Waldkraiburgerin triumphiert auf Rhodos
Karate-Doppel-Weltmeisterin mit 12: Was Louisa Hapfelmaier so stark macht
Die zwölfjährige Louisa Hapfelmaier aus Waldkraiburg hat bei der Karate-Weltmeisterschaft auf Rhodos gleich zwei Titel gewonnen. Das sind ihre Erfolgsgeheimnisse.
Waldkraiburg – Als vor Kurzem die „World Karate and Kickboxing Union“ (WKU) auf Rhodos (Griechenland) stattfand, ging sie an den Start und räumte dabei wieder gnadenlos Trophäen ab: die amtierende Karate-Weltmeisterin Louisa Hapfelmaier (12).
Im vergangenen Jahr holte sie sich in Calgary (Kanada) den Weltmeistertitel in der Klasse Kata Schüler B. Ihren Titel verteidigte sie souverän und so wurde sie aktuell auf Rhodos wieder Weltmeisterin in ihrer Klasse, im Kata Traditional. Dass die Waldkraiburgerin sehr gute Chancen aufs Siegertreppchen hatte, war absehbar. Doch bei der aktuellen WM sorgte sie noch für eine große Überraschung. Ursprünglich sollte sie für Kata Traditional antreten. Als Louisa mit ihren Eltern Alexandra und Robert Hapfelmaier auf Rhodos ankamen, riet ihnen der Bundestrainer, die Zwölfjährige auch im Kata Hard Style antreten zu lassen.
Kurzentschlossen zum doppelten Erfolg
Das war zwar sehr kurzfristig. Aber der Bundestrainer wusste, dass Louisa Gold für Deutschland holen kann. Nach reiflicher Überlegung gaben die Eltern ihr Einverständnis – und so wurde Louisa zusätzlich noch für den Kata Hard-Style nominiert. Dies war im wahrsten Sinne des Wortes die goldrichtige Entscheidung, wie sich später herausstellte.
Beim Kata ist die Abfolge der Karatebewegungen genau festgelegt. Beim Kata Traditional sind nicht mehr als sechs sogenannte Kiais erlaubt. Die Tritte dürfen nicht höher als bis zum Scheitel des Kopfes sein. Die Form/Kata kann nicht verändert werden. Allerdings können sich Timing und Ausführung verschiedener traditioneller Fertigkeiten je nach Karate-Stil leicht unterscheiden.
Die Techniken beim Kata Traditional sind eher weicher. Beim Kata Hard-Style, der harten Stilform, dürfen nur traditionelle Bewegungen verwendet werden. Alle geänderten oder hinzugefügten Bewegungen sind akzeptabel, wenn die hinzugefügten Bewegungen traditionell sind. So auch die koreanische oder japanische Form mit hohen Tritten. Freestyle ist hier jedoch nicht akzeptabel. „Bei Kata Hard-Style muss die Technik schneller und kraftvoller sein als im Gegensatz zum Kata Traditional“, erklärt Louisa.
Bei der aktuellen Karate-WM gab es 2400 Starts in verschiedenen Kampfsportarten. Zu Louisas härtesten Gegnerinnen zählten die Athletinnen aus Kanada und Mexiko. Vergangenes Jahr gewann eine Mexikanerin die WM in Kata Hard-Style. Mit Louisa Hapfelmaier als Konkurrentin war sie aber chancenlos – und so belegte die Waldkraiburgerin souverän auch im Kata Hard-Style den ersten Platz.
Bei den Wettkämpfen gelten sehr strenge Regeln. So darf zum Beispiel eine Ausführung nicht länger als drei Minuten dauern. Ist der Athlet nur eine Sekunde über diese Zeit hinaus, wird er disqualifiziert. „Vor Louisa war ein junges Mädchen am Start. Sie führte ihre Kata wirklich supertoll aus, brauchte aber 3:06 Minuten dafür – und so wurde sie qualifiziert. Wir kamen ins Schwitzen, weil Louisa die gleiche Kata machte und es hier wirklich auf jede Sekunde ankommt“, erzählt ihr Vater Robert, der selbst ein begeisterter Karateka ist und Träger des 2. DAN. Er trainiert seine Tochter auch bei Wettkämpfen vor Ort.
„Letztes Jahr schaffte es Louisa auf die Sekunde genau. Dieses Jahr beim Finale war sie vier Sekunden vorher fertig. Man kann noch so gut sein, aber wenn die Zeit nicht eingehalten wird oder die Technik nicht richtig ausgeführt wird, wird man disqualifiziert“, setzt er fort.
Mittlerweile kehrte Louisa als zweifache Karate-Weltmeisterin heim. Für heuer stehen bei ihr noch der Kids-Cup in Nürnberg und die Chemnitz Open auf dem Programm, sowie erstmalig die Youth League in Venedig, für die sie vom Bayern-Kader nominiert wurde.
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Louisas Familie, ihr Trainer und Inhaber von „Asia Sports Waldkraiburg“, Adnan Akgün, ihre Freunde, das Gymnasium in Waldkraiburg, wo die Zwölfjährige zur Schule geht, und alle, die sie kennen, sind sehr stolz auf das Sportgenie.
Sehr dankbar ist Familie Hapfelmaier vor allem auch dem Gymnasium Waldkraiburg, das Louisa für Wettkämpfe extra freistellt. Möglich ist dies jedoch nur, weil auch die schulischen Leistungen der Zwölfjährigen sehr gut sind.
Louisas sportliche Erfolge sind unglaublich. Im Jahr 2023 startete sie bei 29 Meisterschaften. Davon belegte sie 19 Mal den ersten Platz, acht Mal den zweiten und zwei Mal den dritten Platz. Das Jahr 2024 ist noch nicht zu Ende, doch bereits jetzt kann sie schon wieder 24 Wettkämpfe verbuchen. Davon belegte sie heuer bislang 19 Mal den ersten Platz, zwei Mal den zweiten und zwei Mal den dritten Platz.
Liebenswert und bodenständig
Louisa hofft, auch kommendes Jahr bei der WM wieder ihren Titel zu verteidigen. Dann hätte sie ein „Triple“ erreicht, was bislang noch nie jemand in ihrer Altersklasse in diesem Sport geschafft hat. Doch bei all ihren sportlichen Erfolgen ist ihr eines ganz besonders wichtig: Zeit für ihre Familie und Freunde und all die ganz normalen Dinge tun, wie alle anderen Mädchen in ihrem Alter auch.
Louisa will ein ganz normales, liebenswertes und bodenständiges Mädchen bleiben, dessen Erfolgsrezept eigentlich recht simpel ist: „Glaube stets an dich selbst. Wenn du das, was du tust, mit großer Leidenschaft erfüllst, kannst du es weit bringen.“
