Tragischer Unfalltod in Oberneukirchen
Arbeiter (†32) auf Kita-Baustelle verschüttet – So gefährlich ist die Arbeit am Bau
Am Donnerstag (20. Februar) wurde ein 32-jähriger Arbeiter auf der Kita-Baustelle in Oberneukirchen verschüttet und fand dabei den Tod. Wie die Polizei den Unfall bewertet. Und wie gefährlich die Arbeit auf dem Bau ist.
Oberneukirchen – Das Entsetzen, die Fassungslosigkeit und die Trauer sind am Tag nach dem tödlichen Arbeitsunfall in Oberneukirchen allen Gesprächspartnern anzumerken. Alle Stimmen stocken, brechen mitten im Satz ab. Sie ringen mit dem entsetzlichen Geschehen, das sich am Donnerstag (20. Februar) auf der Baustelle für das neue Kinderhaus ereignet hatte: Bei einem Arbeitsunfall ist ein 32-Jähriger aus dem Landkreis Altötting gestorben.
„Er war ein ganz junger Mann“, erzählt Oberneukirchens Bürgermeisterin Anna Meier. „Er war hilfsbereit, hat immer geschaut, dass was weitergeht. Es ist entsetzlich. Ich bin noch immer fassungslos.“
„Die ganze Truppe war positiv“
Mitte Januar hatten die Bauarbeiten für das Kinderhaus begonnen. Alle im Ort waren froh, dass jetzt aus den Plänen Wirklichkeit wird. Seit dieser Zeit waren die Baufirma aus dem Landkreis Altötting, der 32-Jährige und seine Kollegen Teil des Ortsbildes. „Die ganze Truppe war positiv“, erzählt Bürgermeisterin Meier.
Tödlicher Betriebsunfall in Oberneukirchen am 20. Februar




Und dann das: Am Donnerstag stieg der Mann in die Baugrube, um Leitungen zu verlegen. Gegen 11.45 Uhr löste sich plötzlich Erdmaterial, kam ins Rutschen und verschüttete den Arbeiter. Das schreibt Lisa Maier, Pressesprecherin im Polizeipräsidium, in einer Pressemeldung. „Dabei zog er sich so schwere Verletzungen zu, dass er vor Ort verstarb und der verständigte Notarzt nur mehr den Tod feststellen konnte.“
Ein tragischer Arbeitsunfall
Nach bisherigem Kenntnisstand liegen den Ermittlern keine Hinweise auf ein Fremdverschulden oder eine Beteiligung Dritter vor, schreibt Maier weiter. „Es muss von einem tragischen Arbeitsunfall ausgegangen werden.“ Ein Unfall, der eine Ausnahme ist. „Wir hatten in den letzten Jahren keinen“, sagt Maier.
2023 starben deutschlandweit 76 Arbeiter auf dem Bau
2023 insgesamt 76 Beschäftigte bei Arbeitsunfällen gestorben, teilt Birte Hagedorn, Pressesprecherin der Berufsgenossenschaft für die Bauwirtschaft (BG Bau), auf Nachfrage der OVB Heimatzeitungen mit. „Die Hauptursachen für tödlich verlaufende Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft sind Absturzunfälle sowie herabfallende oder kippende Bauteile. Beide Ursachen zusammen machen rund 70 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle am Bau aus.“ Aktuellere Zahlen gibt es derzeit noch nicht, erklärt Hagedorn. Auch würden die Zahlen nur deutschlandweit erfasst.
Die Arbeit wird tendenziell sicherer
Die Tendenz der Arbeitsunfälle am Bau zeigt nach unten, erklärt Hans-Jürgen Wellnhofer, kommissarischer Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG BAU und stellvertretender Geschäftsführer der Region Süd in München: „Heute gibt es auf Baustellen deutlich weniger Arbeitsunfälle als noch vor fünf Jahren, und das trotz intensiver Bautätigkeit und hoher Beschäftigung.“ Die Arbeit auf Baustellen werde tendenziell sicherer, bundesweit und auch in Bayern. „Trotzdem passieren nach wie vor zu viele Unfälle, die hätten vermieden werden können. Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen bei der Arbeit sterben.“
Wie und warum es zu diesem Unfall kam, ermittelt jetzt unter Leitung der Staatsanwaltschaft Traunstein das Fachkommissariat 1 der Kripo in Mühldorf. Unter anderem soll ein Sachverständiger ein Gutachten erstellen. Solange wird die Baustelle gesperrt sein.