Im nördlichen Landkreis Mühldorf
Ruhe vor dem Corona-Sturm? So sicher ist der Unterricht in den Schulen
Alarmierende Zahlen gab es an Bayerns Schulen: Über 2000 Lehrer waren ausgefallen, weil sie positiv auf Corona getestet wurden. Gibt es in den Schulen im nördlichen Landkreis Mühldorf Engpässe? Wir haben nachgefragt
Neumarkt-St. Veit – Uschi Härtter, Schulleiterin der Grundschule im Schulverband Oberbergkirchen, dem auch die Schulen in Schönberg, Zangberg und Lohkirchen angehören, gibt aktuell Entwarnung: „Im Moment ist alles im grünen Bereich. Die Kollegen sind gesund. Toi, toi, toi – ich hoffe, dass es so bleibt!“ Krankmeldungen gebe es natürlich, sagt Härtter, aber die beträfen in erster Linie Schüler.
In Oberbergkirchen alles im grünen Bereich
„Und da wird nicht immer gemeldet, woran sie erkrankt sind, ob sie überhaupt Covid haben“, ergänzt Härtter, die durchaus vermutet, dass es den ein oder anderen unentdeckten Corona-Fall geben könnte, weil eben auch nicht mehr engmasching getestet wird. „Ich denke, wir können darauf warten, dass sich die Kollegen anstecken.“ Denn trotz Anfangssymptome würde es immer wieder Schüler geben, die nicht getestet sind und trotzdem zur Schule gehen.
Kein Unterrichtsausfall aufgrund von Covid
Einen Unterrichtsausfall wegen Covid hat es in diesem Schuljahr aber noch nicht gegeben, so Härtter weiter. Nur einzelne Randstunden seien ausgefallen, weil Kollegen Überstunden abbauen. „Aber das hatte nichts mit Corona zu tun!“
Alles ruhig auch noch in Neumarkt-St. Veit, sagt die neue Schulleiterin der Herzog-Heinrich-Mittelschule, Pia Gierden. Von über 20 Lehrern an ihrer Schule war in der vergangenen Woche lediglich einer an Covid erkrankt. Außerdem fehlten zwei Schüler wegen einer Corona-Infektion.
Lehrer tragen freiwillig Maske
Ihrer Darstellung nach gehe man an ihrer Schule sehr verantwortungsvoll mit dem Virus um. Es gebe zwar keine Hygiene-Richtlinien, an denen man sich aktuell zu halten habe. „Doch es gibt trotzdem Lehrer, die freiwillig Maske tragen, um einer möglichen Infektion vorzubeugen!“ Keine einzige Infektion meldet bislang Ines Krusche, die Schulleiterin der Neumarkter Grundschule ist. Sie sieht derzeit keinen Grund, in Hysterie zu verfallen.
Viel Unterricht in der freien Natur
Die Montessori-Schule im Erdkinderprojekt Eberharting ist ein gebranntes Kind. Vor zwei Jahren, als die Pandemie allmählich ihren Höhepunkt erreicht hatte, mussten ganze Klassen in Quarantäne. Doch in diesem Jahr atmet Geschäftsführer Uwe Rehse auf: „Wir hatten zu Schuljahresbeginn tatsächlich ein Corona-Thema, vier Personen waren infiziert. Aber aktuell haben wir keine positiven Fälle unter den Lehrkräften. Momentan ist alles sehr entspannt.“ Man sei diszipliniert, wäscht sich zuverlässig die Hände, auf Masken wird verzichtet, weil die ja nicht mehr verordnet seien. „Darüber hinaus sind wir eh viel an der frischen Luft!“
Atemwegsinfektionen haben zugenommen
Generell stellt er aber fest, dass Grippefälle oder Atemwegsinfektionen zugenommen hätten. „Die Menschen sind offenbar anfälliger geworden“, meint er. Seine Schulleiterin Petra Scheid-Eddiehausen ist froh darüber, dass der Schulalltag nicht durch staatlich verordnete Hygiene-Maßnahmen geprägt ist, man stattdessen auf Eigenverantwortung und Vernunft setzt, bei Eltern wie bei Schülern. Übrig gebliebene Test habe man zu Beginn des Schuljahres an die Eltern abgegeben in der Hoffnung, dass diese auch benutzt werden. „Zu Hause bei einem Verdachtfall freiwillig zu testen ist besser als erst in der Schule festzustellen, dass jemand infiziert ist!“
82 Grundschüler an zwei Standorten
Zwei Schulstandorte, einer in Niederbergkirchen und einer in Niedertaufkirchen, mit jeweils zwei Klassen. Der Schulleiter des Grundschulverbundes dieser beiden Kommune, Jürgen Stamann, ist nicht ungelücklich darüber, dass sich die 82 Grundschüler in Zeiten der Pandemie auf verschiedene Standorte verteilen und diese sich nicht an einem Ort konzentireren. „Bei uns sind alle Lehrer gesund!“ Lediglich zu Beginn des Schuljahres, zur Oktoberfestzeit, habe es drei bestätigte Fälle gegeben.
Lehrer vertrauen auf die Fürsorgepflicht der Eltern
Insgesamt vertraut auch er auf die Vernunft der Eltern, ihre Kinder zu testen, wenn sie denn Corona-Symptome. „Weil nicht mehr getestet werden muss, haben wir die überschüssigen Covid-Tests, pro Schüler fünf Stück, an die Eltern abgegeben.“ Stamann hofft, dass die Schulen glimpflich durch die nächsten Monate, durch Herbst und Winter, kommen. „Es wäre schön, wenn wir weiterhin auf Masken und Tests in der Schule verzichten könnten.“
Krankheitsquote bei den Lehrern im üblichen Rahmen
Wie viele Lehrer aktuell im Landkreis von einer Covid-Infektion betroffen sind, darüber gibt es das Schulamt im Landratsamt Mühldorf keine konkrete Antwort. „Eine genaue Darstellung von Erkrankungen mit Krankheitsgrund kann aufgrund des Datenschutzes nicht für einzelne Schulverbände oder Landkreisteile bekannt gegeben werden“, heißt es aus dem Landratsamt auf Nachfrage. Grundsätzlich sagt Schulamtsdirektor Hans Wax, „dass in den vergangenen Wochen die coronabedingten Fehlzeiten bei den Lehrerinnen und Lehrern an den Grund- und Mittelschulen im Landkreis Mühldorf leicht gesunken sind. Die allgemeine Krankheitsquote bewegt sich noch im üblichen Rahmen!“
Mobile Reserven ausnahmslos im Einsatz
Von Engpässen in den Schulen wegen fehlender Lehrer kann laut Wax nicht die Rede sein: „Derzeit kann der Pflichtunterricht in der Regel noch gehalten werden, die sogenannten ,Mobilen Reserven’ sind fast ausnahmslos im Einsatz.“
Befürchtung, dass die Welle erst noch kommt
Diese kompensierten krankheitsbedingte Ausfälle, so Wax, etwa durch zusätzliche Vertretungsstunden der Kollegen sowie in Einzelfällen durch kurzfristige Doppelführungen der Klassen.
Der Schulamtsdirektor befürchtet aber, „dass uns eine höhere Erkrankungszahl in den Wintermonaten größere Schwierigkeiten bereiten könnte“.