Schäffler äußern große Kritik
Schäfflerverein muss draußen bleiben: Stadt verweigert Teilnahme am Schützen- und Trachtenzug
TSV-Schäffler dürfen mitgehen, der neue Verein jedoch nicht. Vereinsvorsitzender Thomas Linhart wirft Bürgermeister und Sportverein „Spezlwirtschaft“ vor. Das sagen Michael Hetzl und Stefan Schörghuber zu den Vorwürfen.
Mühldorf – Vor mehr als einem Jahr kam es zum Streit bei den Schäfflern des TSV Mühldorf. Das hatte die Abspaltung vom Sportverein zur Folge, Thomas Linhart und einige seiner Wegbegleiter haben einen neuen Verein gegründet. Dieser wollte jetzt am Jubiläums-Schützen- und Trachtenzug teilnehmen, hat sich online angemeldet und wurde auch in der Mühldorfer Wiesenzeitung als teilnehmender Verein aufgeführt. Jetzt kam von der Stadt kurzfristig die Absage der Teilnahme. Linhart ist stinksauer, wittert ein Komplott zwischen Stadt und TSV.
Nachricht aus dem Kulturamt
„Es überrascht uns schon sehr, dass unzählige Schützen- und Trachtenvereine aus Mühldorf und anderen Gemeinden und Städten, Landkreisen und sogar aus Salzburg am Jubiläumszug teilnehmen dürfen, aber gerade bei den Schäfflern wird nur ein Verein zugelassen?“ – bei Thomas Linhart herrscht Rätselraten, seit er am Wochenende aus dem Mühldorfer Kulturamt die Nachricht erhalten hatte, dass sein Schäffler-Verein nicht am traditionellen Schützen und- Trachtenumzug teilnehmen darf.
In einem Brief an Bürgermeister Michael Hetzl (UM) stellt er die Frage: „Sind die eigenen Vereine der Stadt weniger wert? Warum wird so mit einem jungen Verein umgegangen, der für den Erhalt des Brauchtums viel Zeit, Geld und Energie aufwendet?“
Hetzl und Schörghuber weisen Vorwurf der Absprache zurück
Linhart unterstellt Hetzl und dem Vorsitzenden des TSV Mühldorf „Spezlwirtschaft“. Offen schreibt er in seiner E-Mail, die auch an TSV-Vorstand Stefan Schörghuber und an den Mühldorfer Anzeiger ging, dass sich Hetzl und Schörghuber, der auch CSU-Stadtrat und Sportreferent ist, abgesprochen hätten und daraufhin die Rücknahme der Teilnahmeberechtigung erwirkt worden sei. Diese Absprache liege ihm schriftlich vor, behauptet Linhart.
TSV-Vorsitzender Stefan Schörghuber verneint nicht, dass er sich über die Teilnahme der neuen Schäffler-Gruppe am Umzug mit Bürgermeister Hetzl unterhalten habe. „Aber in schriftlicher Form gibt es da nichts“, so Schörghuber, der nicht verhehlt, dass die Schäffler nicht im Guten auseinandergegangen seien.
Selbst München hat nur eine Schäfflertruppe
Dass es nun in einer 20 000-Einwohner-Stadt wie Mühldorf zwei Schäffler-Vereine geben soll, hält Schörghuber für eine Farce. „Wie soll denn das werden in vier Jahren? Tanzen dann zwei Gruppierungen auf dem Stadtplatz mit zwei Blaskapellen? Da machen wir uns doch in Mühldorf lächerlich.“ Ganz München habe nur eine Gruppe bei 1,5 Millionen Einwohnern, stellt Schörghuber in Relation. Und in Mühldorf habe diese eine Gruppe, die dem TSV angehört, eine lange Tradition, die bis 1862 zurückgeht.
Und er betont: „Mit der Ausladung der Schäffler um Thomas Linhart hat der TSV nichts zu tun. Das ist alleine die Entscheidung der Stadt gewesen!“
Die Anmeldung war da, die Zusage erfolgte jedoch nicht
Aus dem Pressebüro der Stadtverwaltung heißt es: „Es gab eine Anmeldung, aber es erfolgte keine Zusage zur Teilnahme durch die Stadtverwaltung.“ Die übliche Vorgangsweise sei, dass das Kulturamt der Stadt die Gruppen auswähle und einlade. „Wenn die eingeladene Gruppe teilnehmen möchte, erfolgt eine Zusage. Diese Vorgehensweise ist seitens des Kulturamtes auch Herrn Linhart schriftlich erklärt worden.“
Staadtverwaltung will für Abwechslung sorgen
Weiter teilt die Pressestelle des Rathauses mit, dass man den vielen Zuschauern einen abwechslungsreichen Zug bieten will. „Heuer kommen beispielsweise auch aufgrund der vielen Gruppen aus dem Land Salzburg weder Gruppen aus Schottland noch aus den USA, dafür sind die Ampfinger mit einer großen Abordnung, passend zum 700-Jahr-Jubiläum der letzten Ritterschlacht auf deutschem Boden, dabei.“
Einladungen erfolgen durch das Kulturamt
Dass TSV-Vorsitzender Stefan Schörghuber und Michael Hetzl eine Absprache getroffen hätten, weist Mühldorfs Bürgermeister zurück: „Weder Herr Schörghuber als TSV-Vorstand, noch als Stadtratsmitglied hat Einfluss auf diese Entscheidung. Das ist alleine Sache der Stadtverwaltung. Die Einladungen erfolgen – wie bei jedem Schützen- und Trachtenzug – durch das Kulturamt.“
Hetzl wünscht sich ein Ende des Konkurrenzgerangels
Grundsätzlich hält sich Hetzl mit einer Kommentierung der Streitigkeiten, die zur Entstehung eines eigenen Schäfflervereins geführt haben, zurück. Die Entwicklung jedoch bezeichnet er als sehr bedauerlich. „Solche Streitereien um eine Mühldorfer Tradition bringen nichts. Wir als Stadtverwaltung wünschen uns, dass die Mühldorfer Schäffler auch weiterhin ihre Auftritte absolvieren und es kein Konkurrenzgerangel gibt. Als Bürgermeister würde ich mir hier Einigkeit wünschen.“
Ruf nach Gleichberechtigung
Linhart fühlt sich dennoch als Verein diskriminiert: „Wir wollen einfach in Frieden unser Vereinsleben gestalten und das Brauchtum des Schäfflertanzes aufrechterhalten und die Kultur der Stadt unterstützen! Streit liegt uns fern, deshalb wurde auch in der Vergangenheit von uns nichts über Vorkommnisse zwischen dem TSV und unserem Verein in der Öffentlichkeit ausgetragen. Jeder Verein sollte auch in Mühldorf gleichbehandelt werden.“