Diese Diskussion hatte zuletzt Linken-Chefin Janine Wissler angestoßen. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hat bei ihrem Besuch in Waldkraiburg jedenfalls gerne Hausaufgaben in ihr Ministerium mitgenommen. Es ging um Alltagskompetenzen und das Projekt „Schule fürs Leben“.

Von Dietmar Fund

Waldkraiburg - Für Heidi Schmidinger ist es ein großes Anliegen, Kindergarten- und Schulkinder wieder mehr an die Arbeit der Landwirte heranzuführen und sie die Lebensmittelproduktion persönlich erleben zu lassen. Sie ist seit 2022 Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbands für den Landkreis Mühldorf und möchte nun verstärkt Programme umsetzen, mit denen das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Besuche von Kindergärten und Schulklassen bei speziell geschulten Bauernhöfen fördert.

Dazu hatte sie Anfang der Woche Vertreterinnen und Vertreter von Kindergärten und Schulen zu einer Info-Runde auf ihren und den benachbarten Hof von Birgit und Matthias Lanzinger eingeladen. Stadt- und Kreisrätin Stephanie Pollmann (CSU) nutzte ihre guten Kontakte zu Staatsministerin Michaela Kaniber, die ihre Teilnahme an dem Gedankenaustausch über die Vermittlung von Alltagskompetenzen und Erfahrungen mit dem Projekt „Schule fürs Leben“ zusagte.

Wertschätzung verloren gegangen

Die Ministerin begrüßte die Initiative der Landfrauen, Themen aus der Landwirtschaft wieder in die Schulen zu tragen. In ihrer Kindheit sei die Landwirtschaft noch etwas Selbstverständliches gewesen, aber im Zug der „Geiz-ist-Geil-Mentalität“ sei die Wertschätzung für sie ein Stück weit verloren gegangen. „Deshalb ist es wichtig, dass man sich öffnet und sich austauscht“, erklärte Kaniber. „Über Projekte wie ‚Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben‘, ‚Erlebnis Bauernhof‘ oder ‚Landfrauen machen Schule‘ unterstützen wir das. Neuerdings sogar mit Fördermitteln für Hochbeete in Schulgärten an Grundschulen.“

Im Erleben der Landwirtschaft entstehe bei den Kindern Wertschätzung, deshalb sei ein solcher Wissenstransfer für sie ein „ganz großes Herzensanliegen“. Die Gastwirts-Tochter erklärte, sie wolle die Kinder auch wieder mehr zum Handwerk in Bäckereien und Metzgereien und zur Arbeit in der Gastronomie hinführen.

Hier hakte Susanne Berger ein, die seit Jahresbeginn die Hauswirtschaftsschule im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Töging leitet. Sie kündigte außer dem neuen Jahres-Schwerpunkt „Klimaverträgliche saisonale und regionale Ernährung“ ein Projekt an, das Kreisbäuerinnen mit der Bäcker-Innung ausgeheckt haben. Die Damen möchten mit Rezept-Beilagen in Bäckertüten für die Verwertung von Backwaren werben, die schon einen Tag alt sind.

Kreisbäuerin Heidi Schmidinger (hinten, Vierte von links) und die CSU-Stadträtin Stephanie Pollmann (im roten Anorak) redeten mit Staatsministerin Michaela Kaniber (stehend) sowie Vertreterinnen und Vertretern von Kindergärten und Mittelschulen in der Maschinenhalle von Birgit und Matthias Lanzinger.

Berger stellte den anwesenden Erzieherinnen, zwei Rektorinnen und einem Rektor die Materialien vor, die das AELF für Besuche auf Bauernhöfen bereithält, und gab ihnen eine Liste der darauf vorbereiteten Bauernhöfe mit. Schnell war sich die Runde darin einig, dass das Landwirtschaftsministerium am besten alle Kindergärten und Schulen auf die Programme hinweisen sollte, wobei Michaela Kaniber anregte, dazu auch Info-Veranstaltungen anzubieten, die Elternbeiräte mit einbeziehen.

„Mich haben Lehrer darauf angesprochen, dass viele Kinder ohne richtiges Frühstück in die Schule geschickt werden“, berichtete die Ministerin, die sich an den Milchverkauf in ihrer Schulzeit erinnerte. „Eigentlich bräuchten wir jemanden, der uns Butterbrote schmiert“, sagte dazu Alexander Ruß, Rektor der Franz-Liszt-Mittelschule Waldkraiburg. „Der Engpass liegt nämlich beim Personal, während sich Sponsoren eigentlich leicht gewinnen lassen.“

Die stellvertretende Landrätin Ilse Preisinger-Sontag berichtete, dass eine Grund- und eine Mittelschule in Mühldorf den Kindern ein Frühstück für einen Euro am Tag anbieten würden. Laut Stadträtin Charlotte Konrad (CSU) bekommen die Grundschüler dort Mahlzeiten, was die Schule steuere und die Eltern bezahlten. Das funktioniert offenbar bei der Ganztagsbetreuung von 150 von insgesamt 400 Schülerinnen und Schülern in der Mittelschule Waldkraiburg an der Dieselstraße ganz gut, seit auf ein digitales Bestell- und Bezahlsystem umgestellt worden ist, wie Rektorin Birgit Huber-Heinrich berichtete.

Billiger Milchdrink ist wirtschaftlicher

Laut Alexander Ruß hat sein Hausmeister den Verkauf von gesundem Obst eingestellt, weil das Interesse daran wie bei anderen Hausmeistern stark nachgelassen habe und ein billiger Milchdrink vom Discounter für ihn wirtschaftlicher sei. Die stellvertretende Kreisbäuerin Kristina Keilhacker beobachtet in dem Dorfladen, in dem sie arbeitet, dass Kinder verstärkt Süßigkeiten einkaufen. Einzelne kämen sogar mit einem 50-Euro-Schein, und einige Bauernhof-Kinder erkauften sich so regelrecht Freundschaften.

„Ich war total geflasht, als ich gesehen habe, wie Kinder auf einem Bauernhof selbst Brot gebacken und es hinterher mit Butter bestrichen und mit Schnittlauch belegt haben“, sagte Michaela Kaniber zum Abschluss der Austauschrunde. „Die überlegen sich künftig, ob man sein Pausenbrot einfach wegwerfen darf.“ Mit einem Hinweis auf die unlängst angehobenen Fördersätze für Besuche auf den Höfen verabschiedete sie sich nach zwei Stunden und sagte, sie nehme nun einige Hausaufgaben mit ins Ministerium.

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