Spitzengastronomie vor Ort
„Schon zu lange zu“: So sehen die Pläne fürs Restaurant Hardthaus in Kraiburg aus
Lange haben die Verhandlungen gedauert: Nun steht fest, wie es mit dem Hardthaus weitergeht. Das sind die Pläne für das Restaurant im Herzen von Kraiburg.
Kraiburg – Im November 2024 hat der Markt Kraiburg das Hardthaus samt seinem bekannten Restaurant verkauft. Seit 31. Dezember ist es geschlossen. „Weil in den nächsten Jahren Investitionen ins Gebäude von mehreren 100.000 Euro nötig wären”, wie Bürgermeisterin Petra Jackl bei der Bürgerversammlung erklärte. Der neue Eigentümer, der unerkannt bleiben möchte, freut sich, dieses besondere Haus und damit ein Stück Kraiburger Geschichte zu erhalten. Dass das Restaurant weitergeführt wird, war sowohl ihm als auch der Gemeinde von Anfang an ein Herzensanliegen.
Doch der ehemalige Pächter und Restaurantbesitzer Marc Vermetten hat den Pachtvertrag zum 31. Dezember gekündigt. Seitdem ist das Restaurant geschlossen. „Ich wollte nicht mehr Chef sein, mir war das zu viel Verwaltung, Personal und Buchführung – das hat die Hälfte meiner Zeit gekostet und mir überhaupt nicht gefallen”, begründet Vermetten die Entscheidung. Der 55-Jährige ist gelernter Koch und möchte genau das gerne wieder machen: einfach kochen. Ein Gedanke, der ihn bereits seit 2018 begleitet. Seitdem ist er auf der Suche nach einem passenden Geschäftspartner. Zweimal sei man letztlich nicht zusammengekommen.
Alex Wittmann bringt viel Erfahrung mit
Nun gibt es gute Nachrichten: Das Hardthaus wird in Vermettens Stil weitergeführt. Die Leitung übernimmt mit Alex Wittmann ein bekanntes Gesicht. Er arbeitet bereits seit anderthalb Jahren als Restaurantleiter im Hardthaus, war damit stellvertretender Geschäftsführer. Als solcher kümmerte er sich um Personal, Wareneinsätze, Finanzen, die Organisation des Service, aber auch behördliche Unterweisungen. Der 45-Jährige bringt viel Erfahrung mit nach Kraiburg: Am bayerischen Hof in München machte er eine Ausbildung zum Hotelfachmann, betrieb dann für zwanzig Jahre eigene Lokale. Zuletzt war er gastronomischer Leiter im teatro in München. Seit Jahren führt er nebenher die Nachtlocation Zerberus in Töging. „Ganz unbekannt ist mir der Job nicht”, sagt er schmunzelnd. Vermetten bleibt als Küchenleiter im Hardthaus und wird auch das Hotel weiterführen.
Die Wiedereröffnung ist für den 5. März geplant. „Bis dahin ist noch ganz schön was zu tun”, sagt Wittmann. Er und Vermetten freuen sich bereits auf den Tag, wenn wieder Gäste an fein eingedeckten Tischen sitzen. „Es ist schon zu lange zu”, sagt Wittmann. Die Zeit habe man aber auch gebraucht, Renovierungen seien nötig gewesen. Die Farben wurden, soweit es der Denkmalschutz in dem historischen Gebäude zulässt, aufgefrischt, neue Lampen angebracht. Die Fußböden wurden abgezogen und geschliffen. „Der Raum an sich ist ja schön, aber jetzt ist alles erneuert und es riecht auch besser”, erzählt Vermetten und Wittmann ergänzt: „Das geht während des Betriebs natürlich nicht und dauert am Ende immer länger als gedacht.”
Neue Gerichte und Weine
Gleichzeitig hat das Duo hinter den Kulissen umstrukturiert, Abläufe verbessert. Vermetten hat die Zeit genutzt, um neue Rezepte auszuprobieren. „Ich habe mir richtig viel Inspiration geholt”, verrät er. Die Lebensmittel beziehen sie jetzt noch ein bisschen regionaler, wobei man in der Hinsicht schon immer stark gewesen sei. Wild kommt vom Jäger aus der Region, die Kartoffeln aus Pürten und den Bärlauch, der bald wieder Saison hat, suchen sie selbst. „Wir wissen was es hier Gutes gibt und das eigentlich schon seit Anfang an”, sagt Vermetten.
Das Restaurant führt er seit 1998. Umso wichtiger ist ihm, dass es weitergeht. „Es ist mein Lebenswerk und mein Herzblut steckt darin.” Neben neuen kulinarischen Kreationen wird es auch einige neue Weine geben. Das bekannte „Feinschmeckermenü” sowie das „Kleine Menü” und einige a la carté Gerichte bleiben bestehen, auch preislich soll sich nichts ändern. Wünschen von Gästen möchte man nach wie vor offen begegnen. Dass nun alles anders ist, brauchen Stammgäste nicht zu befürchten: Das Personal von vier Festangestellten, acht Aushilfen und drei Azubis sorgt weiterhin für die Kunden.
Verändern sollen sich das Reservierungssystem und der Gutscheinkauf, beides soll für die Kunden einfacher werden. „Mit dem neuen System hat man sofort einen schönen Gutschein und kann ihn selbst ausdrucken – meistens muss es bei einem Gutschein ja schnell gehen”, erklärt Wittmann.
Eigentümer und Bürgermeisterin erleichtert
Zum neuen Eigentümer pflege man ein gutes Verhältnis. „Sonst wäre es auch zum Scheitern verurteilt”, sagt Wittmann. Dem neuen Besitzer war es wichtig, dass das Hardthaus als Restaurant mit gehobener Küche in Kraiburg bestehen bleibt. „Ich bin sehr froh, dass die beiden das übernehmen”, betont er. Bei den Verhandlungen sei von Anfang an klar gewesen, dass es auf persönlicher Ebene gut passe und fachlich sowieso, das hätten sie ja schon bewiesen. Auch Bürgermeisterin Petra Jackl ist erleichtert, dass die Zukunft des Hardthauses nun feststeht. „Das Restaurant ist schon immer ein Aushängeschild für Kraiburg”, sagt sie.
Ab 5. März geht es mit dem neuen Konzept in gewohnter Form weiter. 42 Gäste können dann wieder im Lokal essen. Sobald sich alles eingespielt hat, erhalten die Stammgäste eine Einladung, eine offizielle Veranstaltung zur Wiedereröffnung gibt es nicht. Freunde des Weinkellers mit dem Kellermenü müssen sich noch etwas gedulden: Die 600 Jahre alten Mauern werden derzeit trocken gelegt und die Feuchtigkeit im Raum beseitigt. Später werden hier etwa 30 weitere Gäste Platz nehmen können. „Ich freue mich jetzt auf mehr Zeit in der Küche, was ich am besten kann”, sagt Vermetten.
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