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Zwischen Herzen-Flut und Pumuckl-Folgen

„Papa muss liefern“: Erbitterter Kampf um Adele-Karten – so wurde ich zum Held meiner Töchter

Ein vierstelliger Warteplatz für Konzertkarten von Adele? Nach Warteposition 420.000 am Vortag klingt das vielversprechend.
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Ein vierstelliger Platz in der Warteschlange für Adele-Konzertkarten? Nach Warteposition Nummer 184.031 am Vortag klingt das vielversprechend.

2,2 Millionen Fans hatten sich angemeldet, um im „Pre-Sale“ Tickets für eines der zehn Konzerte von Adele in München zu ergattern. OVB-Redakteur Josef Enzinger hat den Kampf aufgenommen, um seine Töchter glücklich zu machen. Nichts für schwache Nerven!

Mühldorf – Adele singt in München. Nicht ein Konzert, nicht zwei, am Ende werden es zehn sein, wofür die britische Sängerin im August 2024 in die Landeshauptstadt kommt. Auf dem Gelände der Messe München wird Adele auf einer gewaltigen Open-Air-Bühne auftreten, die ausschließlich für diese besonderen Konzerte geschaffen wurde. Die Arena bietet eine Kombination aus bestuhlten Tribünen, Sitz- und Stehplätzen. Kapazität: rund 80.000 Fans pro Abend.

Papa muss liefern

Schon am Tag der Ankündigung ihrer Konzerte herrscht im Drei-Mädel-Haus in Mühldorf Euphorie. Weltstar Adele in Deutschland. Unmittelbar vor unserer Haustür. 800.000 Karten werden auf den Markt geworfen. Irgendwie muss es möglich sein, vier davon zu ergattern! Die Vorgabe der Töchter – 13,16 und 18 Jahre – ist klar formuliert: Versagen wird nicht geduldet. Der Papa muss liefern.

Erster Versuch über Ticketmaster

Doch das ist gar nicht so einfach bei rund 2,2 Millionen Fans, die sich vor dem offiziellen Ticketverkauf, der am Freitag, 9. Februar, beginnt, bereits im sogenannten „Pre-Sale“ die gewünschten Karten sichern wollen. Dazu muss man sich nur auf der Plattform „Ticketmaster“ registrieren. Das funktioniert völlig unkompliziert, ein Link kommt per E-Mail. Alles ist bereit für den Vorverkauf, der am Mittwoch in drei Zyklen stattfinden wird. Um 10 Uhr, um 14 Uhr und auch um 18 Uhr werden der Reihe nach Kontingente für einzelne Konzerttage unter die Leute gebracht.

Den 10-Uhr-Termin verpasse ich. Bei der nächsten Charge aber bin ich dabei. Knapp eine halbe Stunde früher, um 13.35 Uhr klicke ich mich in den Warteraum. Das iPad muss herhalten, der Rechner wird hochgefahren, gleichzeitig der regelmäßige Check via Smartphone. „Du erhältst automatisch einen Platz in der Warteschlange, sobald der Vorverkauf startet.“ Das klingt vielversprechend. Tatsächlich wird Punkt 14 Uhr die Prozedur gestartet. Der Blick auf die Position in der Warteschlange, die sich alle 30 Sekunden aktualisiert, sorgt zunächst für Ernüchterung. 184.031 sind vor mir in der Schlange.

„Nur“ 64.502 vor mir

Das iPad strahlt da schon mehr Zuversicht aus: Immerhin, „nur“ 64.502 Fans vor mir. Jetzt heißt es abzuwarten. Alle 30 Sekunden werden es 300 bis 500 weniger Wartende. Es zieht sich. Doch je weniger anstehen, umso schneller scheint es zu gehen. Um 15.48 Uhr sind es noch 22.677, sechs Minuten später nur noch 12.699. Die Aufregung steigert sich von Minute zu Minute. Hoffentlich bleibt das Netz stabil. Der Countdown läuft. Nur noch 51, nur noch 23, dann ploppt das nächste Fenster auf. Es ist 15.58 Uhr, als es heißt: „Sorry, das Event existiert nicht weiter in unserer Datenbank!“ Verdammt, zwei Stunden alle Bildschirme verfolgt, umsonst. Das gleiche Schicksal ereilt mich auch auf Smartphone und PC. Der Countdown läuft immer schneller, bevor es heißt: Upps, keine Karten mehr verfügbar. Zu diesem Zeitpunkt werden bereits Karten und Hotelzimmer rund um München zu horrenden Preisen auf Ebay angeboten.

