Jahresrückblick Neumarkt-St. Veit
Traditions-Gasthaus Genossenschaft: Von der Brandruine zum Vorzeigeprojekt
Die ehemalige Traditionsgaststätte „Genossenschaft“ ist ein gelungenes Beispiel, wie aus eine Brandruine ein Vorzeigeprojekt werden kann.
Neumarkt-St. Veit - Eine Nachverdichtung der besonderen Art ist die Sanierung der ehemaligen Traditionsgaststätte „Genossenschaft“. Nach dem verheerenden Brand im Jahr 2019, als das Wirtshaus ein Raub der Flammen wurde, haben Altmeister Christian Zehentmaier, Maurermeister Markus Wimmer sowie Gärtnermeister Karl-Heinz Kammermeier die Chance genutzt und aus der Ruine und dem Nebengebäude, Wohnräume zu schaffen. Nachdem die Ruine von einer Erbengemeinschaft zum Verkauf freigegeben wurde, da griff die Firma ZeWi im Frühjahr 2020 zu. „Es ist eines der größten Gebäude in der Stadt. Das wieder nützlichen Zwecken zuzuführen, sahen wir als Herausforderung. Wohnraum in so zentraler Lage zu beschaffen, das ist eine schöne Aufgabe“, erklärt Karl-Heinz Kammermeier im Jahr 2020.
Nach nur zwei Jahren war es dann soweit: Christian Zehentmeier und Markus Wimmer haben das Gebäude, beziehungsweise was davon noch übrig war, aufwendig saniert und wiederaufgebaut. Herausgekommen ist ein wunderbar restauriertes Brauereigebäude, in dem jetzt 22 Wohnungen untergebracht sind.
Mit dem Saal wurde „Genossenschaft“ kultureller Mittelpunkt
Die alte Marktbrauerei war über Jahrhunderte eine Privatbrauerei mit verschiedenen Namen: Lenzbräu, Sebaldsbräu und Weindlbräu. 1913 entschloss sich Franz Weindl mangels eines eigenen Nachfolgers zum Verkauf seiner Brauerei an eine von 40 Bauern gegründete Genossenschaft. Diese gab es aber nur zehn Jahre und wurde im Inflationsjahr 1923 mit der in St. Veit tätigen Schloßbrauerei Hertrich zur Klosterbräu St. Veit AG verschmolzen. 1958 erhält das Gasthaus im ersten Stock einen großen Saal mit Bühne und wird zum kulturellen Mittelpunkt der Stadt. Ende der 1970er Jahre wird die Klosterbräu St. Veit AG von der Münchner Paulaner Brauerei übernommen, dazu gehörten auch die Gebäude der alten Genossenschaftsbrauerei. Nach dem Ende des Braubetriebs in St. Veit im Frühjahr 1984 verbleibt nur mehr das Gasthaus mit Saal und wird noch bis ins Jahr 1999 von einem Pächterwirt weitergeführt. Ab diesem Zeitpunkt stand das Gebäude leer. Die folgenden Besitzer hatten kein gesteigertes Interesse an dem Gasthaus und der langsame Verfall des gesamten Gebäudekomplexes an der Altöttinger Straße nahm seinen Lauf. Im Jahr 2012 wurde das zugehörige Nebengebäude abgerissen. Das letzte Gasthausgebäude verwandelte sich nach dem Brand im Sommer 2019 zu einer Ruine.
Dabei war aber nicht von Anfang an klar, was aus der Brandruine werden sollte: „Wir haben viele Dinge angedacht: erneut eine Gaststätte entstehen zu lassen, Einzelhandelsgeschäfte im Erdgeschoss zu bauen und in den oberen beiden Geschossen Wohnungen. Aber letztlich haben wir uns aus wirtschaftlichen Erwägungen dazu entschlossen, ausschließlich Wohnungen zu bauen.
Denkmalamt war bei der Planung stets mit im Boot
Bereits bei der Planung hatte man das Denkmalamt mit ins Boot geholt, um später keine unliebsamen Überraschungen zu erleben. Das hatte ziemlich konkrete Vorstellungen, wie alles auszusehen hat, erinnert sich Zehentmeier: „Es hat uns beispielsweise vorgeschrieben, welche Putze wir verwenden dürfen, welche Farben, wie die Türen und Fenster auszusehen haben, wie der Dachstuhl gemacht werden muss und dass das Dach mit Biberschwanzziegeln eingedeckt werden muss. Die haben immer wieder alles kontrolliert; sogar ob die Fensterbänke passen. Das waren lauter Einzelanfertigungen“.
Noch vor den Weihnachtsfeiertagen 2021 konnte das große Baugerüst am alten Genossenschaftsgebäude abgebaut werden. Zum Vorschein kam die wunderbar restaurierte Fassade des alten Brauereigebäudes mit reicher Geschichte. Aus der heruntergekommenen Brandruine ist ein fein herausgeputztes Juwel geworden.