Neue Benutzungsordnung im Stadtrat
Mühldorfs Turnhallen werden teurer: Droht das Ende des Ligabetriebs?
Mühldorfs Stadtverwaltung will die Gebühren für die Sportstätten anheben. Ein Stadtrat zeigte sich alarmiert: Steht das Ende einer besonders erfolgreichen Sportart bevor?
Mühldorf – Stephan Schinko (Grüne) war in der jüngsten Sitzung des Stadtrates aufgewühlt, das war ihm bei aller Sachlichkeit anzumerken. Anlass war die neue Benutzungsordnung für den städtischen Turnhallen, die die Stadtverwaltung vorgelegt hatte. Darin enthalten: eine Gebührenerhöhung für die Hallen.
„Das sind für uns 6.000 Euro mehr“, rechnete Schinko vor, der zugleich Vorsitzender des Volleyball-Fördervereins ist. Sollte die Vorlage so durchgehen, dann, so war es zwischen den Zeilen zu vernehmen, stehe der Ligabetrieb der Volleyballer auf der Kippe. Diese Mehrkosten zu finanzieren: „Das ist nicht machbar.“
Erste Neuberechnung der Kosten seit 2003
Die Stadtverwaltung hatte nämlich vorgeschlagen, die Hallenmiete für ortsansässige Vereine für den ganzen Tag von bisher 50 Euro auf 100 Euro und den Stundensatz auf zwölf Euro anzuheben. Der bisherige Stundensatz stammt, so die Beschlussvorlage, noch aus dem Jahr 2003 und lag bei 10,42 Euro. Eine neue Berechnung ergab für 2022 tatsächlichen Kosten von 15,62 Euro je genutzter Hallenstunde.
Daher solle der normale Stundensatz für ein Hallenteil auf 16 Euro angehoben werden, so die Beschlussvorlage. Für ortsansässige Vereine soll er allerdings um ein Viertel auf zwölf Euro gesenkt werden. Als Tagessatz war für die ortsansässigen Vereine 100 Euro vorgesehen.
Diese Gebührenerhöhung rief Schinko auf den Plan. Bisher habe der Verein für die Hallen gar nichts zahlen müssen. Daher könne er auch mit dem Tagessatz von 75 Euro, den die CSU vorgeschlagen hatte, „nicht leben. Das ist für uns von null auf 75 Euro. Wir sollten eine erträgliche Regelung finden. Wenn man viele Mannschaften im Spielbetrieb hat, dann ist es eine Belastung, die man einfach nicht tragen kann.“ Die Volleyballer hätten im Erwachsenenbereich jeweils drei Damen- und Herrenmannschaften mit je zehn Spieltagen.
Aussicht auf Sonderregelung kann Besorgnis nicht nehmen
Bürgermeister Michael Hetzl (UM) schlug vor, dass für diese Fälle ein Antrag auf Sonderregelung gestellt werden könne. Doch auch das konnte die Besorgnis von Schinko nicht nehmen.
Im Übrigen verteidigte Hetzl die vorgeschlagene Höhe für den Tagessatz – gerade auch mit Blick auf den Stundensatz von zwölf Euro. „Wenn es nichts kostet, dann bucht jeder Verein die Hallen für den ganzen Tag.“ Das rechne sich, selbst, wenn der Verein nicht erscheine. Die Folge: „Dann gibt es keine Hallen mehr.“
Nicht die Gastronomie unterbieten
Auch sollten, so Hetzl, die Hallen nicht günstiger sein, als die Räume in der Gastronomie: Die wolle man „nicht unterbieten“, weil es diese Räumlichkeiten sonst überhaupt nicht mehr gebe. „Das kann nicht unser Interesse sein.“
Dem widersprach Claudia Hungerhuber (SPD): „Die Konkurrenz ist nicht gegeben.“ Es habe in 40 Jahren nur eine Kollision mit einem Wirt gegeben – und das aus Termingründen. Daher plädierte sie auch hier für die „moderate Anhebung“ auf 75 Euro.
Stefan Lasner hat rettenden Vorschlag
Damit war das Problem von Schinko und den Volleyballern aber noch nicht gelöst. Den entscheidenden Vorschlag machte schließlich CSU-Sprecher Stefan Lasner: „Es geht doch nur um den Ligabetrieb. Machen wir doch den Kinder-, Jugend- und Ligabetrieb pro Tag kostenfrei. Dann wäre das Thema erledigt. Es braucht keinen Antrag und die Verwaltung hat keine Arbeit.“
Am Ende stimmten die Stadträte einstimmig für die geänderte Benutzungsordnung. Außerdem soll der Stundensatz künftig alle vier Jahre neu berechnet und angepasst werden, um größere Anhebungen zu vermeiden.
Anhebung ist „nicht übertrieben“
Für Stefan Schörghuber, 1. Vorsitzender des TSV Mühldorf, ist die Anhebung der Gebühren „absolut vertretbar“. Das sei alles im Rahmen der normalen Preissteigerungen. „Das ist nicht übertrieben.“
So viel kosten jetzt Mühldorfs Sportstätten
Die Schulen, Feuerwehren sowie die Kinder- und Jugendabteilungen ortsansässiger Vereine können die städtischen Sportstätten weiterhin kostenfrei nutzen; die Erwachsenen zahlen für einen Hallenteil zwölf Euro in der Stunde beziehungsweise 75 Euro für den ganzen Tag. Für kulturelle und sonstige Veranstaltungen werden pro Tag künftig ebenfalls 75 Euro fällig. Für den Ligabetrieb ist die Hallennutzung den ganzen Tag kostenfrei. Auswärtige Vereine oder Einrichtungen zahlen für die Außenanlage sechs Euro und je Hallenteil künftig 16 Euro je Stunde beziehungsweise 200 Euro für den ganzen Tag.
Eine Nutzung nach 22 Uhr ist wegen der Hallenreinigung grundsätzlich nicht möglich; ebenso nicht in den Ferien, wie auch an den Wochenenden und Feiertagen. In diesen Fällen müssen die Vereine eigens mit der Stadt reden.
