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Ein Blick hinter die Kulissen des Volksfestes

Wiesnwache Mühldorf: So läuft es mit der Video-Überwachung und das sind die häufigsten Einsätze

Wiesnwache Mühldorf BRK Polizei
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BRK-Bereitschaft und Polizei sorgen für einen sicheren Volksfestbesuch (von links): Patrick Edel und Jonas Küppers vor ihrem Rettungswagen; Hartmut Dobritz und Benjamin Bertsche beim Rundgang über den Festplatz.

Die Wiesnwache am Mühldorfer Volksfest ist ein Ort, an dem eigentlich kein Festbesucher landen will. Wer dort bei Polizei oder BRK aufschlägt, hat entweder etwas angestellt, ist Opfer geworden oder hat sich verletzt. Das OVB hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

Mühldorf – Die Festwache der Polizei gibt es seit 2022 im Betriebsgebäude der Eisbahn. „Früher waren wir in einem Container“, berichtet Polizeihauptkommissar Benjamin Bertsche, er ist Leiter der Wiesnwache und gehört jedes Jahr ab März zum Planungsteam im Vorfeld des Volksfestes. Die Wache sieht ein bisschen nach Sondereinsatzzentrale eines Fernseh-Krimis aus.

Drei Computer-Arbeitsplätze mit Trennwänden dazwischen, „damit Privatsphäre und Datenschutz gewahrt sind, wenn eine Anzeige aufgenommen oder jemand vernommen wird“, erklärt der Einsatzleiter. An die Trennwände sind Blätter geheftet – im Fall der Wiesnwache allerdings wenig spektakulär nur ein Übersichtsplan vom Festplatz und die Fahrpläne der Volksfestbusse.

Kameras überblicken den Festplatz

In einer Ecke, für keinen Außenstehenden einsehbar, sind an einem Tisch drei Bildschirme in Reihe aufgebaut. Heuer wird das Mühldorfer Volksfest zum ersten Mal videoüberwacht, worauf an den Eingängen mit Schildern hingewiesen wird. „Mit fünf Kameras hat unser Video-Operator den gesamten Festplatz im Blick“, so Bertsche. „Diese Überwachung ist rein präventiv, erst, wenn auf dem Platz etwas vorfällt, startet der Operator die Aufzeichnung.“ Er geht davon aus, dass alleine das Vorhandensein dieser Kameras, Besucher davon abhalten wird, strafbare Dummheiten zu machen.

Besuch auf der Wiesnwache von Polizei und BRK

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Bisher – das OVB hat die Wache am Dienstagabend besucht – ist das Volksfest für die Polizei recht friedlich verlaufen, was auch dem tagelangen Dauerregen geschuldet ist. Ein paar Platzverweise, Alkoholausfälle, ein Diebstahl aus einem Kassenhäuschen und gewalttätige Ausfälle forderten die Wachhabenden. Das Wochenende mit dem erwarteten Ansturm feierfreudiger Besucher könnte mehr Arbeit bringen.

„Es ist eine schöne Einsatzzeit“

Täglich ab 17 Uhr bis etwa 2 Uhr nachts ist die Wache in einer Schicht mit sechs Polizeibeamten besetzt. „Ist ein Delikt abzuarbeiten, kann es auch mal 4 Uhr früh werden. Das hier ist kein ‚9 to 5-Job‘“, weiß Bertsche aus Erfahrung, der schon fünf Tage auf dem Volksfest 2023 verbracht hat. „Ich mache das Volksfest sehr gern. Man trifft auf dem Platz auch mal Bekannte, mit denen man kurz reden kann. Es ist eine schöne Einsatzzeit.“ Die Polizisten, die auf der Wiesnwache ihren Dienst tun, melden sich oft freiwillig. Auch Polizeioberwachtmeister Hartmut Dobritz wollte das im Rahmen seiner Ausbildung heuer erleben und ist sehr angetan: „Nach der Theorie an der Polizeihochschule ist das hier für mich gelebte Praxis.“

