Ein großes Ding für Neumarkt-St. Veit
Neues Lagerhaus in Neumarkt bekommt „Hofladen“ - Stadtrat beschäftigt sich mit Raiffeisen-Bauvorhaben
Die Raiffeisen plant in dem Neubau am Kreisverkehr einen regionalen Markt mit einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern.
Neumarkt-St. Veit – Die Pläne für das neue Lagerhaus der Raiffeisenbank Neumarkt-St. Veit-Reischach eG stehen längst. Es soll im Neumarkter Ortsteil Furth gebaut werden. Am Donnerstag ist der Lagerhaus-Neubau wieder Thema in der Stadtratssitzung.
Raiffeisenbank-Vorstand Helmut Vilsmaier ist zuversichtlich: „Wir planen im Frühjahr oder Mitte 2022 den Bauantrag zu stellen, der dann hoffentlich ohne große Änderungen genehmigt wird.“
Vorstand besucht Anlieger
Danach soll es zügig weitergehen mit den Ausschreibungen der Gewerke, dem Bau und seiner Fertigstellung bis Ende 2023. Auch die geforderte Ausgleichsfläche habe die Raiffeisenbank in der Nähe des geplanten Neubaus bereits pachten können, sagt Vilsmaier.
„Mit den Vorplänen waren die Nachbarn überwiegend einverstanden“, stellt der Banker fest. „Wegen der Unterschriften für den Bauantrag werde ich die Anlieger in nächster Zeit wieder persönlich aufsuchen, denn wir legen Wert auf eine gute Nachbarschaft und den Austausch miteinander.“
Wie jeder private Häuslebauer macht sich auch die Raiffeisenbank Gedanken wegen möglicher Bauverzögerungen durch Lieferschwierigkeiten von Baustoffen und Technik in Corona-Zeiten. „Wir haben versucht, das in unserem Zeitplan zu berücksichtigen“, sagt Vilsmaier. Und für etwaige Preissteigerungen habe man als Finanzpolster „etwas mehr Geld auf die Seite gelegt“.
Seit 80 Jahren kein neues Lagerhaus gebaut
Dieser Lagerhaus-Neubau ist für die Raiffeisenbank nicht alltäglich. „In den vergangenen Jahren wurden unsere bestehenden Lagerhäuser nur vergrößert oder umgebaut“, erklärt er. „Ein komplett neues Lagerhaus haben wir sicher seit 80 Jahren nicht mehr gebaut.“
So stamme das jetzige Lagerhaus in Neumarkt-St. Veit aus den 1930er-Jahren. Auch der Einzelstandort sei eine Besonderheit in Bayern, denn in der Regel seien Lagerhäuser an die Bankfilialen angeschlossen.
Laut Vilsmaier seien die Raiffeisen und ihre Lagerhäuser aus der Landwirtschaft entstanden. Sie hätten auch für die Zukunft noch große Bedeutung und böten Raum für neue Ideen. „Für das Lagerhaus Neumarkt-St. Veit planen wir die Annahme von Bioprodukten. Schließlich will die Regierung den Anteil der Ökolandwirtschaft bis 2030 auf 30 Prozent ausbauen.“ Dafür wolle die Bank regionale Vermarktungsketten aufbauen. „Wir wollen und werden der Region, den Landwirten und unseren Kunden etwas bieten“, verspricht der Bank-Vorstand.
Die Raiffeisen plant in dem neuen Lagerhaus einen regionalen Markt auf einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern. „Wir wollen unsere bisher üblichen Waren für Agrar und Garten anbieten und dazu Lebensmittel aus regionaler landwirtschaftlicher Produktion.“ Wie in einem Lebensmittelmarkt könnten die Kunden dann im Lagerhaus Produkte wie Eier, Milch, Honig und auch Frischfleisch von Landwirten aus der Umgebung einkaufen. Quasi ein „Hofladen“, den verschiedene Bauernhöfe mit ihren Waren – bio und konventionell – bestücken. Vilsmaier: „Die Gespräche mit Erzeugern laufen und sollten bis zur Eröffnung Ende 2023 zu einem guten Ergebnis kommen.“
Idee kommt bei Stadträten gut an
Die Idee des „Hofladens“ ist auch bei den Stadträten gut angekommen, weiß Neumarkt-St. Veits Bürgermeister Erwin Baumgartner (UWG): „Regionales aus der Landwirtschaft vor Ort anbieten und einkaufen, das ist optimal für unsere Landwirte und ihre Kunden.“
Am Donnerstag steht im Stadtrat die „letzte Station des Bebauungsplans“ auf der Tagesordnung. Eingaben und Stellungnahmen überörtlicher Stellen wie Wasserwirtschaftsamt und Straßenbauamt werden behandelt.
Mit dem Satzungsbeschluss sollte der Bebauungsplan dann fertig sein. Auch den Bauplan des Lagerhauses werden die Stadträte unter die Lupe nehmen. „Für unsere Stadt ist dieser Neubau genauso wie für die Raiffeisen ein riesiges Vorhaben“, sagt der Bürgermeister. Natürlich werde der Komplex mit dem rund 28 Meter hohen Trockenturm für Getreide die Ortseinfahrt prägen, aber an diesem Standort sei die Zufahrt für Landwirte ideal.
Dafür verschwinde das alte Lagerhaus aus dem Zentrum und damit ein Großteil des landwirtschaftlichen Verkehrs. Baumgartner: „Mich freut es, dass wir mit diesem Standort die Arbeit unserer vielen Landwirte unterstützen können.“
Kreisobmann der Landwirte: „Tolle Vermarktungsidee in idealer Lage.“
Leistungsfähiges Lagerhaus: Die Landwirte im Landkreis Mühldorf begrüßen den Bau des neuen Lagerhauses. „Der nördliche Landkreis braucht ein leistungsfähiges Lagerhaus, dass große Erntemengen ohne lange Wartezeiten umschlagen kann“, betont Ulrich Niederschweiberer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes.
Lange Wartezeiten: Das alte Lagerhaus habe das nicht mehr leisten können. Oft sei der Mähdrescher untätig auf dem Feld gestanden, weil im Lagerhaus zu viele Landwirte mit ihren großen Kippern zu lange auf das Abladen warten mussten. Auch die Zufahrtsmöglichkeiten über Staats- und Bundesstraße, weg von Siedlungen und Stadtverkehr seien optimal für die landwirtschaftlichen Gespanne.
Ein neuer Weg: Dass die Raiffeisenbank einen „Hofladen“ für Produkte der regionalen Landwirtschaft plant, findet er toll. „Das ist ein ganz neuer Weg, ich kenne kein Beispiel dafür. Mich fragen oft Leute, bei wem sie direkt ab Hof einkaufen könnten“, sagt er. „Wenn das an so zentraler Stelle im Lagerhaus möglich wäre, wäre dass ein Gewinn für uns Landwirte und die Kunden.“ Denn nicht jeder Bauer wolle oder könne auf dem eigenen Hof einen Laden einrichten. Die Ansprüche an Hygiene und Kühlung seien einfach sehr hoch. Und der Kreisobmann denkt schon ganz praktisch weiter: „Wir brauchen öfter Geschenkkörbe. Es wäre ideal, wenn das neue Lagerhaus dann das Warensortiment dafür hätte.“