Nachruf auf Mühldorfer Unternehmer
Vom Bauernsohn zum Reeder - Unternehmer Franz Fraundienst hat Mühldorf geprägt
Er war ein Unternehmer, der innovativ und voller Visioen stets etwas Neues probierte. Er war Tankstellenbetreiber, Lagerhausinhaber und Reeder. Vor allem aber war er Bauträger und hat das Aussehen des Mühldorfer Nordens mitgeprägt. Jetzt ist Franz Fraundienst mit 85 Jahren gestorben
Mühldorf – Es ist unmöglich, Franz Fraundienst auf eine Rolle, auf eine Tätigkeit, auf einen Verdienst festzulegen. Fast 40 Jahre lang hat er die Stadt Mühldorf mitgeprägt, vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren bestimmte er die Entwicklung im Baubereich entscheidend. „Mein Vater war ein echter Unternehmer“, sagt Sohn Franz, und in den Worten klingt große Anerkennung für das mit, was der Senior geschaffen hat.
Der Baumeister von Mühldorf Nord
In die Wiege war es dem Mettenheimer nicht gelegt. Er wurde auf einem Bauernhof groß, führte bis in die 1990er-Jahre das Fraundienstlagerhaus am Bahnhof, weil nur diese Tätigkeit den eigenen Vater zufriedenstellte. Dem Sohn aber wurde das schon bald zu wenig.
Er begann, als Bauträger zu arbeiten, betrieb Tankstellen in Mühldorf und Pocking, zwischenzeitlich auch eine Hühnerfarm. Er holte K&L-Rupert nach Mühldorf. „Er wollte immer was erreichen“, charakterisiert sein Sohn Franz, was den Vater antrieb.
Liebe zu Schiffen bringt Reederei nach Mühldorf
Auch auf einem Gebiet, mit dem wohl kaum einer gerechnet hat: Schon in den 1970er-Jahren entdeckte Fraundienst seine Liebe zu Schiffen und die Möglichkeit, als Reeder viel Geld zu verdienen. So entstand mit Conti eine der großen, weltweit arbeitenden Reedereien. Mit Sitz in Oberbayern.
Für Günther Knoblauch, in dieser Zeit lange Bürgermeister in Mühldorf, kam Fraundiensts Engagement als Reeder auch der Stadt zu Gute: „Das waren Vorhaben, die sich auf Mühldorf ausgewirkt haben“, sagt der Altbürgermeister. Der Verdienst aus der Reederei habe wesentlich dazu beigetragen, dass Fraundienst die Entwicklung der Stadt als Bauträger habe fördern können.
Viele Mühldorfer nennen Fraundienst-Häuser ihr Zuhause
Sohn Franz Fraundienst sagt es so: „Er hat ganz viel geprägt, vor allem in Mühldorf Nord.“ Dort baute Fraundienst zwei Jahrzehnte lang Dutzende von Doppel- und Mehrfamilienhäusern, seit dieser Zeit sind viele Mühldorfer in einem Fraundienst-Haus zu Hause. Altbürgermeister Knoblauch nennt ihn einen „Visionär mit sozialem Blick“. Er habe an der Entwicklung des „Mühldorfer Baulandmodells“ mitgearbeitet, Eigentum geschaffen, aber auch die Notwendigkeit von Mietangeboten erkannt.
Als Bauunternehmer beschränkte sich Fraundienst nicht auf Mühldorf, er war auch außerhalb der Stadt tätig. „Er war sehr innovativ, hatte ein breites Spektrum, war für alles offen und hat vieles ausprobiert“, sagt sein Sohn Franz. Dass dabei nicht immer alles gelang, stellt der Junior nicht infrage. Er betont: „Aber das meiste.“
Reederei verkauft
So waren auch die Schiffe lange Jahre eine verlässliche Einnahmequelle. Änderungen im Gesellschaftsrecht und in Steuerfragen machten es vor einigen Jahren aber notwendig, die Reederei an einen größeren Anbieter zu verkaufen. Denn auch auf den Weltmeeren setzt sich Größe durch.
K&L nach Mühldorf geholt
Weltweit tätig, weltweit unterwegs, ein Feriendomizil auf Marbella. Weggefährten sagen über Fraundienst übereinstimmend eines: „Er war sehr bodenständig“, nennt es sein Sohn. „Er war immer stolz, ein Mühldorfer zu sein“, meint Günther Knoblauch. Die Anekdote dazu: So lange es K&L am Mühldorfer Stadtplatz gab, kaufte Fraundienst dort ein.
Er engagierte sich über seine Wirtschaftsunternehmungen hinaus in der Stadt, unterstützte Vereine als Sponsor, war vor allem dem TSV eng verbunden. „Wenn er etwas als vernünftig angesehen hat, war er bereit, Geld zu geben“, sagt Knoblauch. Er hatte eine eigene Stiftung.
Eng mit der Stadt verbunden
In einigen Vereinen war Fraundienst selbst aktiv. Er spielte Tennis und Golf, fuhr Ski, war ein leidenschaftlicher Flieger. „Für ihn war es das Schlimmste, dass er das nicht mehr machen konnte“, sagt sein Sohn Franz. Der Vater erkrankte an Parkinson. Der Krankheit trotzte er bis zuletzt, wollte sich nicht ganz einschränken lassen. So lebte er seinen Bewegungsdrang weiter aus, war noch lange zu Fuß mit Walking-Stecken unterwegs.
Ehefrau am Heiligen Abend gestorben
Am Heiligen Abend 2009 musste sich Fraundienst von seiner Frau Erny verabschieden. Ein Verlust, der den Familienmenschen hart traf. Jetzt ist er im Alter von 85 Jahren gestorben. Um ihn trauern seine Kinder Franz Fraundienst und Petra Fecke mit ihren Ehepartnern und Kindern und Lebensgefährtin Christa Schreyer.