Marianne Blenk ist frustriert
Baum-Streit mitten in Neumarkt-St. Veit - Was Käfer damit zu tun haben
Marianne Blenk besitzt ein schmuckes Grundstück mit großem Garten in Richtung Süden, idyllisch am Bach gelegen, mitten in Neumarkt-St. Veit. Auf der Sonnenseite ist sie damit nicht, sie führt eher ein Schattendasein.
Neumarkt-St. Veit - „Diese Fichten nehmen den Gärten von drei Wohneinheiten im Frühjahr und im Herbst die Sonneneinstrahlung und beschatten die Grundstücke!“, regt sich die Neumarkterin auf. Und das nicht erst seit diesem Jahr. Sie betont, dass sie Bäume mag, doch bezweifelt sie, dass eine Wohnsiedlung der richtige Standort für meterhohe Fichten ist. Am liebsten wäre es ihr, dass die Bäume gefällt und durch eine Hecke ersetzt würden.
Seit sechs Jahren sucht sie das Gespräch
„Seit sechs Jahren versuche ich schon, mit dem Grundstückseigentümer deswegen in Kontakt zu treten“, erzählt sie. Doch selbst in der Stadt habe man ihr - aus Datenschutzgründen - nicht mitgeteilt, wem diese Bäume unmittelbar am Tegernbach gehören. „Dabei ist es städtischer Grund“, wundert sie sich heute darüber, dass man das verschwiegen hat. Das stimmt so nicht, hakt Bürgermeister Erwin Baumgartner ein. Dass die Besitzerin angefragt hätte, daran sei nichts dokumentiert: „Ich kann nur nachvollziehen, dass der Eigentümer bei uns im Jahre 2017 angefragt hat und wir ihm die Auskunft gegeben haben!“
Nadelbäume verursachen auch im Winter Schatten
Wie die Stadt Neumarkt-St. Veit bestätigt, befinden sich die Fichten tatsächlich auf städtischem Grund und Boden. „Somit sind wir für die Bäume verantwortlich!“, gibt Bürgermeister Erwin Baumgartner (UWG) auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen zu. Das heißt: Die Stadt muss also die Standfestigkeit der jahrzehntealten Bäume überprüfen, wenn diese von Anwohnern angezweifelt werden sollte.
Das Schattendasein ihres Grundstückes ist die eine Sache. Die Sicherheit eine andere. Denn mittlerweile sorgt sich Blenk auch darum, dass die Bäume umfallen könnten, weil sie Löcher entdeckt hat, die ihrer Meinung nach auf einen Käferbefall hinweisen könnten. „Käferbefallene Bäume, die nicht mehr verkehrssicher sind, bleiben stehen und werden nicht gefällt“, hatte sie sich in einem Leserbrief in den OVB-Heimatzeitungen den Ärger von der Seele geschrieben.
Ihre Sorge ist nicht unberechtigt. Sie zeigt Bilder vom Juni 2022, als ein Sturm gleich drei Birken in der unmittelbaren Nachbarschaft umgeworfen hatte und ein Mehrfamilienhaus nur wenige Meter verfehlt wurde. „Sie lagen sehr lange über dem Tegernbach und wurden erst beseitigt, als man die Stadt davon in Kenntnis gesetzt hatte“, erzählt Blenk.
Bilder von Sturmschäden in diesem Jahr
Zurück zu den Bäumen an ihrer Grundstücksgrenze: Wie die Stadt Neumarkt bestätigt, sei ihr bereits im Juni 2021 mitgeteilt worden, dass die Bäume angeblich in den Kronen einen Befall durch Kupferstecher-Käfer haben. „Die Überprüfung mittels des zuständigen Försters hat nichts dergleichen ergeben. Den Petenten haben wir direkt an das Forstamt verwiesen um die Feststellung bestätigen zu lassen“, informiert Bürgermeister Erwin Baumgartner. Und auch danach sei die Stadt nicht untätig geblieben. „Wegen einer erneuten Eingabe gab es im Januar 2022 einen erneuten Ortstermin mit dem zuständigen Fachberater aus dem Landratsamt. Auch hier wurde kein Käferbefall beziehungsweise Handlungsbedarf festgestellt“, berichtet der Bürgermeister.
Bäume sind ortsbildprägend und gesund
Von einer Rodung der Bäume hält Baumgartner nichts: „Die Bäume sind ortsbildprägend und gesund. Wegen eines Schattenwurfes solche Bäume zu fällen, ist unserer Einschätzung unverhältnismäßig.“ Aufgrund des Leserbriefes seien alle Bäume in dem Bereich am Mittwoch, 9. November, von einem neutralen Fachmann überprüfen worden. In der fachlichen Stellungnahme des Baumkletterers aus Erharting heißt es, dass die besagten Bäume nach den gängigen Baumkontrollrichtlinien begutachtet worden seien. „Die Bäume sind gesund und vital“, so die Einschätzung des Fachmanns.
Lediglich Pflegemaßnahmen erforderlich
„Aus verkehrssicherheitsrechtlichen Gründen müssten lediglich Pflegemaßnahmen durchgeführt werden“, so die Empfehlung des Baumkletterers. „Die angesprochenen Pflegemaßnahmen sind belanglos und bereits bekannt beziehungsweise in Planung“, sagt Baumgartner dazu, die würden zu gegebener Zeit erledigt. Einen weiteren Anlass für Kontrollen sieht Baumgartner nach wiederholter Überprüfung nicht mehr. „Soweit die Antragsteller mit unserem Vorgehen nicht einverstanden sind, ist ihnen natürlich der Rechtsweg offen.“
An einen Rechtsweg denkt Blenk nicht. Aber eine Empfehlung gibt sie den Behörden schon auf den Weg: „Wenn es eine entsprechende Verordnung gäbe, die typische Waldbäume in Siedlungsgebieten erst gar nicht zulassen würde, dann könnten viele Streitigkeiten vielleicht von vorneherein verhindert werden!“
