Waldbauernvereinigungen Mühldorf und Traunstein
Es geht um die Zukunft des Waldes: Aktion im Eigelwald zeigt Möglichkeiten der Wald-Verjüngung
50 Förster sprechen im Eigelwald über die Verjüngung von Beständen. Dabei ging es auch darum, wie dem Klimawandel effektiv begegnet werden kann.
Engelsberg - Die Waldbauernvereinigungen Mühldorf und Traunstein und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten luden zu einem besonderen Sonntagsfrühschoppen ein und etwa 50 Waldbauern waren in den Eigelwald in der Nähe von Engelsberg gekommen, um Möglichkeiten der Verjüngung von Waldbeständen zu erläutern und durchzusprechen. Diese Möglichkeiten wurden anhand der dort vorhandenen Musterbestände im Wald von Hilarius Häusler, Wirt von Gallenbach, anschaulich dargestellt.
Fokus liegt auf Verjüngung der Wälder
Organisiert hatte die Aktion Försterin Sophia Vater, im Forstbereich Traunstein für Kommunikation und Pressearbeit zuständig, von fachlicher Seite waren die Förster Helmut Gattinger (Trostberg) und Wolfgang Mayer (Mühldorf) erschienen. Die Verjüngung von Waldbeständen spielt gerade im Hinblick auf den Klimawandel und den oft vorhandenen gleichförmigen Fichtenreinbeständen eine enorme Bedeutung. Nicht nur soll der Wald und dessen Wirtschaftskraft dauerhaft erhalten bleiben, sondern auch vor möglichen Schadereignissen gewappnet sein.
Dazu gehören neben Wildverbiss auch Orkane, Trockenheit oder Borkenkäferbefall. Dieser ist laut Sophia Vater überall präsent, auch den bayerischen Borkenkäfer-Hotspot hat sie miterleben müssen, als sie dienstlich drei Monate nach Kronach in Oberfranken abgeordnet war.
Dort gibt es bereits viele große Kahlflächen. Diese werden jetzt dort mit Rose und Holunder wieder bepflanzt, weil man erst wieder eine Schicht mit Moosen, Gräsern und Kräutern aufbauen muss, auf der später wieder Bäume gepflanzt werden können. In Oberfranken bestehen auch Probleme logistischer Art, nämlich die vielen infolge Borkenkäferbefalls gefällten Bäume aus dem Wald herauszutransportieren. Viele Forstwege sind durch das Befahren mit schweren Fahrzeugen zerstört.
Sporadisches Wachstum von Tannen und Eichen
Försterin Sophia Vater und ihre Kollegen Helmut Gattinger und Wolfgang Mayer führten die Waldbauern durch den Wald und diskutierten mit ihren Gästen zu den Themen Pflanzung, Vorbau und Kahlflächen. Mit dieser Veranstaltung wollten die beiden Forstämter demonstrieren, wie man heute Wälder gestalten und sie zukunftssicher machen kann. Wolfgang Mayer beschrieb das besuchte Waldgrundstück als 80-jährigen Fichtenbestand, in dem sporadisch Eichen oder Tannen wachsen, – durch Samenanflug.
Die jungen Setzlinge sind gefährdet, einerseits durch den Wildverbiss im Eigelwald hauptsächlich durch Rehe oder Hasen, zum anderen durch das sogenannte Verfegen, was bedeutet, dass sich Rehe an den jungen Bäumen reiben. Förster Wolfgang Mayer erklärt und demonstriert, wie dieser Schutz aussieht: „Ich kennzeichne die junge Eiche mit einem Holzstecken, markiere ihn mit einem blauen Band und schütze das Ganze mit ungewaschener Schafwolle“.
Große Bedeutung von Plastik
Werden die Baumpflanzen größer, können sie auch mit einer Schutzhülle aus Plastik überzogen werden, wobei Förster Mayer Plastik im Wald nicht gerne sieht. Auch Sprays werden von manchen Waldbauern als Schutzmittel verwendet.
Am aufwendigsten sind Schutzzäune, der Förster appelliert in diesem Zusammenhang an alle Waldbauern, kaputte Wildzäune umgehend zu entfernen, weil sich Waldtiere in den Drahtgittern leicht verfangen können und dann elendiglich zugrunde gehen. Die jungen Bäume müssen nach Angaben des Experten geschützt werden, bis sie eine Höhe von etwa 1,25 Meter erreicht haben.
Schlechtes Zeugnis für Fichten
Über den Vorbau referiert Försterin Sophia Vater: „Fichten, aber auch andere Bäume werden es in Zukunft schwer haben zu wachsen. Um es ihnen zu erleichtern, wird ein Vorbau gemacht. Junge Baumpflanzen leiden unter dem starken Verbiss, die Setzlinge müssen einzeln oder komplett auf einer Fläche geschützt werden“.
Nach Angaben der Försterin bleibt ein Wald zukunftsfähig, wenn er eine gute Baummischung mit verschiedenen Baumarten hat. Förster Helmut Gattinger empfiehlt, Kahlflächen im Wald zu vermeiden. Sind solche doch entstanden, sollten ihm zufolge dort lichtbedürftige Bäume angebaut werden. Im Eigelwald gebe es etwa 1000 Quadratmeter Kahlfläche. Nach zwei Stunden informativen Erkenntnissen gab es von Hilarius Häusler einen kulinarischen Abschluss mit Weißwürsten und Getränken.


