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Seit 75 Jahren Obst- und Gartenbauverein

Von der Süßkartoffel bis zur Ortsverschönerung: Warum Neumarkts Gartler enormen Zulauf haben

Lorenz Kreuzpointner in seinem Garten: Der leidenschaftliche Gartler schloss sich seinerzeit den Gartenbauern an, um als Neubürger Anschluss in Neumarkt-St. Veit zu bekommen.
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Lorenz Kreuzpointner in seinem Garten vor einer Herbst-Anemone: Der leidenschaftliche Gartler schloss sich seinerzeit den Gartenbauern an, um als Neubürger Anschluss in Neumarkt-St. Veit zu bekommen.

Die Verschönerung der Umwelt, der Gärten und des Lebensbereiches – das hatte sich der Obst- und Gartenbauverein Neumarkt-St. Veit einst auf die Fahnen geschrieben. Jetzt begeht der Verein das 75. Jubiläum und Vorsitzender Lorenz Kreuzpointner erzählt, welche Bedeutung der Verein heute noch hat.

Neumarkt-St. Veit – Der Garten bei den Kreuzpointners ist eine Augenweide: Bunte Blumen, die fleißige Bienen anlocken, sorgfältig zur Säule geschnittene Obstbäume, die reiche Frucht tragen und natürlich ein gut gehegter und gepflegter Rasen. Kein Wunder. Lorenz Kreuzpoitner ist seit vielen Jahren Mitglied im Obst- und Gartenbauverein, weiß, wo man hinlangen muss, um sich so ein Kleinod zu schaffen, seit 2009 sogar als Vorsitzender. „Als ich 2001 hier hergezogen bin, hab ich versucht, Anschluss zu finden. Beim Gartenbauverein fühlte ich mich da gleich gut aufgehoben.“

Fortbildung in Weihenstephan

Kreuzpointner und Co. nehmen ihre Aufgaben ernst. Wenn sie zum Baumschnittkursen einladen, dann ist ja jedes Jahr ein Profi am Werk, damit die Schere ja an der richtigen Stelle angesetzt wird. Fortbildungen werden nicht nur im Landkreis besucht, sondern auch Gartenpflegekurse in Weihenstephan in Anspruch genommen. „Die beste Zeit für den Schnitt am Kirschbaum ist im Winter. Wenn man hier den falschen Zeitpunkt wählt oder die Schere falsch ansetzt, kann es sein, dass der Baum über Jahre beleidigt ist und keine Frucht trägt“, sagt Kreuzpointner beim Rundgang durch seinen Garten. „Der Apfel ist eher unproblematisch“, ergänzt er. Aber freilich der Zeitpunkt im Winter, März, am besten geeignet, „weil man an den blattlosen Ästen natürlich den Kronenaufbau besser erkennen kann“. Da weiß einer Bescheid. Zweifelsohne. Wissen, das der Verein fördert.

Blumenschmuck der besonderen Art: Einmal im Jahr werden besonders gelungene Arrangements im Raum von Neumarkt-St. Veit abgelichtet, bewertet und entsprechend ausgezeichnet.

Mit dem Baumschneidekurs im März startet das Jahresprogramm der Gartenbauer in Neumarkt. Jahreshauptversammlung, Maiandacht, Bildungsfahrten und Vereinsausflüge, das alles gehört zum Vereinsleben dazu. Der Salatverkauf am Stadtplatzfest und der Losstand im Rahmen des Weihnachtsgartens sind Tätigkeiten, die Geld in die Vereinskasse sprudeln lassen. Erntedank und Weihnachtsfeier komplettieren das Angebot. Und unter dem Jahr gibt es immer wieder Merkblätter mit Wissenswertem aus dem Gartenbau. Superneue Gemüsekulturen wie Süßkartoffeln und deren Verwertung werden dann ebenso ausgetauscht wie Hintergründiges zur Mythologie und Symbolik des Apfels.

„Ernährungssicherung“ im Fokus bei der Neugründung

Entstanden ist der Verein in den Nachkriegsjahren wohl aus Gründen der „Ernährungssicherung“, wie heute in der Festschrift von 1998 zum 50-jährigen Bestehen nachzulesen ist. Hauptzweck sei damals der eigene Gartenbau und die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gewesen. Doch schon 1908 hatte es einen Obstbau-, Geflügel- und Bienenzuchtverein gegeben, wie aus der Chronik hervorgeht. Aus dem Jahre 1928 ist die Gründung eines Obstbauvereins überliefert, als dessen Vorstand ein Apotheker mit Namen Götz angegeben wird.

