O Tannenbaum, o Tannenbaum!
Pestizide und lange Transportwege - Wie schädlich ist der Christbaum vom Fließband?
Rund 30 Millionen Christbäume werden jährlich in Deutschland verkauft. Viele stammen aus Riesen-Plantagen im Ausland. Nachhaltig ist das sicher nicht. Die Auswirkungen auf die Gesundheit stehen auf einem anderen Blatt.
Mühldorf - Der erste Weihnachtsbaum stand 1570 in einer Bremer Zunftstube, behängt mit Süßigkeiten, Äpfeln und Nüssen. Die Leckereien am Baum waren für die Kinder der Zunftgenossen bestimmt. Dieser Brauch breitete sich im 16. und 17. Jahrhundert in ganz Deutschland aus. Am Anfang hatte der Christbaum wenig mit dem Christentum zu tun. Die Menschen wollte in ihre Wohnstuben Licht in die langen dunklen Nächte um die Wintersonnenwende bringen und sich vor bösen Geistern schützen.
Saftige Strafen für Christbaumklau
Einen großen Wandel hat es in der Beschaffung von Weihnachtsbäumen gegeben: Während es vor 50 Jahren vor allem auf dem Land gang und gäbe war, einen Christbaum im eigenen Wald zu schlagen (oder noch besser in dem des Nachbarn), kauft man heute die Christbäume vor dem Supermarkt oder auf einer Plantage. Die Menschen der 50er und 60er-Jahre waren auf alles scharf, was im Dezember noch grün war – Buchsbaum, Stechpalme, Eibe, Fichte oder Tanne. Das geht heutzutage nicht mehr, wird man beim Christbaumklauen erwischt, bezahlt man eine hohe Strafe.
Nordmanntanne am beliebtesten
So stammen nach Schätzungen des Mühldorfer Försters Wolfgang Mayer nur mehr ein Prozent der bayerischen Weihnachtsbäume direkt aus dem heimischen Wald. Dieses Entnehmen von Bäumen aus dem eigenen Wald dient nebenbei bemerkt auch der Pflege des Waldes, dieser bekam dadurch mehr Licht und Luft. Mayer weiter. „Die heimischen Bäume sind nicht so perfekt wie die dänischen Nordmanntannen, die meiner Meinung nach geklont werden. Ein Baum sieht aus wie der andere. Die Käufer hier bei uns, vor allem die Frauen, haben hohe Ansprüche, wie ein Christbaum aussehen soll. Ein bayerischer Christbaum ist nicht so perfekt wie eine Nordmanntanne, ist dafür aber nachhaltiger und hat eine wesentlich bessere Ökobilanz“.
Nadelqualität und Duft wichtig
Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 30 Millionen Christbäume verkauft, am beliebtesten ist die Nordmanntanne. Sie stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und ist nach dem Botaniker Alexander von Nordmann benannt, er im 19. Jahrhundert in Finnland lebte. Ihre Nadeln stechen kaum und halten sehr lange. Dafür ist sie relativ teuer, der Meter kostet zwischen 18 und 24 Euro. Dies bestätigt auch Rudi Pfaffinger, der an der Straße nach Waldkraiburg eine Christbaumplantage betreibt: „90 Prozent der Christbäume, die ich verkaufe, macht die Nordmanntanne aus. Auch beim mir kostet der Meter zwischen 18 und 24 Euro. Was ich auch im Angebot habe, was aber weniger nachgefragt ist als die Nordmanntanne: Blaufichte, Schwarzkiefer und Korktanne. Dann gibt es noch die Küstentanne, die ursprünglich aus Amerika kommt, die aber auch bei uns heimisch ist. Sie hat flache lange Nadeln und verbreitet einen zitronenartigen Duft“.
Riesen-Plantagen im Ausland
Heute kommen die Christbäume aus riesigen Plantagen, vornehmlich aus Dänemark, aber vermehrt auch aus Polen. Sie werden in Monokulturen unter Einsatz von Chemie angebaut. Dort werden sie wegen der langen Transportwege schon viele Wochen vor Weihnachten geschlagen. Damit diese Bäume auch am Heiligen Abend noch schön frisch aussehen, müssen sie nach Angaben der Fachleute lange haltbar gemacht werden. Hier kommt der Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat ins Spiel. Sie sind nachgewiesen, aber nicht unbedingt akut gesundheitsschädlich. Man weiß aber nicht genau, wie sich die Pestizide in einem warmen Raum auswirken, vor allem auf Kinder oder Allergiker.
Bessere Ökobilanz bei heimischen Bäumen
„Nordmanntannen sind für Töpfe nicht geeignet“, so lautet das Fazit von Umweltdetektiv Alexander Dallmus vom Bayerischen Rundfunk. „Sie sind nicht nachhaltiger und können nach Ende der Weihnachtszeit oder im Frühling nicht im Garten eingepflanzt werden“. Wer sich noch genauer über dieses Thema informieren möchte, dem sei der äußerst hörenswerte Podcast „Welchen Christbaum kann man guten Gewissens kaufen?“ empfohlen, in dem der ‚Umweltdetektiv‘ Dallmus interviewt wird. Heimische Waldbauern, Förster und Christbaumverkäufer empfehlen natürlich, Christbäume aus der Region zu kaufen. Sie sind wesentlich frischer und in puncto Ökobilanz viel besser, da die Transportwege kürzer sind. Christbäume aus Dänemark haben logischerweise eine schlechte Ökobilanz.
Zusammengefasst kann man feststellen, dass wir weiterhin Christbäume aus Holz haben werden. Wie die Ökobilanz dieser Bäume aussieht, das muss jeder Verbraucher für sich selbst entscheiden. Grundsätzlich gilt, genau wie bei den Lebensmitteln: Will man einen nachhaltigen Baum mit günstiger Ökobilanz, muss man tiefer in die Tasche greifen. Förster Wolfgang Mayer empfiehlt auf jeden Fall, sich seinen Christbaum bei regionalen Anbietern zu kaufen.
