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Fiese Blutsauger im Landkreis Mühldorf

Unterschätzte Gefahr: Ein Zeckenbiss vor 25 Jahren veränderte Erwin Geigolaths Leben radikal

Zecke Erwin Geigolath
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Zecken lauern in der Natur auf ihre Opfer und sind alles andere als harmlos. Erwin Geigolath wurde 1997 von einer Zecke gebissen und leidet seither an schwersten Folgen.

Der Frühling lockt nach draußen in die Natur. Dort warten schon die Zecken auf ihre Opfer für eine Blutmahlzeit. Die Folgen können lebensgefährlich sein, warnen das Gesundheitsamt und Veterinäramt; Erwin Geigolath erlebt es am eigenen Leib.

Mühldorf - Der Landkreis Mühldorf gilt seit Jahren als Risikogebiet, wenn es um die Übertragung von FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) durch Zecken auf Menschen geht. Dabei klingen die Zahlen gar nicht so dramatisch. „In den letzten zehn Jahren waren die FSME-Fälle stabil, mit maximal drei Fällen pro Jahr“, teilt das Gesundheitsamt Mühldorf auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen mit. „Die Borreliose-Fälle sind sogar rückläufig. 2013 waren es 55, in den Jahren 2021 und 2022 waren es jeweils 34 Fälle.“ Zu Todesfällen aufgrund der Infektionen ist es zum Glück nicht gekommen.

Der Waldkraiburger Erwin Geigolath (64) ist Opfer eines Zeckenbisses. Anfangs fühlte sich der Dachdecker nur schlapp und müde: „Ich bin 100 Meter gegangen und konnte keinen Meter weiter.“ Er ging zu verschiedenen Ärzten, ehe die Diagnose feststand: Borreliose; Ursache war ein Zeckenbiss. Das war 1997. Seitdem sitzt er im Rollstuhl. Seitdem hat er Schmerzen, muss er starke Medikamente nehmen, kann er vor Schmerzen trotzdem manchmal nur zwei bis drei Stunden schlafen.

„Anschauen, anschauen, anschauen!“

Zecken und ihre Gefahren seien nicht zu unterschätzen, warnt er: „Es gibt acht Arten und die werden immer gefährlicher. Verharmlosen ist der größte Fehler.“ Ein Zeckenbiss sei nicht zu unterschätzen, mit einer Erkrankung nicht zu spaßen „Es bleibt immer was hängen.“ Ein Freund von ihm sei als Folge eines Zeckenbisses gestorben. In München habe er in einem Krankenhaus Kinder gesehen, „die konnten sich nicht mehr bewegen.“

Daher sein dringender Appell nach jedem Spaziergang in der Natur: „Schaut Euch die Kinder immer von oben bis unten an! Anschauen, anschauen, anschauen! Lieber einmal zu viel als zu wenig.“ Und natürlich: „Impfen, impfen, impfen!“

Eine Zecke immer entfernen

„Wer von einer Zecke gebissen wurde, sollte das Tier mit einer Pinzette oder Zeckenzange möglichst nah am Kopf des Tieres entfernen“, rät das Gesundheitsamt. „Der Körper sollte möglichst nicht gequetscht werden, da es sonst zur Übertragung von Krankheitserregern auf den Menschen kommen kann. Wenn das nicht auf Anhieb klappt: Die Zecke zu entfernen ist immer besser, als sie zu belassen!“

Symptome ähneln einer Grippe

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Krankheit, ausgelöst durch eine Virusinfektion. Bei einer Erkrankung können sich die Hirnhäute und das Gehirn entzünden. Erste Symptome können hohes Fieber und Gliederschmerzen sein. Vereinzelt verläuft FSME tödlich.

Bissstelle genau beobachten

Die Bissstelle sollte man längere Zeit beobachten. Denn Lyme-Borreliose kommt in vielen Fällen mit eindeutigen Anzeichen daher. „Eine leichte Rötung nach dem Zeckenbiss ist normal und klingt in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab“, so das Gesundheitsamt Mühldorf.

Verdächtig ist es, wenn etwa sechs Wochen später eine ausgeprägte, teils kreisrunde Rötung auftritt, die eventuell „wandert“ - die sogenannte Wanderröte. Kommen dazu noch grippeähnliche Symptome wie Fieber, starke Kopf- und Gliederschmerzen, „ist der Gang zum Hausarzt angezeigt“. Als bakterielle Infektion kann Borreliose mit Antibiotika behandelt werden.

Gegen FSME hilft die Impfung

„Die wirksamste Methode gegen FSME ist die Impfung“, betont das Gesundheitsamt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Erwachsene alle fünf Jahre eine Auffrischungsimpfung. Doch längst nicht jeder ist geimpft: Das Robert Koch-Institut hat festgestellt, dass 98 Prozent der 2022 FSME-Erkrankten gar nicht oder unzureichend geimpft waren, also die Grundimmunisierung unvollständig war oder Auffrischimpfungen fehlten.

Haus- und Nutztiere als Überträger und die Riesenzecke

Können auch Haustiere an FSME und Borreliose erkranken und zu einer Gefahr für Menschen werden? „Während Hunde gegen Borreliose geimpft werden können, gibt es für sie keine Impfung gegen FSME“, erklärt das Veterinäramt Mühldorf. FSME-Fälle mit schwerem Verlauf treten bei Hunden nur selten auf. „Angst vor einer Ansteckung müssen Tierbesitzer nicht haben. Weder FSME noch Borreliose können vom Tier auf den Menschen übertragen werden.“

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kann ein Nutztier wie Ziege, Schaf oder Rind mit FSME für wenige Tage Erreger über die Milch ausscheiden und somit Menschen bei Verzehr von Rohmilch infizieren. Dies ist bei Borreliose nicht bekannt. Laut BfR sind aber keine Erkrankungsfälle bekannt, die auf den Verzehr erhitzter Milch zurückzuführen sind. Gesundheitsamt und Veterinäramt Mühldorf raten grundsätzlich vom Verzehr von Rohmilch aufgrund verschiedener Erreger ab. Pasteurisierung - Erhitzen auf mindestens 60 Grad - tötet Keime ab.

Die „Riesenzecke“ oder Hyalomma-Zecke wurde vermutlich aus tropischen Ländern über Zugvögel oder Reisende mit Haustieren nach Deutschland eingeschleppt. „Bisher wurde ein einziger Fall von Fleckfieber 2019 in Nordrhein-Westfalen gemeldet, der wohl durch die Hyalomma-Zecke übertragen wurde“, so Pressesprecher Haserer. Von einem flächendeckenden Risiko sei nicht auszugehen. „Diese Zeckenart ist in Deutschland höchst selten.“ Sie kann im vollgesogenen Zustand bis zu 25 Millimeter groß werden - der in Bayern verbreitete gemeine Holzbock schafft gerade mal 10 Millimeter.

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