Auf Einladung von Festwirt und Brauerei
Bierprobe als „wichtiges Zeichen“ für Waldkraiburger Volksfest? Warum einige Stadträte fernbleiben
Es ist der Auftakt zum Waldkraiburger Volksfest 2023: die Bierprobe. Doch dieses Jahr gestaltet sich dieser etwas holprig. Einige Stadträte haben Bauchschmerzen damit und bleiben lieber daheim. Das sind ihre Argumente.
Waldkraiburg – Spätestens bei der Bierprobe ist die Vorfreude aller Beteiligten auf das Volksfest deutlich im Gesicht abzulesen. Es gibt einen ersten Vorgeschmack auf das elftägige Fest, viele der Gäste kommen bereits in Tracht. Doch bei manchen bleiben Dirndl und Lederhose heuer ein paar Tage länger im Kleiderschrank hängen. Einige Stadträte haben ihre Teilnahme im Vorfeld abgesagt, weil für sie die Bierprobe in seiner Form nicht zur aktuellen Situation der Stadt passt.
„Die Bierprobe ist nicht für die Stadt, sondern für den Wirt, die Schausteller und alle Beteiligten“, reagierte Bürgermeister Robert Pötzsch im Kultur- und Sportausschuss auf die Absage mancher Stadträte zur Bierprobe. Die hatten sich nämlich wegen des Waldkraiburger Sparzwangs im Vorfeld gegen eine Teilnahme entschieden. „Die Bierprobe findet auf Einladung von Festwirt und Brauerei statt, der Stadt entstehen keine Kosten“, räumte Pötzsch dieses Argument aus dem Weg.
Künftig kreativer denken
Für Pötzsch ist die Bierprobe mehr, als sich auf das Volksfest einzustimmen. „Es ist ein Baustein von vielen und ein deutliches Signal dafür, dass man hinter allen Verantwortlichen steht, ein Zeichen dafür, wie wichtig die Zusammenarbeit ist. Heuer und in der Zukunft.“ Man müsse aufpassen, welche Signale man nach außen geben will, denn schnell könnte man Ängste schüren, wie es mit dem Volksfest weitergehen könnte. An der Zukunft des Volksfestes zweifelt Pötzsch nicht, daran wolle die Stadt festhalten.
Bierprobe ja oder nein? Die Frage haben die Stadträte intern diskutiert. Eine, die heuer nicht kommen wird, ist Stephanie Pollmann (CSU). So gern sie das Volksfest auch mag. „Es ist aktuell nicht in Ordnung“, spricht sie auf die Lage der Stadt an. Obwohl es eine Einladung von Festwirt und Brauerei ist, bei den Bürgern könnte „schnell ein fader Beigeschmack“ entstehen. „Ich stehe hinter dem Festwirt, keine Frage. Aber die Stadt musste das Stadtfest absagen, auch in Zukunft wird man wohl Abstriche machen müssen. Damit kommt eine Bierprobe nicht gut bei den Leuten an.“ In manchen Dingen müsse die Stadt künftig kreativer denken, für Stephanie Pollmann auch bei der Bierprobe. „Wieso als Dank nicht andere Gäste zur Bierprobe einladen oder das Budget für Biermarkerl ausgeben?“
Rekord-Zahlen noch vor dem Auftakt
Die Vorfreude auf das Waldkraiburger Volksfest ist nicht nur zu spüren. Sie lässt sich auch in konkreten Zahlen ablesen: „Wir haben bereits mehr als 800 Anmeldungen für den Auszug“, freut sich Bürgermeister Robert Pötzsch. Zum ersten Mal mit dabei wird auch ein Pferdegespann von der Augustiner Brauerei sein. Außerdem wird es heuer wieder ein Feuerwerk zum Abschluss geben. Auf ein solches hatte die Stadt voriges Jahr wegen des Ukraine-Kriegs verzichtet.
In das gleiche Horn stößt Christoph Arz (Grüne), der ebenfalls nicht kommen wird. „In der jetzigen Form bleibt bei den Bürgern das Bild einer geschlossenen Gesellschaft. Der Stadtrat feiert, während das Stadtfest abgesagt worden ist. Es wäre doch besser, stattdessen beispielsweise Ehrenamtliche und Kindergartenpersonal einzuladen.“ Um Danke zu sagen, dazu würde die Stadt laut Pötzsch andere Gelegenheiten nutzen wie zum Beispiel beim Tag der Senioren, Kindertag oder beim Tag der Menschen mit Behinderung.
Arz sieht die Gefahr, mit der Bierprobe das Vertrauen der Bürger zu verspielen, hat aber auch Verständnis für Bürgermeister Pötzsch, um Unterstützung für das Volksfest zu demonstrieren. „Die Bierprobe findet zwar auf Einladung vom Festwirt statt, aber wenn man sich für die Bierprobe erklären muss, dann kommt das nicht gut an.“ Daran ändere auch eine Spendenbox nicht.
„Nicht politisch aufhängen“
Die Idee dazu kam bei den Diskussionen zur Bierprobe unter den Stadträten auf. Jeder könne seinen Obolus entrichten, der gespendet werden soll. Eine gute Idee, die Ulli Maier (UWG) vor Ort unterstützen will. „Die Absage vom Stadtfest war nicht glücklich, aber man sollte die Bierprobe nicht politisch aufhängen.“ Das Volksfest als kulturelles Ereignis sei für die Bürger da und die Bierprobe ist neben dem Volksfest-Auszug ein Teil davon. „Der Stadt entstehen mit der Bierprobe keine Kosten. Es wäre fatal, dort nicht hinzugehen.“
Nicht leicht gemacht hat sich die Entscheidung Christine Graupner (CSU). „Die Bierprobe ist ein Zeichen für das Waldkraiburger Volksfest und die Verbundenheit zum Festwirt und den Schaustellern. Sie gehört zum Volksfest dazu und belastet auch nicht den städtischen Haushalt.“ Eine Werbung für das Volksfest, von dem jeder möchte, dass es von Bürgern gut angenommen wird. Sie weiß es zu schätzen, dass Waldkraiburg einen guten Festwirt zur Seite hat. Aber sie versteht auch diejenigen, die nicht zur Bierprobe kommen wollen. „Ich habe es mir selber nicht leicht gemacht, aber letztendlich ist es eine Unterstützung für den Wirt und das Volksfest. Wir wollen doch alle ein Volksfest, auch in den nächsten Jahren.“