Tag des Bieres
Brautradition des Klosters St. Veit lebt wieder auf: So bekommen Sie einen Krug Freibier
Die Klosterbrauerei St.Veit gehörte nicht zu jenen bayerischen Brauereien, deren Geschichte viele Jahrhunderte alt ist, aber sie war bei den Neumarktern sehr beliebt. Jetzt soll die Biertradition wieder aufleben.
Neumarkt-St.Veit – Bernhard Altmann, der Urenkel des letzten St. Veiter Bräu, Otto Hertrich, möchte die Tradition der Klosterbrauerei wieder aufleben lassen und hat St. Veiter Klosterbier brauen lassen. Zum „Tag des Bieres“, dem 23. April, wird es ab 11 Uhr im Gasthaus Holzkarrer ausgeschenkt. Die ersten 100 Besucher, die einen alten Bierkrug mitbringen, bekommen eine Freimaß. Der Bieranstich ist für 12 Uhr geplant. Zur Unterhaltung spielt Sepp Eibelsgruber auf. Bereits im vergangenen Jahr haben Hanjo Hellfeuer und Richard Hirschberg initiiert, dass wieder St. Veiter Bier gebraut wird. Sie organisieren zusammen mit Gastwirt Josef Zens ebenfalls am Samstag, 23. April, um 19.30 Uhr ein Märzenbierfest im Gasthaus Zens. Dort spielt die Neumarkter Stadtkapelle auf. Der Erlös der Veranstaltung kommt der Nachwuchsarbeit der Stadtkapelle zugute.
Die Klosterbrauerei St.Veit gehörte nicht zu jenen bayerischen Brauereien, deren Geschichte viele Jahrhunderte alt ist, wie beispielsweise Weihenstephan oder Weltenburg. Die Gründe sind einfach: Die Benediktinermönche hatten das Bier verschmäht, da ihre Klosterweingüter bei Krems in Niederösterreich einen vorzüglichen Wein in solcher Menge lieferten, dass das Kloster mehr Wein zur Verfügung hatte, als es brauchte.
Der Dreißigjährige Krieg brachte die Wende
Die große Wende vom Wein- zum Biergenuss brachte der Dreißigjährige Krieg. Für die Abtei begann die Katastrophe damit, dass das schwedische Heer ihre Weinberge so gründlich zerstörte, dass es von dort keine Lieferungen mehr gab. So begann man notgedrungen, ab 1643 eigenes Bier zu brauen.
Die Klosterbrauerei St. Veit sollte sich bis zur Säkularisation im Jahre 1802 als große Erfolgsgeschichte der Benediktinermönche erweisen. Die Äbte förderten die Entwicklung der Brauerei, bauten die notwendigen Gebäude und 1775 einen großen Bierkeller.
Wechselnde Eigentümer der Klosterbrauerei
Nach der Säkularisation des Klosters 1802 wird die Kirche zur Pfarrkirche und die vormaligen Klostergebäude samt Brauerei gehen in den Besitz des adeligen Damenstift St. Anna in München über. Ab 1829 wird dieser Besitz privatisiert und geht in den folgenden Jahrzehnten an mehrere neue Eigentümer über. Ab 1829 wird Max Freiherr von Speck-Sternburg aus Leipzig neuer Besitzer, ihm folgen ab 1858 Max von Montgelas, danach sein Sohn Hugo. Zu dieser Zeit wird der Besitz als Schloss bezeichnet, die Brauerei als Schlossbrauerei St.Veit. 1894 kauft sich der Münchner Kommerzienrat Anton Hertrich das alte Klostergut. Der letzte Privatbesitzer der Schlossbrauerei wird von 1903 bis 1922 sein Sohn Otto Hertrich. Er lässt bis 1914 umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen durchführen.
Brauerei wird Aktiengesellschaft
Nach dem Ersten Weltkrieg überführt Otto Hertrich am 16. August 1922 seine Brauerei in eine Aktiengesellschaft. Ein Jahr später fusionieren die Schloßbrauerei in St.Veit und die Genossenschaftsbrauerei in Neumarkt zur Klosterbräu St.Veit AG. 1927 wird eine neue Sudanlage eingebaut, weitere Modernsierungen erfolgen in 1950er Jahren. 25 Jahre später ist die Brauerei von der Schließung bedroht, da es der Münchner Paulanerbrauerei gelungen war, die Aktienmehrheit zu erwerben. Die Münchner hatten aber kein Interesse an einer Weiterführung und beschlossen den Braubetrieb einzustellen.
Furchtbares Zeitalter wird kommen
Das letzte Bier der Klosterbräu St.Veit AG wird am 5. April 1984 für das Volksfest gebraut. Zum Volksfestausklang wird ein letztes Faßl St.Veiter Bier von der Neumarkter Jugend in einem Trauerzug ins Festzelt gebracht und nach einem Nachruf auf die verblichene Brauerei feierlich zu Grabe getragen.
Der Heimatkundler und Kulturreferent Rudolf Angermeier beschrieb die damalige Stimmung mit folgenden Worten: „Das Neumarkter Volksfest anno 1984 wird eingehen in die Geschichte unserer Stadt als eines der traurigsten Ereignisse, die je über uns hinweggegangen sind. Nun soll es diesen Göttertrank nicht mehr geben, ein ganzes Leben nicht mehr. Es wird ein furchtbares Zeitalter über uns kommen und uns wird´s sein, wie einem gestandenen Bayern, der für sein Lebtag auf Preußen hinauf muss“.
