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Stadtplatz-Neugestaltung

Sind Klinkersteine historisch? Landtagsausschuss nimmt Neumarkts Stadtplatz-Belag ins Visier

An der Johanneskirche gibt es noch eine Stelle, an der der Klinkerstein zu sehen ist. Der Großteil des Stadtplatzes ist bereits saniert. Die Klinker mussten Granit weichen.
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An der Johanneskirche gibt es noch eine Stelle, an der der Klinkerstein zu sehen ist. Der Großteil des Stadtplatzes ist bereits saniert. Die Klinker mussten Granit weichen.

Das Ehepaar Eva und Dr. Christian Guse hatte sich speziell für den Erhalt der Klinkersteine eingesetzt und schon im Mai 2021 eine Petition aufgesetzt, mit der sich der Ausschuss nun befasst hat. Der Ortstermin könnte wegweisend sein für zukünftige Sanierungsmaßnahmen in alten Städten und Märkten.

Neumarkt-St. Veit – Mit der Sanierung des Neumarkt-St. Veiter Stadtplatzes beschäftigt sich nun auch der Wissenschaftsausschuss des Bayerischen Landtags. Am Mittwoch, 31. August, kommen Vertreter des Ausschusses nach Neumarkt-St. Veit, um die Umgestaltungsmaßnahmen zu besichtigen. Konkret geht es um die Berücksichtigung des historischen Bodenbelags bei der Sanierung des Stadtplatzes.

Zwölf Seiten umfasst die Petition des Neumarkter Ehepaares Guse, die auf den 9. Mai 2021 datiert ist und den „Erhalt der Geschichte unserer bayerischen Städte und der Beachtung des bayerischen Denkmalschutzgesetzes“ zum Thema hat. Konkret richtet sich die Petition „gegen den unnötigen Austausch des historischen und denkmalgeschützten Ziegelpflasters am Stadtplatz von Neumarkt-St. Veit durch chinesischen Granit in der Hochburg der bayerischen Ziegelkultur“, heißt es dazu wörtlich in der Petition.

Ehepaar Guse beklagt den Identitätsverlust

„In den letzten Jahrzehnten werden die bayerischen Städte mithilfe der Städtebauförderung modernisiert. Wenn dies unter Auflagen des Denkmalschutzes geschieht, ist nichts einzuwenden, jedoch wenn man sich in diesen modernisierten Städten umsieht, sehen diese nach Beendigung der Maßnahmen ähnlich aus und haben ihre Geschichte und ihre Identität verloren“, sind die Eheleute Guse in ihrer Petition überzeugt. Explizit benennen sie in Sachen Identitätsverlust die Kommunen Vilsbiburg, Eggenfelden, Massing, Gangkofen und Neuötting. Und sie untermauern ihren Eindruck mit einer Reihe von Bildern aus diesen Städten und Märkten.

Hat das Denkmalamt nicht genau hingesehen?

Eva und Dr. Christian Guse gehen nicht konform mit der Darstellung der Stadt Neumarkt-St. Veit, die den roten Klinkern keine historische Relevanz beimessen wollte. Die Frage, die sich die Eheleute Guse in der Petition stellen: „Hat deshalb das Landesamt für Denkmalpflege dies nicht weiter untersucht?“ Die Vermutung wird in der Petition in den Raum gestellt, „dass bei den Planungen der Stadt nicht eruiert wurde, welcher Bodenbelag im Ensemble des Stadtplatzes Neumarkt- St. Veit als denkmalwürdig anzusehen ist“.

+++ Weitere Artikel zur Stadtplatzneugestaltung finden Sie hier +++

In Städten wie Wasserburg, Burghausen, Landshut und Mühldorf hingegen wurde darauf sehr wohl geachtet und auch umgesetzt, wie die Guses dann auch durch Recherchen belegen. Das Pflastermaterial sei in der Inn-Salzach Region bereits im 19. Jahrhundert verbaut worden. Im Falle Neumarkt-St. Veits belegen die beiden anhand von alten Postkarten, dass Klinkersteine auch in Neumarkt eine Rolle gespielt hätten, etwa in der Bahnhofsstraße, die an den Stadtplatz angrenzt.

Petition ist schon ein Jahr alt, die Sanierung fast abgeschlossen

In einem Passus der Petition bitten Eva und Dr. Christian Guse darum, dass im Falle eines Verstoßes gegen das Denkmalschutzgesetz, die Stadt Neumarkt-St. Veit zur Korrektur verpflichtet werden sollte. Ob dies tatsächlich geschehen würde, bleibt allerdings dahingestellt. Schließlich stammt die Petition aus dem Mai 2021 und die Sanierungsmaßnahme ist soweit abgeschlossen. Immerhin hat die Stadt auch versichert, dass der Granit nicht aus China, sondern aus dem bayerischen Wald stammt.

Auch Bürgermeister und Stadtrat sind eingeladen

Eingeladen sind zu diesem Ortstermin neben den Vertretern des Wissenschaftsausschusses – darunter dessen Vorsitzende, der CSU-Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper – auch Vertreter der Städtebauförderung, Vertreter vom Landesamt für Denkmalpflege, von der unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt, Bürgermeister Erwin Baumgartner von der Stadt Neumarkt-St. Veit sowie deren Stadtratsmitglieder und natürlich die Petenten Eva und Dr. Christian Guse.

Ausschuss hat am 6. Juli 2022 Ortstermin beschlossen

„Bei dem Termin geht es um die Berücksichtigung des historischen Bodenbelags bei der Sanierung des Stadtplatzes“, heißt es aus dem Ausschussbüro in München. In der Sitzung des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst vom 6. Juli 2022 sei angeraten worden, sich mit den Umbaumaßnahmen näher zu beschäftigen, deshalb wurde ein Ortstermin beschlossen.

Ehepaar Guse spricht schon jetzt von einem großen Erfolg

Dass der Termin überhaupt zustande gekommen ist, wertet das Ehepaar Guse, das auch ein Bürgerbegehren zur Sanierung auf den Weg gebracht hatte, als einen großen Erfolg, „wir sind Herrn Robert Brannekämper dafür sehr dankbar.“ Dennoch müsse jedem klar sein, dass dies nur ein erster Schritt hin zu mehr Respekt im Umgang mit dem Denkmalschutz in Bezug auf die historischen Ensembles der bayerischen Städte sei.

Ehepaar wertet Ortstermin als Erfolg

„Wir erhoffen uns vor allem, dass in Zukunft mehr Rücksicht auf die überlieferten historischen Erscheinungsbilder genommen werden muss und die Städte in Bayern nicht mit den stets gleichartigen Schablonen der heutigen Planung immer weiter vereinheitlicht und so ihrer Identität beraubt werden.“

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