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Quo vadis, Kirche?

„Uns ist das nicht egal“: Rekorde bei Kirchenaustritten - Mühldorfs Geistliche in Sorge

Pfarrer Ulrich Bednara möchte am Schicksalsrad drehen. Er schreibt eindringliche Briefe an diejenigen, die der Kirche den Rücken zuwenden und zeigt Konsequenzen auf.
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Pfarrer Ulrich Bednara möchte am Schicksalsrad drehen. Er schreibt eindringliche Briefe an diejenigen, die der Kirche den Rücken zuwenden und zeigt Konsequenzen auf.

Die Kirchenaustritte in Bayern liegen auf hohem Niveau. Da bildet auch der Landkreis Mühldorf keine Ausnahme. Über Enttäuschung, Traurigkeit und den Versuch, die verlorenen Schafe wieder einzufangen.

Mühldorf - Pastoralreferentin Claudia Stadler von der Mühldorfer Pfarrei St. Laurentius spricht von Traurigkeit und Erschütterung im Hinblick auf die Zahlen an Kirchenaustritten, die im ersten Halbjahr bereits über die Tische des Pfarrbüros wanderten.

„Ich spüre dahinter so viele Geschichten, Erlebnisse und Enttäuschungen“, sagt sie und ergänzt: „Jeder, der von der Stadtkirche Mühldorf austritt, bekommt von Pfarrer Roland Haimerl einen Brief. Kenne ich den Bürger, so füge ich eine kleine handgeschriebene Karte dazu.“ Fast immer, so die Pastoralreferentin, würde sie einen persönlichen Brief oder einen Anruf erhalten. Das seien dann meist intensive und gute Gespräche.

Nach Austritt Brief vom Pfarrer

Claudia Stadler sowie die Diakone Ulrich Bednara und Franz Eisenmann schmerzt es, dass ein Kirchenaustritt schnell und anonym auf dem Standesamt passiert und nicht im Pfarrbüro. „Diese Praxis wird nur in Deutschland angewandt“, erklärt Dekan Bednara aus Gars. Grundsätzlich verstehe er die Enttäuschung vieler Menschen hinsichtlich der äußeren Form der katholischen Kirche. Dies sei zu respektieren. In den Briefen, die Ulrich Bednara an die Ausgetretenen schreibt, zeigt er auch die Konsequenzen auf, die dieses Handeln mit sich führen.

Da geht es um Sakramente und um Beerdigungen. Dann könne man halt keinen Tauf- oder Firmpaten mehr machen. „Allerdings“, so fügt der Garser hinzu, hätte er kein Problem, einen von der katholischen Kirche ausgetretenen Verstorbenen zu beerdigen. Es sei denn, dieser hätte es ausdrücklich im Vorfeld abgelehnt. Wissen Angehörige nichts von dessen Austritt, wären Verwandte oft ziemlich überrascht. Etwas überspitzt formuliert gibt Bednara zu bedenken: „Vom Förster kann man sich halt nicht begraben lassen.“

Kirche vor der Haustür nicht für Verfehlung verantwortlich

Für Dekan Franz Eisenmann aus Neumarkt-St. Veit ist die Zahl der Kirchenaustritte in seiner Stadt besorgniserregend. „Wir hatten Ende März schon so viele Abmeldungen wie das gesamte vergangene Jahr. Momentan sind es wieder weniger Austritte.“

Eisenmann freut sich hingegen über zahlreiche Taufkinder, deren Eltern sich auch in dieser anstrengenden Zeit bewusst für eine Taufe entscheiden. Die bescheinigen dem Kirchenpersonal vor Ort gute Arbeit. Für Verfehlungen anderenorts sei die Kirche „vor der Haustüre“ nicht zur Verantwortung zu ziehen. „Wer der Kirche den Rücken kehrt“, erläutert Ulrich Bednara, könne auch nicht mehr an deren Gestaltung mitwirken. Der Dekan vergleicht dies mit einem renovierungsbedürftigen Haus und akzentuiert: „Die Menschen, die ausgetreten sind, müssen halt von außen zuschauen wie sich das Haus verändert.“

„Uns ist es nicht egal“

Die Mühldorfer Pastoralreferentin unterstreicht, wie schade sie es findet, dass Menschen, die oft ein echtes Interesse am Glauben hätten, in den kirchlichen Strukturen und in den Pfarreien ihren Platz nicht mehr sehen. Sie freue sich aber über jeden Einzelnen, der sich auch in dieser Zeit trotz Enttäuschung und Kritik zur Kirche bekennt und sich darauf einlässt, diese mitzugestalten mit der eigenen Person, der eigenen Geschichte und dem eigenen, ganz persönlichen Glauben.

Was Dekan Eisenmann noch ins Feld führt: „Oft glauben die Menschen, die unsere Gemeinschaft verlassen haben, wir würden das gar nicht mitbekommen.“ Dies sei natürlich nicht der Fall. „Außerdem ist es uns nicht egal, wenn wir Kirchenmitglieder verlieren“, stellt Franz Eisenmann klar.

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