August Spirkl hat den Verein geprägt

Der spätere langjährige Neumarkter Bürgermeister August Spirkl wird als eines der Gründungsmitglieder genannt, die dem Gartenbauverein 1948 ein neues Leben eingehaucht haben. Von 1955 bis 1981 war er sogar erster Vorsitzender. Ihm folgte Robert Lächele für 29 Jahre, danach dessen Sohn Robert und ab 2009 bis heute Lorenz Kreuzpointner.

Das gesellschaftliche Angebot ist das eine, das der Verein anbietet. Was der Gartenbauverein für die Allgemeinheit tut, steht auf einem anderen Blatt. Stichwort: Ortsverschönerung. Hier nehmen nicht nur eine Vielzahl von Mitgliedern des vor 75 Jahren wiedergegründeten Verein Jahr für Jahr enorme Anstrengungen auf sich, um mit dem Blumenschmuck am Haus ihren Beitrag zu leisten. Verschiedene Stellen mit Blumenschmuck werden abgelichtet, aus 200 bis 250 Bildern wählen die Mitglieder die schönsten aus, die dann auch entsprechend prämiert werden. „Das ist immer eine Top-Veranstaltung“, sagt Kreuzpointner, ein Höhepunkt im Jahreskalender. „Weil es die Mitglieder jedes Jahr aufs Neue motiviert, ihr Anwesen schön herzurichten!“

Fast keine Balkone in Neubausiedlungen

Die Gestaltungsmöglichkeiten aber würden abnehmen. „Man sieht in Neubausiedlungen fast keine Balkone mehr. Dafür aber viel Kies anstelle von Grünflächen.“ Gabionen, da hat Kreuzpointner auch eine klare Haltung: „Nicht schön und nicht umweltfreundlich!“ Kreuzpointner gibt zu, dass auch sein Verein kämpfen müsse, um die Mitglieder zu halten. Aber immerhin: Mit 408 Personen ist der Neumarkter Verein der mitgliederstärkste in Kreisverband Mühldorf.

„Jungs Gmias“ für Kinder und Jugendliche

Natürlich sei es wichtig, bereits Kinder und Jugendliche an den Verein heranzuführen. „Jungs Gmias“ haben die Gartenbauer den Nachwuchs genannt, den sie vor einigen Jahren aus der Taufe gehoben haben. Das habe auch ganz gut funktioniert, „die Kinder betreuten sogar einen eigenen Schrebergarten!“ Aber während der Corona-Pandemie gab es nicht viel zu tun. Und dann ist es wie so oft: Die Arbeit steht und fällt mit den Personen, die eine solche Gruppe ehrenamtlich betreuen. „Das machen in der Regel die Eltern. Momentan fehlt dafür einfach die Zeit“, muss Kreuzpointner zugeben, der selbst nach einem Fahrradsturz gehandicapt ist, nicht viel tun kann aktuell.

Aber an einer Tradition wird trotzdem regelmäßig festgehalten: Im Frühjahr werden in der Grundschule unter dem Motto „Selber säen, pflegen, ernten“ Kürbissamen verteilt. Im Herbst werden dann die Erzeugnisse der Schüler verglichen und prämiert.

Wissenschaftliches Theater von Fräulein Brehm

Das 75. Vereinsjubiläum seit der Wiedergründung im Jahr 1948 feiert der Obst- und Gartenbauverein am Samstag, 16. September, im Kulturbahnhof Neumarkt-St. Veit mit den Mitgliedern und Gartenfreunden. Neben einer Vereinsrückschau auf die vergangenen Jahre sind kurze Ansprachen von Ehrengästen geplant. Höhepunkt des Abends wird der Vortrag von „Fräulein Brehms Tierleben“ sein, die handfeste Wissenschaft, praktische Feldforschung und tiefe Einblicke in tierische Zusammenhänge zu einem theatralischen Ganzen zusammengefasst hat. An diesem Abend werden „die wilden Bienen“ im Fokus gerückt. Musikalisch umrahmt wird der Abend von der Maxing-Musi. Beginn ist um 18 Uhr mit einem gemeinsamen Abendessen.

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