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Kein Urlaub von der Stange

Von Königen und Killerwalen – Eine Mühldorferin strampelt mit dem Rad bis nach Norwegen

Lea Mannel
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Lea Mannel daheim bei ihren Eltern in Mühldorf.

Wenn eine eine Reise tut, kann sie viel erzählen. Das gilt besonders für Lea Mannel aus Mühldorf. Sie hat von ihrer „Radtour“ ans Nordkap geradezu Abenteuerliches zu berichten.

Mühldorf – Was haben Lea Mannel aus Mühldorf und König Harald V. von Norwegen miteinander zu tun? Nun, da schmunzelt die 25-Jährige ein bisschen als sie verrät: „Auf meiner Radltour nach Norwegen kam plötzlich die königliche Flotte vorbei. An Bord König Harald, der mir und meinem Freund Basti freundlich zuwinkte.“

Tja, wer eine Reise tut, der kann halt was erzählen, sagt ein Sprichwort. Und genau so ist es bei Lea, die am 30. April mit Sack und Pack zu einer gewaltigen Tour per Drahtesel nach Norwegen aufgebrochen ist. Allerdings nicht von Mühldorf aus. Lea und Basti starteten in ihrem damaligen Wohnort Bad Mergentheim ihre Abenteuerreise, die sie bis nach Tromsö führte.

Lea und Basti auf ihrer großen Radltour.

Die sympathische Mühldorferin studierte in Würzburg Lehramt für Sozialpädagogik. Im Frühjahr konnte sie ihr Studium erfolgreich abschließen. Am 12. September steht die junge Frau erstmals in Nürnberg an einer Förderschule vor der Klasse. „Ich lebe gerne in Franken und freue mich daher über meine erste Anstellung“, betont sie und fügt an: „Weil meine Eltern beide Grundschullehrer sind und daheim oft über die Schule gesprochen wurde, wollte ich eigentlich niemals Lehrerin werden“. Aufgrund von Praktika an Förderschulen erwachte jedoch bei Lea die Freude an diesem Beruf, den sie nun tatsächlich ergriffen hat.

Fahrradtour wurde vom Witz zum Ernst

Um nach der ganzen Lernerei während des Studiums den Kopf frei zu kriegen, plante die 25-Jährige mit ihrem Freund eine Auszeit. Sie gibt zu, die Idee mit der Fahrradtour sei anfangs nur ein Witz gewesen, der sich jedoch schnell konkretisierte. Aber so mir nix, dir nix in Richtung Norwegen los strampeln, das geht natürlich gar nicht. Ein Gravelbike musste her samt ordentlicher Ausrüstung für die lange und größtenteils auch mühsame Strecke. „Das Equipment ging ordentlich ins Geld“, erklärt Lea. Alleine die Taschen seien recht teuer gewesen. Zelt und Planen ebenso, denn das junge Paar verbrachte die allermeisten Nächte unter freiem Himmel.

Einmal übernachteten die beiden in einer der offenen Hütten, die es in Dänemark und Schweden gibt.

Insgesamt waren sie 50 Tage unterwegs und legten dabei rund 2.900 Kilometer zurück. Fünf Tage Radlpause war alles, was sich die jungen Leute gönnten. Nach ihren ersten Etappenzielen Hamburg, Kopenhagen und Oslo staunte Lea Mannel, wie weit man es tatsächlich mit dem Fahrrad schaffen kann. Diese Erkenntnis sei ziemlich emotional gewesen. Sie schwärmt von den herrlichen Küsten Dänemarks und überhaupt von der Natur, die oftmals rau, aber wunderschön gewesen sei.

2.900 Kilometer in 50 Tagen haben Lea und ihr Freund zurückgelegt.

60 bis 70 Kilometer pro Tag

Wer 60 bis 70 Kilometer pro Tag radelt, braucht jede Menge Kalorien, das ist sonnenklar. Daher kochte sich das Paar in den Abendstunden auf offener Flamme meist Nudeln und Couscous. Süßigkeiten gingen ebenfalls weg, wie die warmen Semmeln. „In die skandinavischen Zimtschnecken habe ich mich direkt verliebt“, lacht Lea, die dann noch von einem weniger prickelnden Erlebnis berichtet. „Einmal“, so schildert sie, „übernachteten wir in einer der offenen Hütten, die es in Dänemark und Schweden überall gibt. Gegen sechs Uhr morgens weckte uns unfreiwillig eine Gruppe Männer, die ihren Vatertag feierten. Die Feuer, die sie entzündeten, brannten winzige Löcher in unsere Luftmatratzen, und leider auch in Zelt und Planen.“ Dem Paar blieb nichts anderes übrig, als diese Schäden mühevoll zu reparieren.

Fast vom Rad geweht

Eine andere Erinnerung an Schweden fiel positiver aus: „Eine Familie brachte uns Schokolade vorbei. Die Leute luden uns sogar zum Frühstück ein, was sehr schön gewesen ist.“ Von Oslo nach Trondheim sind Lea und Basti mit dem Zug gefahren. Schon beim Aussteigen wurden sie von Nieselregen und Kälte begrüßt. „Diese Witterung änderte sich selten, was bei mir durchaus dann und wann auf die Stimmung schlug“, gibt die 25-Jährige zu und ergänzt: „Einmal kämpfte ich mit einer Windstärke von rund 80 Stundenkilometern, da hatte ich tatsächlich Angst vom Rad geweht zu werden.“

An der Westküste begegnete dem Paar völlig überraschend die royale Flotte mit König Harald an Bord.

Als beeindruckend hingegen beschreibt Lea die paradiesische Landschaft und die Lofoten, die ihr einen, wie sie sagt, wahnsinnigen Moment bescherten. „In unserer Nähe tauchte urplötzlich eine Orca-Familie auf, das vergisst man nicht mehr.“ Dieses Erlebnis konkurriert mit dem ebenfalls überraschenden Auftauchen von König Harald, wie Lea sagt: „Basti und ich warteten an der Westküste auf eine Fähre, als wir am Hafen ein großes Polizeiaufgebot wahrnahmen.“

Winke-winke mit der Adelswelt

„Der Grund war die heran rauschende royale Flotte mit dem Königspaar an Bord.“ Ein kurzes Winke-winke mit der Adelswelt und schon holte das Paar die reale Welt wieder ein, die aber nördlich des Polarkreises auch ihre eigene Faszination hat. Weil es keine Sonnenuntergänge gibt, bleibt es Tag und Nacht hell. Dies sei zwar gewöhnungsbedürftig, aber auch irgendwie ergreifend.

Anstrengend hingegen präsentierte sich der norwegische Wettergott. Die damit verbundenen Strapazen veranlassten Lea Mannel und ihren Freund in der Stadt Tromsö die Abenteuerreise zu beenden. Das eigentliche Ziel, das Nordkap zu erreichen – es fehlten ihnen noch gut 600 Kilometer dorthin – ließ das Paar fallen.

„Einfach Vertrauen haben“

Daheim im Frankenland freut sich die Lehrerin jetzt wieder auf Routine und Alltag. Was bleibt von ihrer ungewöhnlichen Tour neben Bildern und Erinnerungen auf Dauer übrig? Da wird Lea direkt philosophisch und antwortet: „Einfach Vertrauen zu haben in Dinge, die im Leben passieren“.

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