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Internationaler Tag der Tuba am 3. Mai

Dank Tuba zum Liebesglück: Warum das „coole Instrument“ für Anton Wittenzellner die Welt bedeutet

Seine Tuba spielt Anton Wittenzellner (43) aus Schnaitsee seit 20 Jahren.
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Seine Tuba spielt Anton Wittenzellner (43) aus Schnaitsee seit 20 Jahren.

Anton Wittenzellner aus Schnaitsee spielt seit über 20 Jahren Tuba. Warum sie für den 43-Jährigen mehr ist als nur ein Instrument und wie sie ihm zum Liebesglück verhalf.

Schnaitsee – Menschen hasten über den Gehsteig, Autos stehen zum Teil im Stau. Die einen fahren stadtauswärts, die anderen wollen zurück in die Wasserburger Altstadt. Inmitten des Feierabendverkehrs steht Anton Wittenzellner auf dem Gehsteig. In seinen Händen hält er ein goldenes Blech, in dem sich die umliegenden Häuserfassaden spiegeln. Es ist zu einem großen und mehreren kleinen Rohren geformt. „Hey, cooles Instrument“, ruft ihm ein Jugendlicher im Vorbeigehen zu. Anton Wittenzellner nickt ihm mit dem Kopf zurück. Dass er Eindruck erweckt, ist ihm bewusst. „Wenn man mit der Tuba durch die Straßen geht, drehen sich die Leute nach einem um. Das passiert dir mit einem Querflöterl eher weniger“, sagt er lachend.

Tuba ist Instrument des Jahres

Der Deutsche Musikrat hat die Tuba zum Instrument des Jahres 2024 gekürt. Einer, der ohne dieses Blechblas-Instrument nicht kann, ist Anton Wittenzellner aus Schnaitsee. Der gelernte Zimmerer ist nebenberuflich Landwirt und seit 34 Jahren im Musikverein Schnaitsee. Dort spielt er bei Festumzügen oder Konzerten die Tuba.

Zur Musik ist der 43-Jährige schon früh gekommen. Sein Vater habe E-Bass gespielt und sei auf Hochzeiten und Tanzabenden aufgetreten. Sein Onkel mütterlicherseits habe 1990 den Musikverein Schnaitsee ins Leben gerufen. „Da war für mich klar, dass ich nun ein Instrument lernen werde“, sagt Anton Wittenzellner. Sein Vater habe ihm vorgeschlagen, das Bariton-Horn zu spielen. „Ich wusste zwar nicht, was das ist, habe mir aber gedacht, das wird schon zu mir passen“, erinnert er sich. Mit neun Jahren begann er Musikunterricht zu nehmen. „Für den Einstieg als Kind war das Bariton-Horn super, denn es ist kleiner und leichter als die Tuba“, erklärt Anton Wittenzellner.

Als er sich im Jugendalter mit Freunden zu einer Muskgruppe zusammenschloss, wollte er jedoch ein Instrument, das tiefere Töne spielen kann. Anton Wittenzellner habe sich eine Tuba vom Verein ausgeliehen und geübt. „Die Tuba wird wie das Bariton-Horn im Bass-Schlüssel gespielt. Deswegen konnte ich die Noten gleich lesen. Nur das Mundstück war jetzt größer und ich brauchte mehr Luft, um einen Ton herauszukriegen“, sagt er. Als im Verein der Tubist aufhörte, sei man auf ihn zugekommen. „Ich bin etwas ins kalte Wasser geworfen worden. Heute bin ich aber froh, dass ich da hineingerutscht bin“, erklärt der Schnaitseer. Ein Jahr habe er versucht, sowohl das Bariton-Horn als auch die Tuba im Verein zu spielen – je nachdem, was mehr gebraucht worden sei. Nun spiele er seit 20 Jahren nur noch die Tuba.

Das Instrument setzt sich zusammen aus einem Mundstück, in dem Luft hineingeblasen wird, und einem Schallstück, aus dem ein Ton erklingt. Dazwischen sind verschiedene Rohre und vier Ventile. Mit dem Öffnen jener wird die Luft umgeleitet. Dadurch und mit unterschiedlichem Druck beim Hineinblasen steuert der Spieler die Töne.

Anton Wittenzellners Tuba reicht ihm bis zum Bauchnabel.

Nicht nur im Musikverein Schnaitsee tritt Anton Wittenzellner als Tubist auf, sondern auch bei den Andreasbläsern Engelsberg. Mit Letzteren habe er schon einmal bei der Grünen Woche in Berlin, beim 60-jährigen Priesterjubiläum von Papst Benedikt XVI. am Petersplatz in Rom gespielt oder die Spieler des FC Bayern beim Aufmarschieren auf den Fußballplatz musikalisch begleitet.

Ausgleich zum Alltag

Das Tuba-Spielen ist für ihn ein Ausgleich zum Alltag. „Bei der Arbeit muss ich oft von einem Termin zum anderen. Dann bringen mich die fülligen Töne der Tuba zur Ruhe“, erklärt der 43-Jährige. Die tiefen und langen Klänge und die langsamen Melodien würden ihn entschleunigen und am Boden halten. „Das verbinde ich auch Heimatgefühl“, sagt er. Früher habe er sich mit Freunden erst zum Musizieren getroffen. Anschließend seien sie gemeinsam auf Feste gegangen. Dadurch und durch den Verein habe er viele Menschen, die auch in einer Kapelle spielen, kennengelernt. „Nicht umsonst heißt es, dass Musik verbindet“, betont er.

Ebenso bleibe er durch das Arbeiten mit Holz, Kühen und auf den Feldern bodenständig. Das Interesse zur Natur findet sich auch in seiner Freizeit wieder. Anton Wittenzellner hält zehn Bienenvölker und ist ausgebildeter Kräuterpraktiker. Auch beim Gespräch über Musik greift er auf Vergleiche aus der Natur zurück. Die Tuba ist für ihn wie der Stamm eines Baumes und trage die anderen Instrumente. „Je dicker der Stamm ist, desto mehr Äste verträgt er. Übertragen auf die Musik heißt das. Je mehr Tuben in der Musik-Kapelle sind, desto mehr Klarinetten und Querflöten hält das Stück aus, sodass es stimmig klingt“, erklärt er.

Ins Gespräch gekommen

Die Tuba bildet nicht nur das Fundament der Musikkapelle, sondern auch das von Anton Wittenzellners Familie. Durch sie habe er seine Frau kennengelernt. Damals habe die Wasserburger Musikkapelle, in der Bettina Wittenzellner Klarinette spielte, ein Fest gefeiert. Dabei seien die zwei ins Gespräch gekommen. Zu den beiden sind mittlerweile drei Kinder dazugekommen, von denen die älteren beiden Klarinette und Gitarre spielen. „Unser Kleiner will auch schon mitmachen und probiert auf seiner Kinder-Ukulele ein paar Töne herauszukriegen“, sagt Anton Wittenzellner. Seit Weihnachten besitzt der Schnaitseer außerdem ein Kontrabass. Darauf will er nun üben, sodass er mit seiner Familie auch daheim musizieren kann.

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