Der Frust ist groß, wird aber durch die Erleichterung kompensiert, sich viel Geld gespart zu haben. 75 bis 120 Euro kostet ein Ticket weit weg von der Bühne, zwischen 150 und 230 rückt man etwas dichter ran. Gehts noch? Dabei ist das noch nicht die Spitze des Eisbergs. Je näher man bei Adele sitzt, umso teurer wird‘s. 185 Euro, 275 Euro, 370 Euro. Wer die „Platin“-Kategorie wählt, darf sogar 540 Euro hinblättern.

Mund abwischen, weitermachen

Ich google nach Alternativen. Tatsächlich gibt es die. Denn auch als Magenta-Kunde bei Telekom oder als Abonnent des Max-Pakets von RTL+ kommt man in den Genuss des Pre-Sales. 9,99 Euro im Monat, monatlich kündbar? Einen Versuch ist es wert. Doch die Zeit am Donnerstagmorgen drängt etwas. Um Punkt 10 Uhr werden die nächsten Karten auf den Markt geworfen. Das Abo bei RTL+, ist schnell abgeschlossen. Da ist es aber schon 10.02 Uhr. Sollte es mit den Adele-Karten nichts werden, dann gibt es wenigstens die neuen Pumuckl-Folgen, die sonst kein anderer Streaming-Dienst anbietet. Ein schwacher Trost.

Die Hoffnung ist nach den Erfahrungen des Vortages minimal. Umso überraschender mein Platz in der Warteschlange, als es plötzlich losgeht. Nur 6.972 vor mir. Nach 16 Minuten nur noch 1620. 19 Minuten nach Verkaufsstart steh ich auf Platz 698. Kann das sein? Anspannung macht sich breit. Dann geht alles ziemlich schnell. Plötzlich geht ein Fenster auf, auf dem die gewünschte Kategorie angeklickt werden kann. Natürlich versuche ich die billigste Kategorie. Vier Karten sind maximal möglich. Es geht ein neues Fenster auf, verbunden mit dem Hinweis, dass diese Tickets nicht zur Verfügung stehen. Man hat die Wahl: Auf die Warteliste setzen lassen oder die Auswahl erneuern. Ich entscheide mich für Letzteres. Mein Gott, dann eben vier Karten der nächsten Kategorie. 150 bis 220 Euro. Puh, aber wenns die Kinder glücklich macht. Außerdem haben sie ja versprochen, dass sie etwas beisteuern wollen. Doch erst einmal Fehlanzeige. Das Spiel geht dreimal, viermal so weiter.

Hoffentlich schmiert der Rechner nicht ab

Ich reduziere die Kartenanzahl, erhöhe sie wieder, plötzlich rechnet der Browser. Da baut sich was auf: Die Bestellung wird bestätigt. Jetzt ja keine Fehler machen. Der Countdown läuft. Zehn Minuten, dann muss die Bestellung abgeschlossen sein. Die Plätze seien nicht zusammenhängend. Zwar in einer Reihe, aber eben nicht nebeneinander. Egal, man muss Kompromisse eingehen. Adresseingabe, Anmeldung via Paypal verifizieren. Und schon kommt auch nach kurzer Zeit die Bestätigung. Ich kann es noch gar nicht fassen. War‘s das jetzt schon?

„Vielen Dank für die Bestellung. Sie können diese Seite nun ausdrucken“, heißt es im Browser. Erst mal ein Screenshot, ab in die Familiengruppe. Der Papa wird‘s schon richten, denke ich mir, ein Held ist geboren. Die Reaktion folgt auf dem Fuß. Herzen-Smileys überfluten mein Smartphone. Die 16-Jährige, die gerade ein Collegejahr im zehn Stunden entfernten Brisbane absolviert, meldet sich im Videochat, johlt vor Freude, tanzt mit ihrer norwegischen Gastschwester. Das Glück ist nicht zu fassen.

Wer noch keine Karte hat, muss nicht betrübt sein: Heute beginnt der Vorverkauf beim Anbieter Eventim. Ab 10 Uhr. Toitoitoi an alle anderen Väter, die ihre Töchter glücklich machen wollen.

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