Für 1,3 Millionen Euro
Das Dilemma in der Kläranlage: Faulbehälter der Waldkraiburger Kläranlage aufwendig saniert
Jahrzehntelang waren sie in Betrieb, jetzt haben die Stadtwerke Waldkraiburg die Faultürme der Kläranlage aufwendig saniert. Dabei zeigte sich, dass zu vieles in der Kanalisation landet, das dort nichts zu suchen hat.
Waldkraiburg – Die alte Holzverkleidung ist ab, Aluminium umgibt nun die beiden Faultürme, die beim Vorbeigehen sofort ins Auge fallen. Doch die Sanierung umfasste mehr als nur die Optik, denn auch im Inneren gab es einiges zu tun. Die beiden Faulbehälter stammen aus den Jahren 1964 und 1989, sind quasi seit Jahrzehnten in Betrieb. Für rund 1,3 Millionen Euro wurden sie in den vergangenen beiden Jahren aufwendig saniert. Die Holzvertäfelung war durch Witterung und Stürme stark beschädigt, wodurch ein großes Sicherheitsrisiko bestand. Ebenso wurden Blitzschutz, Wärmedämmung und die Messtechnik erneuert. Betonflächen wurden gereinigt und neu beschichtet.
Die Faultürme sind einige der wenigen Anlagen einer Kläranlage, die schon von Weitem zu sehen sind. In Waldkraiburg haben die turmartigen Behälter ein Fassungsvolumen von je 1400 Kubikmetern. Hier kommt der gesamte Schlamm zusammen, der nach mehreren Reinigungsprozessen des Abwassers übrigbleibt. Die Türme sind so etwas wie das Herzstück einer Kläranlage, denn sie machen einen wesentlichen Bestandteil der Abwasserreinigung aus. „Bei der Ausfaulung des Schlamms durch Mikroorganismen entsteht Faulgas. Dieses wird durch Gasmotoren in Wärme und Strom umgewandelt“, teilen die Stadtwerke mit. Beides wird zur eigenen Versorgung der Kläranlage verwendet. Der Energieverbraucher Kläranlage wird damit gleichzeitig zu einem Energieproduzenten.
Schlamm nicht mehr auf Äckern entsorgen
Der restliche Klärschlamm wird maschinell entwässert. Eine Entsorgung auf landwirtschaftlichen Flächen ist aufgrund von Schadstoffbelastungen, zum Beispiel durch Medikamentenrückstände, heutzutage nicht mehr angebracht. Der entwässerte Klärschlamm wird stattdessen einer Klärschlamm-Monoverbrennung zugeführt.
Während der Sanierung wurden die 40 Jahre alten Faultürme auch gereinigt und entleert. Dazu mussten Spezialtaucher einige Tonnen Sand und Verkrustungen entfernen, darunter auch eine drei Meter dicke Schicht aus Feuchttüchern, insgesamt 350 Kubikmeter aus beiden Behältern. Allein die Nass-Schlammreinigung dauerte rund 40 Tage.
Die Stadtwerke weisen darauf hin, dass Feuchttücher und andere Hygieneartikel nicht über das WC entsorgt werden dürfen. Feuchttücher beispielsweise bestehen aus Textilfasern, die sie reiß- und wasserfest machen. Im Gegensatz zu Toilettenpapier lösen sich die Tücher daher nicht im Wasser auf und können in den Abwasserleitungen zu Verstopfungen führen.