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Unabhängig von Russland

Hackschnitzel statt Putin-Gas: Landkreis Mühldorf will eigenes Nahwärmenetz aufbauen

Hackschnitzel aus regionaler Produktion will der Landkreis zur Beheizung seiner Gebäude nutzen.
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Hackschnitzel aus regionaler Produktion will der Landkreis zur Beheizung seiner Gebäude nutzen.

Der Landkreis will Hackschnitzel aus der Region nutzen und so regionale Waldbesitzer, regionale Hackschnitzelerzeuger und regionale Lieferanten ins Boot holen.

Mühldorf – Der Landkreis will bis Ende 2024 ein eigenes Netz für die Nahwärmeversorgung seiner Gebäude aufbauen.

Als Brennstoff sollen Hackschnitzel aus der Region zum Einsatz kommen. Diesem Vorhaben stimmte der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zu.

Standort der künftigen Heizzentrale könnte ein Grundstück an der Herzog-Friedrich-Straße neben dem Städtischen Kindergarten II sein, das dem Landkreis gehört. Mit ans Nahwärmenetz sollen neben dem Landratsamt mit Nebengebäuden, dem Ruperti Gymnasium und der Berufsschule I auch das „InnKlinikum“, das Bildungszentrum Mühldorf der Handwerkskammer und die Wirtschaftsschule Gester. Entsprechende Absichtserklärungen zur Wärmeabnahme liegen bereits vor.

Möglicher Standort der Heizzentrale – das Grundstück der Herzog-Friedrich-Straße 21 gehört dem Landkreis.

Geringste Kosten, größte Einsparung

Laut Machbarkeitsstudie zur Wärmeversorgung – die erst dem Umweltausschuss vorgelegt und dann dem Kreistag von Vertretern der Fachfirma GP Joule vorgetragen wurde – ist eine Heizzentrale mit Hackschnitzel die wirtschaftlichste Variante. Neben der regionalen Wertschöpfung würde sie die langfristig geringsten Wärmekosten und die größte Einsparung von Emissionen bieten. Diese würde von aktuell 1474 Tonnen CO2 auf 147 Tonnen CO2 auf ein Zehntel reduziert werden können.

Die beiden anderen von GP Joule technisch und wirtschaftlich untersuchten Varianten – Biomethan-Blockheizkraftwerk und dezentrale Versorgung ohne Wärmenetz – wurden verworfen. Diese Studie wurde vom Freistaat Bayern mit 70 Prozent der Kosten gefördert.

„Wunderbarer Nebeneffekt“ der angestrebten Hackschnitzellösung, so Landrat Max Heimerl: „Damit steigert der Landkreis auch die regionale Wertschöpfung, denn bei der Nutzung von Hackschnitzeln aus der Region werden regionale Waldbesitzer, regionale Hackschnitzelerzeuger und regionale Lieferanten unterstützt. Arbeitsplätze werden gesichert und die Finanzkraft bleibt in der Region.“

Um die Hackschnitzel anzuliefern, bräuchte es pro Jahr entweder 84 Fuhren mit einem 90 Kubikmeter fassenden Lkw oder 127 Fahrten mit einem 50-Kubikmeter-Traktor. Im Winter an jedem zweiten Tag, weit seltener im Sommer. Alternativ könnte auch eine 300-Kubikmeter-Lagerhalle gebaut werden, um den Lieferverkehr zu verringern oder Lieferverzögerungen zu überbrücken. Dann müsste der Landkreis einen Radlader anschaffen und dafür eine Arbeitskraft abstellen.

Bau einer Lagerhalle überdenken

Kreisrat Ulrich Niederschweiberer (CSU): „Ich war erst skeptisch und freu mich umso mehr, dass die Nahwärme umsetzbar ist.“

Lorenz Salzeder (CSU) merkte an, dass der Heizkessel im Sommer zu groß sein könnte. GP Joule erklärte: „Die 1,3 Megawatt der Anlage sollen auf drei Kessel verteilt werden. Im Sommer können zwei davon stillgelegt werden.“

Michael Ackermann (B90/Die Grünen) sprach für die Waldbesitzer: „Es wird oft gefragt, ob Hackschnitzel nicht knapp werden. Das ist nicht der Fall. Die Fichte wird heute immer mehr mit Baumsorten ersetzt, die weniger Schnittholz, aber mehr Energieholz liefern.“

Josef Schöberl (WGW) hielt eine große Lagerhalle für Mühldorf für schwierig umzusetzen: „Häufiges Anliefern ist bei dem Verkehrsaufkommen, das wir in Mühldorf haben, doch kein Problem. Und wir sparen eine Arbeitskraft.“ Reinhard Retzer (ÖDP) regte die Einbindung von Solarthermie auf den Dächern der angeschlossenen Gebäude an.

Der einstimmige Kreistags-Beschluss lautet: „Die Verwaltung wird beauftragt, ein Wärmenetz für die Landkreisliegenschaften umzusetzen. Als Energieträger für die Wärmeerzeugung sollen Hackschnitzel aus der Region eingesetzt werden. Als Betreibermodell soll eine Gesellschaft mit anteiliger Beteiligung des Landkreises dienen.“

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