Gegenseitige Hilfe zur Selbsthilfe auf Augenhöhe
30 Jahre Partnerschaft mit Kirchengemeinde in Tansania: Wie ein Waldkraiburger zurück zum Glauben fand
Die Partnerschaft zwischen der evangelischen Kirche in Waldkraiburg und dem tansanischen Kongwa besteht seit 30 Jahren. Wie Joachim Grytzyk dadurch wieder zum Glauben fand.
Waldkraiburg – Für Joachim Grytzyk hat die Partnerschaft zwischen den evangelischen Kirchen Waldkraiburg und dem tansanischen Kongwa, die diesen Sonntag (siehe Kasten) das 30-jährige Bestehen feiert, eine besondere, fast schon existenzielle Bedeutung. Er hatte im August 1993 in Kongwa nämlich sein Damaskuserlebnis: „Dort habe ich wieder zum Glauben gefunden.“
In Kongwa sei es ganz normal, jederzeit zu beten: vor der Autofahrt, vor dem Essen oder bei Problemen. „Sie vertrauen sich einfach Gott an“, so Grytzyk. „Hier kann man lernen, wie ich mein Leben als Christ führen kann.“ Im August war er in Tansania; vier Wochen später ist er wieder in die Kirche eingetreten.
Gemeinsames Gesangsbuch
Die tansanische Kirchengemeinde hat offiziell 250 erwachsene Mitglieder und 80 Kinder, aber sonntags besuchen gut 400 Menschen die Gottesdienste; in Waldkraiburg sind es bei gut 3500 Gläubigen gerade mal 60 bis 80 Besucher. „Man geht dort in die Kirche. Wenn nicht, dann entschuldigt man sich“, bringt es Ehefrau Elsbeth Grytzyk auf den Punkt.
1992 schloss Waldkraiburg die Partnerschaft mit der zentralafrikanischen Gemeinde. Kongwa hat rund 15.000 Einwohner, keine Wirtschaft, ist arm und immer wieder von Trockenheit geplagt. Seit 30 Jahren wächst die Partnerschaft durch Projekte, den Glauben und gemeinsame Gottesdienste.
Lernen, fröhlich Christ zu sein
So singen die Gemeinden zum guten Teil die gleichen Lieder und können so seit 30 Jahren einmal im Jahr einen gemeinsamen Partnerschaftsgottesdienst feiern. Eine Gemeinde bereitet ihn vor – und beide feiern ihn mit den gleichen Liedern, den gleichen Texten und ähnlicher Predigt. So erfährt jede Gemeinde, welche Themen die andere bewegt. „Manche sind ganz fremd, manche sind uns gemeinsam, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten“, so Joachim Grytzyk, der inzwischen Partnerschaftsbeauftragter ist. „Wir lernen, wie man auch in einem schweren Umfeld fröhlich Christ sein kann.“
Hilfe zur Selbsthilfe auf Augenhöhe
Die Partnerschaft ruht auf zwei Säulen: dem Glauben und der Diakonie, der praktischen Hilfe. „Wir versuchen, ihnen das Leben zu erleichtern“, so Grytzyk. Zum Beispiel durch Hilfe beim Bau einer Kirche, eines Kindergartens, eines Pfarr- und Gästehauses, mit Lebensmitteln oder der Übernahme von Arztkosten.
Dabei leisten die Waldkraiburger Hilfe zur Selbsthilfe. „Auf Augenhöhe“, wie Grytzyk betont. „Wenn wir eine Idee haben, heißt das ja noch lange nicht, dass die gut ist.“ Sie wird mit den afrikanischen Partnern, die den Großteil selber leisten und finanzieren, besprochen. Davon lernen auch die Waldkraiburger. „Sie fangen im Gottvertrauen einfach an.“ Unkompliziert, ohne großen Plan. Es wird einfach angepackt – und es geht voran.
Zu den wichtigsten Projekten zählen seit 2006 das tägliche, warme Mittagessen für die inzwischen 60 Kindergartenkinder und der Bau eines Regenauffangbeckens mit 115.000 Litern. Das erlaubte es, 500 Bäume zu pflanzen, die inzwischen ein kleiner Wald sind. Das erlaubte neue Bewässerungstechniken und eine ertragreichere Landwirtschaft.
Alle Spenden gehen nach Tansania
Die Partnerschaft lebt seit 30 Jahren auch vom Einsatz des Ehepaars Elsbeth und Joachim Grytzyk. Anfangs war Elsbeth Grytzyk die Partnerschaftsbeauftragte, seit 2013 ist es ihr Mann. „Früher gab ich den Ton an, jetzt ist er es“, beschreibt Elsbeth Grytzyk das Team, das die sichtbare Spitze des Freundeskreis Tansania ist, der gut 100 Mitglieder hat.
30 Jahre Einsatz – und das alles ehrenamtlich. „Wir haben alles, auch alle Flüge, aus eigener Tasche bezahlt“, betont Grytzyk, weil das immer wieder ein Thema sei. „Alle Spenden sind eins zu eins nach Tansania gegangen.“
Eine erfüllte und erfüllende Partnerschaft, die nur einen einzigen Wertmustropfen aufweist: Seit 2017 gab es – unter anderem wegen Corona – keine gemeinsamen Besuche mehr.
