Ladeninhaberin unglücklich
„O Tannenbaum, O Tannenbaum!“ Gefährdet er das Glück der Bräute von Neumarkt-St. Veit?
Die Weihnachtszeit naht mit all ihrem Lichterglanz, aber Cornelia Marchner ist frustriert. Was das mit einem Christbaum zu tun hat.
Neumarkt-St. Veit - Noch eine Woche und schon ist der erste Advent. Während es Gemeinden gibt, die aufgrund der Energiekrise auf weihnachtlichen Lichterglanz verzichten, hat die Stadt Neumarkt-St. Veit den ganz großen Christbaum ausgepackt. Eine mächtige Tanne ziert den Stadtplatz. Seit einer Woche steht er Höhe der Sparkasse und des Brautmodengeschäftes „Foxy Brides“.
Christbaum steht der Sonne im Weg
Doch Cornelia Marchner, Inhaberin von „Foxy Brides“, ist über den Standort des Christbaumes vor ihrem Laden nicht glücklich. Ohne vorherige Absprache habe der Bauhof den Baum vor ihrem Geschäft platziert. Dieser bedecke nun zwei Drittel ihrer Schaufenster. „Der Laden ist von außen kaum noch sichtbar“, regt sich Marchner auf. „Meine Schaufenster sind meine Werbefläche.“ Bereits am Donnerstag vergangener Woche habe sie den Anruf einer Kundin entgegengenommen, die schon Probleme damit hatte, ihr Geschäft zu finden.
Katastrophale Lichtverhältnisse im Laden?
Marchner beschwert sich auch über die Lichtverhältnisse, die sie durch den Schattenwurf des Baumes als „katastrophal“ bezeichnet. „Die Kunden brauchen die Möglichkeit, das Kleid auch im Tageslicht zu sehen“, erklärt Marchner.
Mehr Lichtquellen im Laden bedeuten mehr teuren Strom
Die Alternative sei, dass sie aus ihrer Tasche in weitere Lichtquellen zu investieren habe. „Und die wiederum benötigen mehr Strom!“ Und beim Stichwort Energie fügt Marchner hinzu: „Durch die Schaufenster konnte sich das Geschäft auch tagsüber aufheizen. Auch dies fällt nun weg, es muss mehr geheizt werden!“
Erst Corona, dann Dauerbaustelle, und jetzt der Baum
Wörtlich schreibt sie an die OVB Heimatzeitungen: „Nach Corona, der Dauerbaustelle und der jetzigen Inflation ist jede einzelne Kundin überlebenswichtig! Ich sehe es nicht ein, Einbußen zu machen nur wegen der unüberlegten Platzierung dieses Baumes. Es gäbe genügend Flächen am Stadtplatz die nicht direkt vor einem Geschäft sind.“
Extra Aussparung geschaffen - der Standort bleibt also
Vom Bauhof habe sie jedoch erfahren, dass für den Baum an dieser Stelle extra ein Loch im Pflaster freigelassen worden sei. Sie befürchtet nun, dass der Baum jedes Jahr an dieser Stelle aufgestellt werden könnte. Dann sei in Zukunft mit Umsatzeinbußen über den Zeitraum von bis zu zwei Monaten zu rechnen, beklagt Marchner. Das erachtet sie als besonders schlimm, weil der Winter die Hauptsaison für die Suche nach Brautmode sei.
Ver- und Entsorgungsleitungen im Untergrund im Auge haben
Wie Bürgermeister Erwin Baumgartner (UWG) auf Anfrage erklärt, habe der Neumarkter Stadtrat am 12. November 2019 den Maßnahmebeschluss zur Sanierung des Stadtplatzes gefasst. „Hier wurde auch schon der Standort des Weihnachtsbaumes definiert und festgesetzt“, so Baumgartner weiter. Er verteidigt den Standort als keinesfalls „unüberlegt“. Er sei festgelegt worden, zumal bei der Suche nach dem Standort auch die vielen Ver- und Entsorgungsleitungen im Untergrund zu berücksichtigen gewesen seien.
Wir sahen es aber nicht als unsere Aufgabe, Sie darüber zu informieren.
Er betont: „Während dieser Planungsphase wurden alle Hauseigentümer und auch Geschäftstreibenden eingebunden.“ Nach Kenntnis der Stadt habe Marchner Ihr Geschäft erst einige Zeit später angemeldet. „Folglich wusste Sie damit natürlich leider nichts von dieser Planung. Wir sehen beziehungsweise sahen es aber nicht als unsere Aufgabe, Sie darüber zu informieren.“
Bedauerlich, aber nicht mehr veränderbar
Die Einschränkung sei bedauerlich, so Baumgartner, aber leider nicht mehr veränderbar. Denn: „Im Erdreich musste für die Stabilität beziehungsweise Standsicherheit des Weihnachtsbaumes ein enormes Beton-Fundament eingebaut werden. Eine Umstellung des Weihnachtsbaumes ist deshalb nicht möglich.“
Baumgartner sieht Geschäft eher im „positiven Blickfeld“
Baumgartner verweist darauf, dass am Wochenende viele Gespräche, auch mit den Entscheidungsträgern des Stadtrates, stattgefunden hätten. Die einhellige Meinung sei gewesen, „dass dieser Baum für Ihr Geschäft eine Bereicherung darstellen kann. Es bewundert doch jeder, egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrzeug, diesen tollen Weihnachtsbaum und somit kommt auch Ihr Geschäft ins positive Blickfeld.“
Immerhin: Bauverwaltung würde helfen
Baumgartner sieht es letztlich anderes als Marchner: „Ihre Schaufenster beziehungsweise die Häuserfront ist auch mit dem Weihnachtsbaum jederzeit einsehbar.“ Und wenn dennoch jemand das Geschäft nicht finden sollte, empfiehlt Baumgartner, eine Werbeschrift anzubringen. „Unsere Bauverwaltung berät Sie gerne, wenn Sie uns hierzu Vorschläge vorlegen!“ Doch Marchner wiederum entgegnet: „Wenn man schon die Schaufenster wegen des Baumes nicht sehen kann. Was bringt mir dann eine Werbeschrift an der Fassade?“ Also bleibt ihr wohl nur, abzuwarten. Bis Lichtmess am 2. Februar. Dann spätestens wird allerorten die Weihnachtsbeleuchtung weggeräumt. Und damit wohl auch der Baum. Dann wird es auch in ihrem Laden wieder „lichter“.

