Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Bundesregierung will „Sprach-Kitas“ streichen

Integrations-Projekt vor dem Aus: Waldkraiburger Kita-Leiterin warnt vor fatalen Folgen

Wie schreibt man „Maus“ auf Russisch? Sprachfachkraft Dagmar Burger zeigt den neugierigen Kita-Kindern die unterschiedlichen Wörter
+
Wie schreibt man „Maus“ auf Russisch? Sprachfachkraft Dagmar Burger zeigt den neugierigen Kita-Kindern die unterschiedlichen Wörter

Ende des Jahres soll das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ auslaufen, obwohl hier Eltern und Kinder spielend unterschiedliche Sprachen und Kulturen kennenlernen. Wie einem gewachsenen Fördersystem jetzt die Zerstörung droht.

Waldkraiburg – Das Bundesprogramm „Sprach-Kita“ soll Ende des Jahres auslaufen. Dass diese Sparmaßnahmen am falschen Platz seien, davon ist die erfahrende Kita-Leiterin von Maria Schutz, Charlotte Konrad, überzeugt. Nicht nur, dass es den Status ihrer Waldkraiburger Kindertagesstätte betrifft. Sie befürchtet, dass das über viele Jahre gewachsene Fördersystem zerstört werden wird.

Auch Fachberater und Fachkräfte machen sich Sorgen; manche orientieren sich bereits vor dem neuen Schuljahr um, beteuert Frauke-Dorothea Knall, die als Fachberaterin für den Verbund Katharinenheim Endorf tätig ist. Als einer der Träger hat der Verbund 15 Kitas, darunter auch Maria Schutz, unter seinem Dach. Für alle ist Knall zuständig. Da die Kitas auf die Landkreise Rosenheim, Mühldorf, Altötting, Traunstein und Rottal-Inn verteilt sind, kommt sie viel rum.

Kinder-Beirat sorgt für Diskussionen

Dieser Arbeit verschreibt man sich auch aus Freude an den vielseitigen Herausforderungen. Denn jede Kita hat ihren ganz eigenen Charme und Herangehensweisen an das Thema Sprache, worunter mittlerweile die mediale Sprachförderung anhand digitaler Hilfsmittel zählt. Maria Schutz beispielsweise hat einen Kinder-Beirat mit gewählten Vertretern aus jeder Gruppe, die fleißig mitdiskutieren. Das fördere Demokratie und Partizipation, so Knall.

Die junge Erzieherin übernahm 2016 mit Programmstart die Beraterstelle. „Ursprünglich sollte das Programm bis 2019 laufen, wurde aber immer wieder verlängert. Wir hatten die Hoffnung, dass es auch jetzt weiterläuft“, betont Knall.

Sprach-Fachkraft Dagmar Burger mitten im bunten Garten der Kita Maria Schutz.

Die Kita Maria Schutz, die aufgrund der Größe von sieben Kita- beziehungsweise Krippen-Gruppen sowie eines Migrationsanteils von über 75 Prozent prädestiniert für das Bundesprogramm war, ist seit 2015 mit Sprachfachkraft Dagmar Burger als Sprach-Kita dabei.

Alle werden individuell gefördert

Dabei sollen nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund unterstützt werden, betont Dagmar Burger. „Alle Kinder profitieren vom Programm, weil sie individuell auf ihrem Stand abgeholt und gefördert werden“, erklärt Burger, die erst vor einem Jahr eine Kollegin zur Seite gestellt bekommen hat. Muttersprachler ohne speziellen Förderbedarf können sich zum Beispiel im „Bücherland“ beim Schmökern nach Lust und Laune ausleben. Das ist einer der Kita-Räume, in dem Spiele und Bücher bis zum Boden hin ausgelegt sind. Barrierefrei sozusagen.

Zur inklusiven Pädagogik gehört auch die intensive Zusammenarbeit mit den Familien. Hier sei jedes Modell vorhanden, ergänzt Frauke Knall: Von Patchwork-Familien, Alleinerziehenden oder Pflegeeltern. Das seien große Herausforderungen, die gemeistert wurden. Die digitalen Medien spielen bei dieser Herausforderung eine große Rolle; helfen sie doch nicht nur den Kindern – ein Beispiel wären die Sprachboxen, die sie besprechen und sich das Ergebnis anhören können. Momentan arbeite die Kita an einer App, mit deren Hilfe Elternansprache noch besser funktionieren soll, freut sich Charlotte Konrad.

Leiterin Charlotte Konrad vor einem „Sprachbaum“ und einer Multimedia-Station in Maria Schutz.

Während die Kinder sowohl im Austausch untereinander oder mit den Fachkräften alltagsintegriert – sei es beim Essen oder Spielen im Garten – Sprache üben, werden ihre Eltern bei diversen Aktivitäten ins Boot geholt.

Begriff greift heute zu kurz

„Dabei geht es darum, mit den Eltern unterschiedliche Kulturen mit Brauchtum, Tänzen oder Musik zu erleben. Natürlich verbindet auch Essen, zum Beispiel ein gemeinsames Kochen“, sagt Kita-Leiterin Konrad. Es sei wichtig, gegenseitige Wertschätzung zu lernen. Insofern greife heute der Begriff „Sprach-Kita“ zu kurz, ergänzt die Fachberaterin Knall.

Zurück zur Sprache. Dieser begegnet man in allen Räumen der Kita auf unterschiedliche Weise: sei es das „Bücherland“, seien es Fotostrecken und Plakate, seien es Sprachbäume. „Wir gestalten Räume, die zum Reden animieren. Auch das Üben der Schriftsprache ist wichtig“, so Fachkraft Burger. Diese werde zum Beispiel gefördert mit Begriffen in unterschiedlichen Sprachen an der Wand, die dann gelesen werden.

Haben es sich gemütlich im „Bücherland“ gemacht: (von links) Fachkraft Dagmar Burger, Fachberaterin Frauke-Dorothea Knall und Kita-Leiterin Charlotte Konrad.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit können sich sehen lassen. Davon ist Charlotte Konrad überzeugt. Immer wenn sie in der Zeitung von ausgezeichneten Schulabschlüssen eines ihrer ehemaligen Schützlinge liest, fühlt sie sich in ihrer Arbeit bestätigt.

Kommentare