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30 Jahre Wirtin mit Leidenschaft: Antonia Mittermaier ist in Kraiburg Kult
Seit drei Jahrzehnten Wirtin mit Leidenschaft – und ein Ende ist nicht in Sicht. So hält sich die Kraiburger Wirtin fit, um ihr Gasthaus auch noch im hohen Alter betreiben zu können.
Kraiburg – Die gefüllte Kalbsbrust mit Kartoffelsalat ist bereits Kult und die dazugehörige Wirtin ebenfalls. Schließlich ist Antonia Mittermaier in der Marktgemeinde Kraiburg die letzte ihres Standes, die dafür sorgt, dass vor Ort die bayerische Lebensqualität nicht ausstirbt. Und dazu gehört in einem Wirtshaus neben einem knusprigen Bratl auch ein uriger Stammtisch mit zünftigen Leuten.
Wirtshaus ganz ohne Männer gestemmt
Beides ist bei Antonia ganz selbstverständlich. Die 58-Jährige übernahm am 1. Februar 1992 das Zepter im Unterbräu. Eigentlich wollte die blutjunge Antonia Mittermaier weder Köchin noch Wirtin werden. „Aber ich blieb in diesem Haus einfach pappen“, erzählt sie.
Die Wirtshausgeschichte fing mit ihrer Mutter und ihrer Tante im Jahr 1955 an. Da pachteten die Schwestern das Lokal, bevor sie 1968 das Gebäude samt Wirtschaft erwarben. Wie die jetzige Chefin berichtet, ist sie mehr oder weniger im Wirtshaus aufgewachsen. Ihr Vater war früh verstorben, sodass Mutter und Tante ganz ohne Männer den Unterbräu mit dazu gehörigem Gästehaus alleine stemmen und leiten mussten.
Da wurde beinahe Tag und Nacht gearbeitet. Auch Klein-Antonia blieb nicht verschont. Sie erinnert sich: „Als Vierjährige stand ich schon im Metzgerladen, um Leberkäs holen. Ich hatte immer Mühe, den schweren Einkauf heimzuschleppen.“
Die Wirtin erzählt von ihrer Tante Kathi, die sie als resolute Frau und hervorragende Köchin beschreibt. „Sie hat mir das Kochen von der Pieke auf beigebracht. Einen anderen Beruf außer Haus zu erlernen, kam überhaupt nicht infrage.“ Gerne hätte sich die Kraiburgerin als Bürokauffrau oder auch als Raumausstatterin gesehen. Doch daran war seinerzeit nicht zu denken. „Meine Ambitionen in Sachen Raumausstattung konnte ich in unserem großen Haus dann später noch ausleben. Ich liebe es, Zimmer zu verändern, umzubauen und Neues zu gestalten.“
Mit viel Arbeit, Fleiß und Ausdauer seien die 30 Jahre rasch über die Bühne gegangen. Im Mai 1991 wurde Tochter Stefanie geboren. „Am Tag vor der Entbindung habe ich noch neue Speisekarten geschrieben“, erinnert sich die Wirtin und ergänzt: „Obwohl mich meine Mutter und meine Tante unterstützten, war es mir als junge Mama ein Anliegen, endlich einen Ruhetag in unserem Gasthaus einzuführen, damit wir auch mal durchschnaufen konnten.“
Treuer Stammtisch und gutes Personal
Stefanie hilft heute noch im Unterbräu aus, bäckt Torten und Kuchen. Allerdings schlug die Wirtshaustocher beruflich eine völlig andere Richtung ein. Antonia Mittermaier sieht sich daher mehr oder weniger als Einzelkämpferin. Jedoch mit gutem Personal. „Ohne meine Leute käme ich nicht um die Runden.“
Mit großem Lob wird auch der Stammtisch bedacht. Gerade in den schlimmsten Corona-Zeiten hätte sie sich auf ihre Stammgäste verlassen können. „Unser Stammtisch ist für mich wie Therapie. Da kann ich abschalten“, gesteht die gestandene Frau und verrät noch ein Geheimnis: „Seit kurzem mache ich Yoga, das tut mir gut. Schließlich will ich das Wirtshaus noch bis zu meiner Rente weiter führen.“
