Startschuss für September 2024 geplant
Egglkofen will einen „Kindergarten ohne Dach und Wände“ bauen
Der Kindergarten im Egglkofener Kinderland ist übervoll. Deshalb muss sich die Gemeinde etwas einfallen lassen, um die Kinderbetreuung zu gewährleisten. Abhilfe soll ein neues Kindergartenmodell schaffen.
Egglkofen – Der Kindergarten im Egglkofener Kinderland ist derzeit überbelegt. Die Zahl der Kinder wird in der Gemeinde aber nicht weniger. Deshalb musste sich die Gemeinde etwas einfallen lassen: Sie hat die Weichen gestellt, um einen Waldkindergarten ins Leben zu rufen.
Waldkindergärten kommen im Nachbarlandkreis gut an
Bürgermeister Johann Ziegleder hat schon immer ein Faible für den Waldkindergarten gehabt. Deshalb hat er sich auch bereits mehrere Waldkindergärten im Nachbarlandkreis Landshut angeschaut. Dort haben nach Auskunft des Landratsamtes bereits neun Gemeinden einen Waldkindergarten. Sie kommen dort so gut an, dass es meistens Wartelisten gibt, hat Ziegleder bei seinen Besuchen erfahren. Im Landkreis Mühldorf gibt es laut Auskunft des Landratsamtes bereits einen Waldkindergarten mit zwei Gruppen in Gars am Inn.
Seit Beginn des Jahres hat sich Ziegleder intensiver mit der Idee auseinandergesetzt. Mittlerweile seien auch die Gemeinderäte, von denen einige anfangs skeptisch gewesen seien, von dem Konzept eines Waldkindergartens überzeugt. Die Idee des Waldkindergartens kommt aus Skandinavien und findet seit den 1990er Jahren auch in Deutschland größeren Anklang. Der Waldkindergarten wird häufig als „Kindergarten ohne Dach und Wände“ bezeichnet. Der wesentliche Unterschied zu konventionellen Kindergärten besteht darin, dass die Kinder ihren Kindergartenalltag fast durchgehend im Wald verbringen.
Waldkindergartenkinder sind bei jedem Wetter draußen
Die Aktivitäten im Freien finden bei jedem Wetter statt; Einschränkungen gibt es nur bei Witterungsbedingungen, die für die Waldkindergartenkinder gefährlich werden könnten. Dazu gehören beispielsweise Gewitter oder starker Frost. Vorgeschrieben sind in Deutschland „eine beheizbare Unterkunft in zumutbarer Nähe des Waldgebietes, in welcher Kinder und Erzieher bei sehr schlechten Witterungsbedingungen Schutz und Aufenthaltsmöglichkeit finden sollen. Hierzu dienen in der Regel ein beheizter Bauwagen oder eine Waldhütte“.
Im Waldkindergarten wird mit dem gespielt, was die Natur bietet
Im Waldkindergarten wird in der Regel auf handelsübliches Spielzeug verzichtet. Die Kinder spielen mit Naturgegenständen, die sie in ihrer Umgebung finden. Abgesehen davon sind Waldkindergärten „normale“ Kindergärten, in denen Kinder gebildet, begleitet und erzogen werden.
Wissenschaftliche Studien belegen: Kinder im Waldkindergarten sind gesundheitlich stabiler, haben weniger Unfälle und fallen sicherer. Der regelmäßige Aufenthalt der Kinder im Wald hat positive Auswirkungen auf die motorischen Fähigkeiten und wirkt sich positiv auf die Gesundheit (Lärmbelastung, Stress) aus. Gleichzeitig sind Kinder, die einen Waldkindergarten besucht haben, auf schulische Anforderungen nicht weniger gut vorbereitet als Kinder, die einen Regelkindergarten besucht haben.
Um einen Waldkindergarten einzurichten, muss die Gemeinde aber auch einen passenden Unterschlupf für die Waldkindergartenkinder bieten können. Bei der Sitzung des Gemeinderates wurden die ersten Weichen gestellt. Hinter dem Schützenheim der Fortunaschützen soll eine acht mal acht Meter große Holzhütte gebaut werden, in der ein Lagerraum, Toiletten und ein kleiner Aufenthaltsraum untergebracht sind. Von dieser Holzhütte aus sollen die Kinder dann in den nahegelegenen Wald wandern und dort den Vormittag verbringen. Im Wald soll auch ein Brotzeitplatz entstehen.
Dazu muss der Bebauungsplan „Sportanlage an der Harpoldener Straße“ entsprechend angepasst werden. Die Verwaltung hat sich mit dem Landratsamt im Vorfeld beraten und dabei erreicht, dass die Änderung „im vereinfachten Verfahren“ laut Baugesetzbuch durchgeführt werden kann.
Waldkindergarten soll im September 2024 starten
Deshalb ist Bürgermeister Johannn Ziegleder auch zuversichtlich, dass die Genehmigung bis zum Ende des Jahres vorliegt, sodass „nächstes Jahr im Frühjahr mit dem Bau angefangen werden kann“. Wenn es nach Ziegleder geht, soll „der Waldkindergarten im Herbst 2024 starten“. Angedacht ist, dass etwa 20 Kinder den Waldkindergarten besuchen können.
Organisationsform des Waldkindergartens noch nicht geklärt
Bis dahin muss aber auch geklärt werden, wie der Waldkindergarten finanziert werden soll. Ein Blick in den Haushalt zeigt, dass Egglkofen chronisch klamm ist und das wird sich in den kommenden Jahren nicht ändern. Ziegleder sagt in einem Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen, dass der Waldkindergarten „nicht über den Gemeindehaushalt laufen, sondern sich selbst finanzieren soll“. Ihm schwebt ein Modell vor, wie bei den meisten Waldkindergärten im Landkreis Landshut. Hier wird der Kindergarten als Verein geführt, der sich um die Finanzierung kümmert und sich selbst organisiert.
Der Gemeinderat befürwortete einstimmig das Projekt Waldkindergarten.