Aschauer Faschingshochzeit
Echter Pfarrer auf dem Misthaufen: Wenn Knedl Paule und Schoatn Cilli gemeinsame Sache machen
Nach fünf Jahren ist es wieder so weit: Der Trachtenverein d’ Stoabacher Aschau feiert Faschingshochzeit. Mit geistlicher Unterstützung durch einen echten Pfarrer. Ein absolutes Novum.
Aschau – Das schelmische Lachen haben sie beide drauf, Aschaus Pfarrer Pater Pawel Klos genauso wie Christian Mayerhofer, zweiter Bürgermeister der Gemeinde Aschau und Vorstand des Trachtenvereins. Gerade auch dann, wenn sich die beiden Herren über die bevorstehende Faschingshochzeit unterhalten. Schließlich spielt Pater Klos bei diesem Spektakel erstmals eine tragende Rolle.
Seit 1990 inszeniert der Trachtenverein d´ Stoabacher im Fünf-Jahres-Rhythmus diese Faschingsgaudi. Heuer ist es wieder so weit: Am Samstag, 15. Februar, geben sich Baldegunde Kiebespritzen (Vitus Thaler) und Laurentius Schwarzwurznzuzla (Resi Langrieger) auf dem Misthaufen beim Baimer-Bauern das Ja-Wort. Um die Traumhochzeit perfekt zu machen, ist im Vorfeld viel Aufwand nötig, den der Trachtenverein sowie die Blaskapelle Aschau mit beeindruckendem Engagement leisten.
Ein neuer Pfarrer traut das ungleiche Paar auf dem Misthaufen
„Wir bringen uns einfach alle gerne ins Dorfleben ein“, versichert Christian Mayerhofer, der schon ein bisschen stolz darauf ist, dass ein echter Pfarrer das Paar trauen wird. Quasi ein absolutes Novum. Bei den vergangenen Eheschließungen auf dem dampfenden Misthaufen wurde der Geistliche von Bert Brunner dargestellt. Aus Altersgründen lässt der Bert diese wichtige Aufgabe nun ruhen.
Es musste also ein neuer Pfarrer her, der das ungleiche Paar in den Ehehimmel hebt. Etwas verwegen war es vielleicht schon, den richtigen Pfarrer von Aschau zu fragen, ob er als Berts Nachfolger bei der Faschingshochzeit mitmischen will. „Ich kannte den Brauch einer Faschingshochzeit überhaupt nicht“, gibt der gebürtige Pole Pater Klos zu, der seit Sommer 2023 nicht nur Aschaus neuer Pfarrer, sondern auch Mitglied im Trachtenverein ist. Zwischen ihm und ersten Bürgermeister Christian Weyrich sowie dessen Stellvertreter Christan Mayerhofer entwickelte sich im Laufe der Zeit ein freundschaftliches Verhältnis.
Auf die drei Herren treffen jedenfalls die Eigenschaften locker und flexibel zu. Daher ließ sich der Pfarrer für das Amt des Geistlichen einspannen. Was Pater Klos aber betont: „Ich sehe die Faschingshochzeit als ein Theaterstück und meine Rolle ist es, darin den Pfarrer zu spielen.“ Mit einer etwaigen Verunglimpfung der katholischen Kirche habe die Sache rein gar nichts zu tun. „Außerdem“, glaubt der Pfarrer, „treffe ich bei dieser Aufführung wahrscheinlich Leute, die beim Sonntagsgottesdienst nicht immer zugegen sind.“ Die Kirche könne sich so durchaus wieder ins Gespräch bringen.
Kartenvorverkauf gestartet
Bei einer Faschingshochzeit ist der Pfarrer übrigens der einzige, der keinen Rollentausch vornimmt. Bei allen anderen Akteuren werden die Geschlechterrollen getauscht. Dass ein bayerisches Brauchtum auch mit bayerischen Namen daher kommen muss, versteht sich von selbst. „Aus Pawel Klos habe ich deshalb kurzerhand den Knedl Paule gemacht“, verrät Christian Mayerhofer mit einem Grinsen im Gesicht. Er selber spielt die Pfarrersköchin Schoatn Cilli und der erste Bürgermeister agiert als Mesnerin Appolonia.
Das komische Ereignis beginnt am Samstag, 15. Februar, um 9 Uhr. Zu dieser Stunde finden sich die Musiker beim Bräu zum Weißwurstessen ein. Die gesamte Hochzeitsgesellschaft wird um 10 Uhr erwartet. Anschließend ist Aufstellung zum Kirchenzug. Knedl Paules große Stunde schlägt um 11.30 Uhr, wenn er Braut und Bräutigam vermählt. Der Kartenvorverkauf ist bereits in vollem Gange. Anlaufstellen sind unter www.trachtenverein-aschau.de zu finden. Christian Mayerhofer weist auch noch auf Samstag, 8. Februar hin. Um 16 Uhr erscheint an diesem Tag im Wirtshaus in Scheuern der sogenannte „Schmuser“, der das Brautpaar zusammen führt.