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Ein Irler Original feiert Geburtstag

Kriegskind, Rasender Reporter, Marktmeister, Nikolaus: Franz Maier wird 80 Jahre alt

Über unzählige Geburtstage hat Franz Maier als freier Mitarbeiter der OVB Heimatzeitungen bereits berichtet. „Auf einmal ist man selber dran“, sagt er zu seinem 80.
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Über unzählige Geburtstage hat Franz Maier als freier Mitarbeiter der OVB Heimatzeitungen bereits berichtet. „Auf einmal ist man selber dran“, sagt er zu seinem 80er.

Er hat über hunderte Geburtstage als freier Mitarbeiter bei den OVB Heimatzeitungen berichtet - erst telefonisch, dann handschriftlich. Jetzt ist er selber dran, seine Würdigung entstand am Computer: Franz Maier ist 80 Jahre alt.

Irl/Holzhäuseln – Er ist ein Unikum, ein bayerisches Original: Franz Maier. Seit mehr als 50 Jahren ist er als freier Mitarbeiter bei den OVB Heimatzeitungen aktiv. Er hat als einziger das Privileg, dass er Artikel noch handgeschrieben per Fax an die Redaktion senden darf. Am 14. August feiert Franz Maier seinen 80. Geburtstag. „Ich habe schon über hunderte Geburtstage geschrieben und jetzt bin ich selber dran“, meint er mit einem verschmitzten Grinsen. Er könnte sogar nachzählen, wie viele Berichte es waren, denn er hat praktisch alle Ausgaben des Mühldorfer Anzeigers seit 50 Jahren in seinem Haus aufbewahrt.

„Wer lange lebt, wird auch mal alt“

Er gibt zu, dass das schon ein komisches Gefühl ist, wenn plötzlich über den eigenen Geburtstag geschrieben wird. „Ich kann gar nicht glauben, dass ich schon so alt bin“, sagt er und man sieht ihm das Alter auch nicht an. Das passt zu seinem Motto: „Ich denke, so ist es halt, wer lange lebt, wird auch mal alt“.

In seinem Haus in Holzhäuseln ist er geboren und aufgewachsen. „Da leb‘ ich seit 80 Jahren und da bleib‘ ich auch,“ sagt er. Am 14. August 1943, in der „schweren Kriegszeit“, sei er auf die Welt gekommen. Die Mutter, eine Kriegswitwe, habe ihn und die Schwester alleine durchbringen müssen „mit dem kleinen Zeugl“. Drei Kühe hatten sie, sieben Tagwerk Grund und viel Arbeit für ihn, schon als Kind. „Trotzdem war es eine schöne Zeit“, betont Franz Maier. „Wir haben nicht hungern müssen, hatten ein Dach über dem Kopf und wir hatten uns.“

Maurer, aber auch Lastwagen- und Busfahrer

Nach der Schule lernte er den Beruf des Maurers. „Das war noch wirklich schwere Handarbeit“, erinnert er sich. Daneben war Maier auch als Lastwagen- und Busfahrer tätig. „Im Winter war ich tagelang mit dem Schneepflug unterwegs, da ist noch richtig viel Schnee gelegen“.

In München ging er von 1974 bis 1976 auf die Meisterschule, hat Hochbautechniker gelernt, war dann Bauleiter, bis er sich 1980 in den Stadtverwaltungen von Waldkraiburg und Mühldorf bewarb. „Allerorten hätten’s mich brauchen können, aber ich bin dann nach Mühldorf ganga, da hat‘s mir besser gefallen, des is boarischer.“ Dort sei er im Bauamt „überall“ gewesen, habe Pläne und Straßenabrechnungen bearbeitet, Bauvorhaben der Stadt abgewickelt, den Volksfestaufbau mitgestaltet und als „Marktmeister“ bei der Organisation der vielen Märkte der Stadt mitgewirkt. Bis zu seiner Rente 2008 blieb Franz Maier im Bauamt „Mädchen für alles“, bei den Märkten und beim Mühldorfer Volksfest hat er auch in den Jahren nach dem Ausscheiden aus dem Dienst noch eifrig mitgeholfen.

Enttäuschung über Ausbootung

„Es war mir immer wichtig, dass ich mit meinen Arbeitgebern ein gutes Verhältnis hatte“, sagt Maier. Deshalb habe es ihn auch ziemlich getroffen, dass er vom Kulturamt und der Stadt von heute auf morgen nicht mehr bei den Märkten und beim Volksfest eingebunden worden sei. „Das hat mich sehr enttäuscht, dass ich verabschiedet wurde, ohne dass mir etwas gesagt wurde“, macht Franz Maier keinen Hehl aus seinen Gefühlen. „So etwas hätte es bei Bürgermeister Knoblauch nicht gegeben“.

60 Jahre als Nikolaus bei Senioren und Kindern

Franz Maier ist zwischendurch einmal in den „Hafen der Ehe eingelaufen“. Aber nur kurz: „I hab halt bloß a Schlauchboot ghabt“, meinte er grinsend. Vielleicht lag es auch daran, dass er in so vielen Vereinen aktiv war. Er erinnert sich auch daran, dass er 60 Jahre im Kindergarten und im Altenheim als Nikolaus aufgetreten ist. Bei diversen Vereinen war er als Versteigerer tätig oder hatte ein Amt in der Vorstandschaft.

Seit über 50 Jahren schreibt Franz Maier für den Mühldorfer Anzeiger. „Da hat mich der Hanika Franz als Schützenmeister der Johannesschützen in den 70er-Jahren draufgebracht und der Weilhammer Hermann, damals als Lokalredakteur für Irl zuständig, hat mich unter seine Fittiche genommen.

Bei Sekretärin Heidi Schmid habe er damals seine Berichte telefonisch durchgegeben, später dann von Hand geschriebene Artikel gefaxt – und das macht der Maier Franz noch heute so. Als einziger freier Mitarbeiter der Heimatzeitung darf er das. „Mit Laptop und Mail hob i‘s net so“, gesteht er gelassen. Da half auch ein Sonderpraktikum in der Redaktion vor gut zehn Jahren nichts, als ihm die Redakteure die Arbeit mit dem Computer beibringen wollten. „Grüße vom ältesten Praktikanten Deutschlands“, schrieb er damals ins Praktikantenbuch des Anzeigers.

Seines Anzeigers. Denn dass ihm „eine Zeitung wichtig ist, zeigt sich im ehemaligen Getreidespeicher seines kleines Hofs. Da liegen die Ausgaben, die er die letzten Jahrzehnte gesammelt hat, fein säuberlich geordnet. „Man könnt‘ ja einmal was suchen“, meint er lapidar.

Zufriedenheit und Gesundheit sind ihm wichtig

Kürzer getreten ist er in Sachen Reisen, jetzt gibt es nur noch kleinere Ausflüge: „Ich war schon in Indien, China, Thailand, Vietnam und auf Kuba – überall war es schön. Aber am schönsten ist es doch daheim“. Wichtig ist ihm die Zufriedenheit. „Da lebt es sich viel schöner. Und mitnehmen kann doch eh niemand was. Oder habts ihr schon einmal einen Leichenwagen mit Anhänger gesehen?“, fragt er in der Logik eines bayerischen Originals.

Für die nächsten Jahre wünscht er sich Gesundheit, dass er sich weiter alleine helfen kann und auch seine letzten Tage in seinem Haus in Holzhäuseln verbringen kann. Hier hat er seine Freunde, die „mir immer zur Seite stehen, wenn ich sie brauche!“

Heute feiert er seinen Jubeltag beim Wirt z‘Irl.

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