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Jahrtausende alte Tradition: So entstehen die kunstvollen Klingen

500 Schichten bis zum fertigen Messer – Matthias Schmid aus Niedertaufkirchen schmiedet Damaszenerstahl

Der magische Moment ist gekommen. In seiner abgedunkelten Schmiedewerkstatt kann Matthias Schmid anhand der Glühfarbe die entscheidende Temperatur kurz vor dem Abschrecken besser erkennen.
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Der magische Moment ist gekommen. In seiner abgedunkelten Schmiedewerkstatt kann Matthias Schmid anhand der Glühfarbe die entscheidende Temperatur kurz vor dem Abschrecken besser erkennen.

Die rußgeschwärzten Wände sind voller Hämmer und Zangen, in der Mitte ein über fünf Zentner schwerer Amboss auf einem Eichenstock. Eine Damastschmiede betreibt Kunstschmied Matthias Schmid in Unterscherm auf dem Anwesen seines Vaters. Dort stellt er unter anderem kostbare Messer mit besonderen Klingen her.

Niedertaufkirchen – Die rußgeschwärzten Wände sind voller Hämmer und Zangen, in der Mitte ein über fünf Zentner schwerer Amboss auf einem Eichenstock. Und daneben ein großes Schmiedefeuer, genannt Esse, als das Herzstück dieser Schmiede.

Das ist die Werkstatt von Kunstschmied Matthias Schmid in Unterscherm auf dem Anwesen seines Vaters. „Die meisten Werkzeuge habe ich selbst geschmiedet“, erklärt Matthias nicht ohne Stolz. Man glaubt sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt.

Fast ausgestorbenes Handwerk

Matthias Schmid erlernte dieses Handwerk, das schon fast ausgestorben scheint, weil er schon als kleines Kind von seinem Vater Helmut, der selbst ein Eisengießereimeister ist, mit in die Werkstatt genommen wurde. „Mit nur elf Jahren hat er bereits Schweißnähte hingelegt, wie es so mancher Erwachsene nicht hinbekommt“, weiß der stolze Vater Helmut Schmid zu erzählen. Bald hatte es Matthias besonders die Herstellung von Damaszenerstahl angetan.

Damast schmieden können nur wenige

Das Damastschmieden, wie es Matthias Schmid in seiner Schmiede betreibt, beherrschen nur mehr ganz wenige. „Ich wende das sogenannte Feuerschweißen an,“ erklärt der junge Schmied. „Dies ist die älteste Methode, zwei Metalle miteinander zu verbinden.“

Dazu nimmt er ein Paket aus weichen und besonders hoch legierten Stählen. Schicht für Schicht treibt der Schmied dann das glühende Material mit vielen Hammerschlägen in die Länge. „Ich lege auf eine weiche Schicht eine harte, dann wieder eine weiche und so fort und falte die Eisen immer wieder und verschweiße sie zugleich im lodernden Feuer.“

Bis zu 500 Schichten für ein Messer

So beschreibt er seine schweißtreibende Arbeit: „Diesen Vorgang wiederhole ich so lange, bis sich fast 500 Schichten gebildet haben.“ Aus diesem Rohling wird dann erst das eigentliche Messer geschmiedet. Anschließend wird die Klinge in Form geschliffen.

Aber so weit ist es noch lange nicht. In der Zwischenzeit gibt Vater Helmut erstmal kurz einen Einblick in die Geschichte: „Das Schmieden selbst zählt zu den ältesten Handwerken der Menschheit und hat über die Jahrtausende nichts von seiner Faszination verloren.“ So seien in der Frühzeit Schmiede als die Meister des Feuers hoch angesehene Menschen gewesen.

Der junge Schmied an seinem Amboss beim Ausrichten des deutschen Langschwerts, seinen Beruf erlernte Matthias Schmid in der Schmiedewerkstatt Scheidhammer.

„Man glaubte, Schmiede hätten magische Kräfte, mit den Göttern im Bunde und die Meister der vier Elemente, Feuer, Wasser, Erde und Luft.“ Für die Menschen der damaligen Zeit sei es wie Zauberei gewesen, wenn das harte Eisen vom Schmied im glühenden Zustand verformt wurde.

Eisenkraut zur Härung von Waffen im Mittelalter

Auch in der Pflanzenwelt haben die Schmiede der Vergangenheit ihre Spuren hinterlassen. „So hat auch das Eisenkraut seinen Namen bekommen; es wurde noch bis in das Mittelalter zum Härten der Waffen verwandt, um eine besondere Festigkeit der Schwerter und Lanzen zu erlangen“, informiert Helmut Schmid.

Sein Sohn Matthias härtet diesen vielschichtigen und glühenden Stahl beim Damaszenerschmieden noch besonders in besonderer Weise. „Dazu schrecke ich das Messer in einer Säure ab“, beschreibt er diesen „magischen“ Augenblick. „Da ist es wirklich spannend, denn dieser eine kurze Augenblick entscheidet darüber, ob das Werk gelingt und meine aufwendige Vorarbeit Erfolg hatte“.

Die Farbe der Glut ist entscheidend

Den richtigen Augenblick erkennt der Meister an der Farbe der Glut. Stimmt nämlich beim Eintauchen in die Säure die Temperatur nicht, bleibt das Messer zu weich, oder es zerspringt wie Glas. Bei diesem Schritt zeigt sich bereits die typische Damastoberfläche der besonders flexiblen und zugleich stabilen Klinge.

Unverwechselbar und beeindruckend: die Damastoberfläche.

„Jedes meiner Messer ist ein Unikat. Nach dem Schärfen der Klinge besitzen meine Messer eine unglaubliche Schärfe und leisten überall beste Dienste. Damastmesser gelten als die schärfsten Messer die es gibt“, erklärt Matthias sein Werk.

Arbeit an einem Langschwert

Aktuell arbeitet der junge Schmied an einer Nachbildung eines deutschen Langschwertes aus dem 14. Jahrhundert. Mit dem typischen zweihändigen Griffstück wird es über 120 Zentimeter lang werden. Aber auch praktische Werkzeuge wie Äxte oder Sappies werden in seiner Werkstatt gefertigt.

Pflugscharen in Handarbeit herstellen

Doch nicht nur das: Was früher normal war, aber was Jahrzehnte nicht mehr gemacht wurde, ist aufgrund der aktuell sehr hohen Rohstoffpreise und Lieferengpässe wieder im Kommen: das Nachschmieden von Pflugscharen und dergleichen.

So erlebt das Schmiedehandwerk nach Jahrzehnten im Dornröschenschlaf wieder einen Aufschwung.

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