„Internationale Wochen gegen Rassismus“
Aufstehen und dagegen halten: „Mühldorf ist bunt“ setzt Zeichen gegen Hass und Vorurteile
Das Netzwerk „Mühldorf ist bunt“ beteiligt sich heuer erstmals an den Internationalen Wochen gegen Rassismus. Damit soll ein Zeichen gegen Hass und Vorurteile gezeigt werden und gleichzeitig Haltung gezeigt werden für Menschlichkeit und ein friedliches Miteinander.
Waldkraiburg – Kann man als Einzelner gegen Diskriminierung, Intoleranz und Rassismus vorgehen? „Ja!“, sagt Hartmuth Lang freundlich aber bestimmt. Er ist Vorsitzender von „Mühldorf ist bunt“, dem Netzwerk für Demokratie und Toleranz im Landkreis Mühldorf, das sich heuer erstmals an den Internationalen Wochen gegen Rassismus beteiligt. Die Veranstaltungsreihe geht noch bis zum 27. März, und „Mühldorf ist bunt“ steuert insgesamt zehn Programmpunkte bei. Die sollen aber nicht nur in die Vergangenheit blicken, sondern vor allem für die Gegenwart sensibilisieren.
Vielfältige Formen - vielfältiges Programm
„Wir wollen auf den täglichen Rassismus hinweisen“, so Lang. Das fängt bei Pauschalisierungen, Vorurteilen, Halbwahrheiten und Fake-News an, „schaukelt sich hoch und setzt sich fest“. Genau dagegen gelte es, frühzeitig vorzugehen. „Wenn der Ansatz einer radikalen Aussage kommt, verstummen viele und ziehen sich aus der Diskussion raus“, hat Lang beobachtet. Dabei müsse es genau anders sein: „Man muss gleich Stopp sagen und sich dagegen wehren.“
So vielfältig die Erscheinungsformen von Rassismus und Diskriminierung sind, so vielfältig ist auch das Programm. Um möglichst viele Facetten anzusprechen, aber auch, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Ein Aspekt freut Hartmuth Lang besonders: die Beteiligung der Grund- und Mittelschule in Buchbach sowie der Mittelschule Ampfing. Die Ampfinger haben ein Programm mit 13 Veranstaltungen auf die Beine gestellt.
Für die Schule war das selbstverständlich, wie Rektor Claudius Rychlik erzählt: „Wir sind Träger des Gütesiegels Demokratie der Landeszentrale für politische Bildung.“ Der Kampf gegen Rassismus ziehe sich wie ein roter Faden durch die Schularbeit, und so entstanden alle Aktionen „aus dem Kollegium und aus der Mitte der Schule heraus“. Das Ergebnis ist eine „ganz bunte Geschichte“, freut sich Rychlik.
Und was kann jetzt der Einzelne machen, um sich im Alltag gegen Rassismus und Vorurteile zu stellen? Zivilcourage zeigen und gegen Vorurteile und Ressentiments argumentieren. Hartmuth Lang verweist dazu auf seine Erfahrungen bei den Querdenker-Demos: „Sobald ich Gegenargumente gebracht habe, waren die still.“
Es kamen dann zwar neue Aussagen, „aber ich habe mich dann eben informiert und auch diese neuen Aussagen widerlegt“. Sicher, im Netz gab es – im Schutz der Anonymität – schon teils heftigen Gegenwind. Aber auf der Straße, von Angesicht zu Angesicht? „Nein. Da nicht“, sagt Lang und schmunzelt.
Und die Passanten meinten immer wieder zu ihm: „Gut, dass sie etwas gesagt haben.“ Und genau denen, die noch schwanken, müsse man zeigen: Es gibt noch andere Argumente.
Zivilcourage statt Anonymität
Der einzige Wermutstropfen: Oft war er damit alleine. „Da hätte ich mir mehr Menschen gewünscht, die dagegenhalten.“ Seine Lehre: „Wir müssen Flagge zeigen. Nur weil jemand laut ist, ist er nicht die Mehrheit. Wir dürfen nicht nur die Schlagzeile sehen, wir dürfen uns nicht durch Fake-News und Halbwahrheiten in eine Richtung drängen lassen. Wir müssen uns auch mal informieren, nachdenken und dagegen halten.“
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Genau das will der Verein „Mühldorf ist bunt“ mit seinem Programm zu den Internationalen Wochen gegen den Rassismus erreichen. „Je früher man sich wehrt, je früher man aufsteht und Haltung bezieht, schon bei der Wortwahl, desto eher kann man es klein halten oder wieder in der Versenkung verschwinden lassen“, macht Lang Hoffnung.
Programm der Internationalen Wochen gegen Rassismus
„Rassismus – ein Thema von gestern?“ Mit diesem Thema setzt sich die Auftaktveranstaltung auseinander, die am Samstag, 12. März, um 14 Uhr am KZ-Grabmal auf dem Friedhof in Kraiburg stattfindet. Am Montag, 14. März, setzt sich von 18 bis 19 Uhr im Jugendradio des Kreisjugendrings eine Sendung der „Hörarena“ mit dem Thema Rassismus auseinander. Am 16. März ist von 16 bis 18 Uhr eine Straßenaktion in den Innenstädten von Waldkraiburg und Mühldorf, am 18. März ist in Mühldorf, am 19. März in Waldkraiburg eine Plakataktion „So erlebe ich Rassismus“ jeweils von 9.30 bis 12.30 Uhr. „Hatte Jesus Vorurteile?“ Mit dieser Frage setzt sich am 19. März in der Immanuelkirche in Ampfing ein Gottesdienst auseinander. Am 25. März ist ab 19 Uhr ein Lichterkreis am Waldkraiburger Sartrouville Platz geplant. Am 26. März ist von 9.30 bis 13 Uhr in Mühldorf ein Symposium „Erinnerung wachhalten. Herausforderungen für eine zukunftsorientierte Erinnerung am Campus Mühldorf. Am 26. März ist in Fichters Kulturladen in Ramsau ein Vortrag von Grünen-Landtagsabgeordneten Gülseren Demirel mit anschließender Diskussion und Film zu hören. Abschluss ist am 27. März ein Friedensgebet in Mühldorf um 15 Uhr an der Katharinenkirche.