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Nachruf

Abschied einer Institution in Schnaitsee: Wirtin Traudl Ederer mit 85 Jahren verstorben

Traudl Ederer, Wirtin des Gasthofes zur Post in Schnaitsee, ist mit 85 Jahren verstorben.
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Traudl Ederer, Wirtin des Gasthofes zur Post in Schnaitsee, ist mit 85 Jahren verstorben.

Der Tod von Traudl Ederer vom „Gasthof zur Post“ hinterlässt eine tiefe Lücke in Schnaitsee. Jahrzehntelang war sie die gute Seele der Wirtschaft, ein Anker für Vereine und Treffpunkt für Generationen. Ihre Gastfreundschaft wird unvergessen bleiben.

Von Manfred Heistracher

Schnaitsee – „Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist“: Mit diesem Spruch aus der Literatur lässt sich die Trauer in Schnaitsee um Traudl Ederer wohl ganz gut beschreiben. Nach einem erfüllten Leben, begleitet von einer Krankheit in ihrer letzten Lebensphase, verstarb am Gründonnerstag (17. April) die allseits beliebte Wirtin vom „Gasthof zur Post“ friedlich in ihrer Wirtschaft.

Seit ihrem Tod ist die Wirtschaft im Herzen von Schnaitsee geschlossen, eine Institution für so viele Bürger ist nun weggebrochen. In der vollbesetzten Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wirtschaft gestaltete Pfarrer Mario Friedl einen würdevollen Trauergottesdienst für Traudl Ederer. In seiner Predigt stellte er die so typische, so liebgewonnene Symbiose aus Gotteshaus und Wirtshaus ausführlich dar. Wie Kirchen auch Ort von Begegnung und Austausch sein sollen, so sind es auch die Wirtshäuser.

Traudl Ederer hinterlässt eine große Lücke im Gemeindeleben

Was wäre eine Dorfgemeinschaft ohne diese Anlaufstellen? Wo man sich zu der eben gehörten Predigt des Pfarrers gleich nach der Kirche oder zur aktuellen Kommunalpolitik so frei und direkt austauschen kann. Schließt eine Wirtschaft, hinterlässt sie eine Lücke, ein großes Stück Gemeinschaft geht verloren. Pfarrer Mario Friedl dankte im Namen aller Trauergäste der verstorbenen Traudl Ederer für ihre jahrzehntelange Gastfreundschaft und die Beheimatung so vieler Vereine.

Zudem gab er das Geheimnis preis, einst vor seinem Dienstantritt in Schnaitsee mal den Ederer Biergarten besucht zu haben. Noch unbekannt und unerkannt fand er Gefallen an diesem Ort, die Wirtsleute und die Biergartengäste waren dabei nicht ganz unerheblich. Die bewegenden Worte mündeten in einen spontanen Applaus, wann hat es das schon bei einem Trauergottesdienst gegeben?

Der Lebenslauf von Traudl Ederer, als Edeltraud Schachinger am 31. Mai 1939, als jüngstes von vier Kindern der Eheleute Anna und Franz Schachinger in Neuötting geboren, zeugte von einem langen und arbeitsreichen Leben. Schon früh musste die Familie schwere Schicksalsschläge verkraften. Der Tod des ältesten Sohnes Franz junior als junger Soldat oder die monatelange Absperrung Neuöttings nach Ausbruch einer Typhus-Epidemie in den Hungerjahren nach dem 2. Weltkrieg mussten durchgestanden und verarbeitet werden.

Umzug nach Schnaitsee im Jahr 1958

Nach der Schulzeit in Neuötting ging Traudl mit 16 Jahren nach Rottach-Egern an den Tegernsee, um das Restaurantfach zu erlernen oder wie man damals sagte „als Biermadl zu arbeiten“. 1958 kam sie nach Schnaitsee und fand eine Anstellung im damaligen Gasthaus Spiegelsberger, wo sie auch ihren späteren Ehemann Manfred Ederer kennenlernte. An ihrem 30. Geburtstag am 31. Mai 1969 gaben sie sich im Rathaus dann das standesamtliche Ja-Wort. 1971 heirateten die beiden in der Pfarrkirche, die weltliche Feier fand natürlich in ihrem Wirtshaus in Schnaitsee statt. Im selben Jahr übernahmen Manfred und Traudl Ederer den elterlichen Gasthof samt Landwirtschaft und Metzgerei.

Aus gesundheitlichen Gründen mussten die Eheleute Ederer vor einigen Jahren bereits ihre Metzgerei schließen. Seit dem fehlen den Schnaitseer Bürgern die unvergleichlich guten rohen Schweinswürstl und der legendäre Leberkas. Bis zuletzt wurde aber die Wirtschaft mit Herz und Leidenschaft betrieben. Mehr als 55 Jahre lang bewirtete und bekochte Traudl Ederer unzählige Gäste bei unzähligen Veranstaltungen. Stets lag ihr das Wohl der Gäste und der Vereine am Herzen, bis ganz zuletzt war sie noch in ihrer Küche tätig. Zeitlebens nah und wichtig war ihr auch die Verbindung zur Heimatstadt Neuötting und ihre dortige Familie. Jeden Abend telefonierte sie mit ihrer Schwester Mimi, zuletzt auch noch am Abend vor ihrem Tod.

Zahlreiche Vereine und Fahnenabordnungen bei Beerdigung

Der Musikverein Schnaitsee führte die große Trauergemeinde im Anschluss zum Friedhof. Mit dabei waren auch einige Fahnenabordnungen der zahlreichen Vereine, die im Gasthaus zur Post ihre Herberge gefunden hatten. Auch viele Stammgäste und langjährige Wegbegleiter gaben ihr das letzte Geleit. Traudl Ederer hinterlässt eine große Lücke in Schnaitsees Dorfleben.

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