Jubiläum des VfL Waldkraiburg
Mit 75 fit wie ein Turnschuh
Am Anfang gab es nur einen Ball. Heute, 75 Jahre später, ist der VfL Waldkraiburg einer der größten Vereine in der Region, der vom Turnen über Fußball und Basketball bis hin zu Eiskunstlauf und Aikido in 19 Sparten die Menschen zum Sport bringt. Vor welchen Herausforderungen er heute steht.
Waldkraiburg – Viel hatten die Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg nicht im Gepäck, als sie in Waldkraiburg eine neue Heimat gefunden haben. Doch in einem Koffer war Platz für einen Ball: Otto Mitlehner brachte den ersten Lederball mit nach Waldkraiburg, der Beginn des VfL Waldkraiburg. Als die ersten Faustballspiele zwischen den Lagerbaracken in Kraiburg-Hart stattfanden, gab es die Stadt Waldkraiburg selbst noch gar nicht. Die heutige Sportstadt fußt auf ersten Spielen auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Sprengchemie.
Sport bringt die Menschen zusammen – das war nach dem Krieg nicht anders als heute. „Die Entstehung des Vereins war etwas besonders“, sagt der heutige Vorsitzende Kai Röpke. Am 22. September 1948 gründete sich der Verein für Leibesübungen in Kraiburg-Hart, mit Faust- und Fußball sowie Turnen bilden sich schnell drei Sparten, nach der Gründung Waldkraiburgs nannte sich der Verein in „VfL Waldkraiburg“ um. In den Folgejahren hat sich der Verein „stark und schnell entwickelt“, hatte zwischenzeitlich über 3000 Mitglieder. „Sparten haben sich gegründet und wieder geschlossen, andere haben sich selbstständig gemacht. Heute hat der Verein rund 2300 Mitglieder in 19 Sparten“, erklärt Röpke.
Geschichte als Verpflichtung
Die Geschichte fasst der Verein als Verpflichtung auf. „Die Gründungsmitglieder haben mit wenig viel geschaffen. Für uns ist das heute Verpflichtung, weiterhin etwas zu schaffen.“ Jedes einzelne Mitglied mache den VfL aus, denn der Verein sei mehr als nur der Verein. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Mitglieder zum VfL stehen“, sagt Röpke. Die normale Abwanderung konnten man in dieser Zeit nicht mit dem Gewinn neuer Mitglieder auffangen. „Jetzt sind wir wieder auf dem gleichen Niveau wie zuvor“, sagt Röpke, der das auch als Beweis dafür sieht, dass in den Sparten und gerade im Jugendbereich gute Arbeit geleistet werde.
Rund 1000 Jugendliche betreut der Verein. Eine Arbeit, der Röpke eine große Bedeutung gibt: „Die Einzelbeschäftigung von Kindern nimmt immer mehr zu, deshalb ist es wichtig, Kinder und Jugendliche zu Tätigkeiten in der Gemeinschaft zu bringen.“ Aber nicht nur, um diese Gruppe gut betreuen zu können, braucht es Übungsleiter. Gerade hier sieht Röpke eine Hürde: „Für den Verein sind zwar viele Ehrenamtliche tätig, aber es fehlen ein paar. Es sind händeringend Leute gesucht, die Engagement und Verantwortung übernehmen wollen. Die Bereitschaft dafür ist leider nicht besonders hoch.“
Aber er ist zuversichtlich, weil bereits in den 1980er Jahren ähnliche Aussagen getroffen worden seien. „Ich kann mir gut vorstellen, was zusätzlich zu schaffen wäre mit mehr Leuten und Engagement. Ja, es ist Zeit und Aufwand. Aber es ist toll zu sehen, wie andere vom eigenen Engagement profitieren.“
Die Mitglieder eines Vereins verbinde mehr als nur der Sport. „Es ist die Gemeinschaft, dass sich Leute treffen. Sport formt die Menschen als Mannschaft, in Disziplin, Fair Play oder Teamfähigkeit“, sagt Röpke, der Vereinen eine gesellschaftspolitische Aufgabe zuschreibt. Generationenübergreifend.
Dafür braucht es nicht nur das Engagement vieler Ehrenamtlicher, sondern auch die Unterstützung der Kommune. „Zur Stadt haben wir ein offenes Verhältnis, können unsere Vorstellungen gut einbringen, aber die Kommunikation könnte besser sein“, sagt Röpke. Die geplanten Änderungen der Sportförderrichtlinie sorgten zuletzt für Kritik aus den Vereinen, die Unsicherheit, wie sehr die Stadt die Vereine angesichts der angespannten Haushaltslage über die Sportförderung unterstützen kann, ist groß. „Vereine machen keine großen Gewinne. Wir müssen sehen, wie wir was ersetzen können. Aber Sponsoren fallen nicht vom Himmel.“ Für alle Vereine wäre es wichtig, eingebunden zu werden und baldmöglichst Informationen zu bekommen.
Eine niedrigere Sportförderung über höhere Mitgliedsbeiträge kompensieren? Ein Schritt, den der VfL aktuell nicht gehen will. „Wir sehen unsere soziale Verpflichtung und wollen unser Angebot niedrigschwellig halten. Jeder Verein ist eine Chance für die Gesellschaft.“
Der Verein ist nicht nur Sport, sondern auch die Gemeinschaft
Was wünscht Röpke dem Verein für die Zukunft? „Dass wir die Möglichkeit haben, auch weiterhin allen Mitgliedern Sportstätten zur Verfügung zu stellen. Aber wir sind uns der Herausforderung bewusst, dass wir als Verein nicht abgekoppelt von der restlichen Welt agieren.“ Auch als Verein müsse man nachhaltiger werden. Trotz der Sorgen um das ehrenamtliche Engagement bleibt Röpke zuversichtlich: „Der Verein hat sich 1948 aus dem Nichts gegründet. Den Schaffensgeist der Gründer müssen wir revitalisieren und dann haben wir gute Chance, dass wir neue Herausforderungen meistern.“
75 Jahre VfL Waldkraiburg
Der VfL Waldkraiburg feiert seinen 75. Geburtstag. Dazu eröffnet am 14. September eine Ausstellung im Haus der Kultur. Mit Fotografien, Dokumenten und Objekten sowie einem Zeitzeugenfilm wirft die Ausstellung einen Blick auf die Geschichte des Vereins und seiner Sportstätten. Zum Geburtstag gibt es am 22. September einen Festabend, groß gefeiert wird dann tags darauf am 23. September mit der Bayern 1 Band und Disco im Haus der Kultur.