Bei Netzsch in Waldkraiburg
Betriebsratswahl: Das wollen Pavel und Andreas für ihre Kollegen erreichen
Andreas Kühling und Pavel Pavliuc kandidieren erstmals für den Betriebsrat. Sie sind voller Enthusiasmus und Tatendrang und wollen viel für ihre Kollegen erreichen.
Waldkraiburg – Die Spannbreite im Betriebsratsbüro bei Netzsch könnte bei diesem Termin fast nicht größer sein. Auf der einen Seite die beiden freigestellten Betriebsräte Günter Ott und Vera Birken, die diese Arbeit seit 20 Jahren machen; auf der anderen Seite Andreas Kühling (26) und Pavel Pavliuc (36), die erstmals für den Betriebsrat kandidieren. Die einen nach so mancher Schlacht mit der Geschäftsführung ruhig und abgeklärt, die anderen voller Enthusiasmus und hehrer Ziele. „Ich möchte einfach, dass jeder gerne in die Arbeit geht und sagt: Es ist geil, hier zu arbeiten“, wünscht sich Kühling, der am Pumpenprüfstand arbeitet. Das ist sein Ziel. Deswegen möchte er in den Betriebsrat.
Das Helfen liegt im Blut
Sein Kollege aus dem Versand ergänzt: „Ich habe einfach das Helfen im Blut.“ Sei es im Privaten bei der Feuerwehr und dem Katastrophenschutz oder in der Arbeit. Beide wollen sich für ihre Kollegen einsetzen, haben aber auch das Unternehmen und dessen Bedürfnisse im Blick. Kurz: „Ich möchte bei allen Fragen die perfekte Waage finden“, so Kühling.
„Die Betriebsräte sind gegenüber der Geschäftsführung das Sprachrohr der Mitarbeiter“, unterstreicht der Betriebsratsvorsitzende Ott. „Die brauchen uns. Sonst erfahren die nichts aus der Belegschaft.“ Das sehe auch die Geschäftsführung inzwischen so. Ott: „Das Verhältnis ist nicht mehr so konfrontativ wie vor ein paar Jahren.“ Sicher gebe es auch mal heftige Diskussionen, aber man wisse die Gegenseite zu schätzen.
Sprachrohr der Kollegen
Sprachrohr der Kollegen. Das sind Kühling und Pavliuc schon jetzt. „Ich vermittele schon mal, wenn es zwischen den Kollegen Ärger gibt und spreche dann auch mit unserem Chef“, so Pavliuc. Auch Kühling ist aktiv. „Er hat die Betriebs-Fußballabteilung wiederbelebt“, freut sich Ott. „Es braucht halt immer einen, der die Arbeit macht.“
Einsatz für andere und Erfolgserlebnisse, das spornt an. Darum kandidieren Kühling und Pavliuc für den Betriebsrat. Ott kann sie nach 20 Jahren Erfahrung darin nur bestärken: „Die Probleme sind nur ein Teil der Arbeit. Man hat auch ganz viele Erfolgserlebnisse. Man kann viel gestalten, viele Probleme lösen und den Menschen helfen.“
Genau das wollen Kühling und Pavliuc erreichen. Sie haben viel vor: „Es soll wieder ein richtiger Familienbetrieb werden, mit einem normalen und zufriedenen Arbeiten“, wünschen sie sich.
Kandidatensucheist nicht einfach
„Der Betrieb sieht die wirtschaftlichen Interessen“, hat Kühlding beobachtet. Doch es gelte, auch die Interessen der Mitarbeiter zu sehen: „Dann packen alle an. Dann gibt es ein normales und zufriedenes Arbeiten. Ich mag mit meinen Kollegen die Firma Netzsch noch besser machen.“
Insgesamt 20 Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich am 5. April zur Wahl; sieben davon zum ersten Mal. „Ich hätte gerne mehr Kandidaten gehabt“, erzählt Ott, aber durch Corona war das schwierig. Da fehlte einfach der regelmäßige, persönliche Kontakt. Denn potenzielle Kandidaten müssen angesprochen und überzeugt werden; die wenigsten melden sich aktiv, so wie Pavliuc. Und nicht alle sind so leicht zu begeistern wie Kühling: „Die Kollegen sind auf mich zugekommen: Das wäre doch toll.“ Da musste der junge, idealistische Mann nicht lange überredet werden.
Werksumzug bindet Energien
Und noch ein Punkt kommt bei Netzsch erschwerend hinzu: der anstehende Umzug an den gemeinsamen Standort in der Geretsrieder Straße, der im Oktober anlaufen und bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein soll. „Das bindet auch viel Energie“, so Ott.
Am Ende schaffen es elf Kandidaten in den Betriebsrat und drei gehören als Ersatzmitglieder zum erweiterten Kreis. Sie vertreten die Interessen der rund 620 Waldkraiburger Mitarbeiter.
Und wenn sie nicht gewählt werden?
Bei so viel Ideen und Enthusiasmus muss aber doch auch eine unangenehme Frage gestellt werden: Was ist, wenn sie es nicht in das Gremium schaffen? „Das wäre echt schade“, sagte Kühling sehr leise, während Pavliuc selbstbewusst erklärt: „Dann probiere ich es das nächste Mal wieder.“
Aber eines ist schon jetzt sicher: Egal wie die Wahl ausgeht, sie werden weiterhin ein offenes Ohr für ihre Kollegen haben und sich weiterhin für sie einsetzen. Kühling: „Wir wollen einfach ein schönes Leben in der Arbeit.“