Auch ein lockerer Spruch ist erlaubt

Die Fußstreifen sind mit Dienstwaffe, Schlagstock, Pfefferspray, Handfesseln, schusssicherer Schutzweste, Handschuhen zum Abtasten, Funkgeräten und einer Bodycam ausgerüstet. „Mit unseren regelmäßigen Runden in Zweierteams über den Platz und durch die Zelte zeigen wir Präsenz“, betont Benjamin Bertsche. Die Wiesn-Beamten könnten auch mal einen lockeren Spruch aushalten, wenn es nicht zu weit geht, schließlich ist Volksfest: „Die meisten Gäste feiern ganz normal, es gibt aber immer ein paar Ausreißer.“

Polizei und BRK tauschen „Kunden“ aus

Im Wiesn-Behördenhof am Eisplatz arbeitet die Polizei eng mit der BRK-Bereitschaft zusammen, die gleich nebenan untergebracht ist. Oft findet ein Austausch der „Kundschaft“ statt, berichtet Bertsche: „Zum Beispiel wird das Opfer einer Körperverletzung erst vom BRK verarztet und dann zur Vernehmung an uns weitergereicht oder umgekehrt. Je nachdem, was vorgefallen ist.“

BRKler opfern Urlaub und Freizeit

Das BRK ist vom ersten Anzapfen bis zum Feuerwerk täglich auf dem Volksfest im Einsatz. Was besonders bemerkenswert ist: Die dafür bereitstehenden rund 200 Frauen und Männer aus mehreren Ortsverbänden tun ihren Dienst hier rein ehrenamtlich! Bereitschaftsleiter Jonas Küppers und sein Stellvertreter Patrick Edel vom BRK-Kreisverband Mühldorf haben extra Urlaub genommen: „Wir machen das gern. In der Bereitschaft herrscht ein großes Miteinander, da ist jeder da, wenn er gebraucht wird und jeder kann sich auf den anderen absolut verlassen.“

Viele Stürze bei Regennässe

Diese BRK-Wache ist werktags mit bis zu acht Kräften, am Wochenende wird auf zehn bis 15 aufgestockt. In zwei Schichten wird täglich so lange gearbeitet wie bei der Polizei nebenan. Der Regen hat den Sanitätern bislang die meisten Patienten beschert. „Wir hatten viele Aufschürfungen an Knien und Armen, weil die Leute wegen der Nässe gestürzt sind“, sagt Küppers. Auch das Unwetter und der überschwemmte Festplatz haben für ein „bissl Arbeit“ gesorgt: „Zusammen mit Polizei und Feuerwehr sind wir über den Platz und haben die Besucher zu ihrer Sicherheit in die Zelte geschickt.“

Die am Eisplatz eingerichtete sogenannte „Unfallhilfsstelle“ UHS ist mit vier Liegepritschen eingerichtet. Darauf liegt jeweils ein „Kotzbeutel“, der aber auch bei Nasenbluten wertvolle Dienste leistet. Patrick Edel: „So können wir bei Verletzungen feststellen, wie viel Blut der Patient verloren hat, was für die Weiterbehandlung im Krankenhaus wichtig ist.“ Ein Sanitäter-Rucksack mit Material liegt aufgeklappt bereit. „Was von den Festbesuchern häufig gebraucht wird, ist Blasenpflaster“, da haben Küppers und Edel Erfahrung. „Das ist für diejenigen, die in neuen Trachtenschuhen auf die Wiesn kommen.“ Überhaupt sei Pflaster das meist eingesetzte Verbandsmaterial des Wiesen-BRK: „Das brauchen wir jedes Jahr meterweise.“

Süßigkeiten für die kleinen Patienten

Eingetretene Glasscherben und Bienen- oder Wespenstiche und ein zu viel an Alkohol gehören zum täglich Brot der BRK-Bereitschaft. Beim Besuch des OVB am Kindertag kommt eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn, der eine deutliche, schon blau gefärbte Beule an der Stirn hat. Er wird von einem Zweierteam in den Behandlungsraum geführt und versorgt. Danach marschiert der Junge schon wieder zurück auf den Festplatz. „Für unsere kleinen Patienten haben wir als Trostpflaster Luftballons oder Süßigkeiten vorbereitet“, verrät Jonas Küppers und lacht. „Die Süßigkeiten werden aber streng verschlossen aufbewahrt, nicht dass die Kollegen sie wegnaschen. Das ist auch schon vorgekommen.“

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